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Bundestagswahl

TWenn der Kandidat zu Hause bleibt: AfD-Wahlparty ohne Sebastian Sieg

Die AfD-Wahlparty in Spaden. Bundestagskandidat Sebastian Sieg war nicht dabei.

Die AfD-Wahlparty in Spaden. Bundestagskandidat Sebastian Sieg war nicht dabei. Foto: Masorat

Die AfD kann ihr Ergebnis bei der Bundestagswahl verdoppeln. Doch die Stimmung im Kreis Cuxhaven bleibt eher mau. Kandidat Sebastian Sieg bleibt der Wahlparty fern. Er verbringt den Abend in Drochtersen.

Von Jan Iven Montag, 24.02.2025, 06:00 Uhr

Kreis Cuxhaven. Die AfD im Kreis Cuxhaven wartet am Wahlabend gar nicht erst auf ihren Kandidaten. Sebastian Sieg hatte bereits im Vorfeld durchblicken lassen, dass er nicht zur Wahlparty kommen würde.

Stattdessen wollte der 40-Jährige die Hochrechnungen lieber zu Hause in der Gemeinde Drochtersen verfolgen – ohne die anderen AfD-Mitglieder aus Cuxhaven, die sich am Wahlabend in einem Lokal am Spadener See trafen.

Kein Kommentar zum Fernbleiben des Kandidaten

AfD-Kreisvorsitzender Ralf Bendig will sich nicht zum Fernbleiben des eigenen Kandidaten äußern. Der Kandidat habe seine Stärken und Schwächen. Bei den ganzen Anfeindungen sei es für die AfD auch gar nicht so einfach, überhaupt Bewerber zu finden, die sich einen Wahlkampf antun wollen.

Bei der Aufstellung sei auch nicht klar gewesen, dass Sebastian Sieg nicht zur Wahlparty kommen würde. Einen Streit habe es aber nicht gegeben, versichert Ralf Bendig.

Sei‘s drum. Die Chancen von Sebastian Sieg, auf dem Listenplatz 19 oder als Direktkandidat tatsächlich in den Bundestag einzuziehen, tendieren trotz der Verdopplung des AfD-Ergebnisses auf rund 20 Prozent ohnehin gegen null.

Doch trotz des starken Zuwachses will bei der AfD im Kreis Cuxhaven keine richtige Feierlaune aufkommen. Die Stimmung bleibt eher norddeutsch kühl. Der Mann mit der Technik kommt erst kurz vor den ersten Hochrechnungen um 18 Uhr. Später fällt das Bild der Wahlberichterstattung aus. „Manche hätten sich vielleicht ein Ergebnis von mehr als 21 Prozent erhofft“, sagt Kreisvorsitzender Bendig.

Doch am Ende hätte auch das keinen Unterschied gemacht. Mit der in Teilen rechtsextremen AfD will keine andere Partei koalieren. Das weiß man natürlich auch in Cuxhaven. Der eine oder andere sieht das gute Abschneiden daher eher als Zwischenschritt zur nächsten Bundestagswahl. Dann, so die Hoffnung, führe kein Weg mehr an der AfD vorbei.

Der AfD-Kreisvorsitzende Bendig war selbst mal in der SPD und gibt sich möglichst moderat. „Ich wäre ganz bestimmt in keiner Partei mit Extremisten“, betont er. Dass mehrere AfD-Landesverbände vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurden, beeindruckt ihn nicht.

Auch nicht, dass im Laufe des Jahres möglicherweise die gesamte Partei als rechtsextrem eingestuft wird. „Wir wissen ja, dass die Behörden von der Regierung abhängig sind“, sagt er.

AfD-Kreisvorsitzender glaubt nicht an Koalition mit der CDU

An eine mögliche Koalition mit der CDU glaubt er nicht. „Friedrich Merz hat sich da zu sehr festgelegt. Er würde seine Glaubwürdigkeit verlieren“, sagt Bendig. Auf kommunaler Ebene sei man da schon weiter. Bendig hat nach eigenen Angaben gute Kontakte zu CDU-Politikern im Kreis. Mit denen werde eine Zusammenarbeit vielleicht irgendwann möglich sein. Welche Politiker er meint, sagt er allerdings nicht.

Gerade in der Landwirtschaftspolitik gebe es viele Gemeinsamkeiten. „Ich war selbst mal Hobby-Landwirt“, sagt er. Die vielen Auflagen machten den Bauern das Leben schwer. Das wolle die AfD ändern und erhalte daher von den Landwirten immer mehr Zustimmung, sagt Bendig.

Mit Ausländern gebe es im Landkreis weniger Probleme. „Wir haben zuletzt sogar einen Inder in die Partei aufgenommen“, sagt Bendig. Was macht ein Inder bei der AfD? „Ihn stört die wachsende Kriminalität“, so der Kreisvorsitzende.

Dann gibt es doch noch eine emotionale Reaktion auf der AfD-Wahlparty. Doch es ist keine Freude, eher – man muss es wohl so sagen – Hass. Auf der Leinwand feiert Linken-Politikerin Heidi Reichinnek gerade das überraschend gute Abschneiden ihrer Partei. „So ein Gesicht kann nicht mal eine Mutter lieben“, sagt ein AfD-Sympathisant.

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