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Psychische Störung

T„Werde in meiner Wohnung verstrahlt“: Mann nach Messerangriff vor Gericht

Sicherungsverfahren vor dem Landgericht Verden: Ein 43-Jähriger wird beschuldigt, eine ihm unbekannte 19-Jährige mit einem Messer angegriffen zu haben.

Sicherungsverfahren vor dem Landgericht Verden: Ein 43-Jähriger wird beschuldigt, eine ihm unbekannte 19-Jährige mit einem Messer angegriffen zu haben. Foto: Sina Schuldt

Im Wahn soll ein 43-jähriger Mann auf dem Bahnhof in Hodenhagen eine 19-jährige Frau mit einem Messer angegriffen haben. Gestern startete vor dem Landgericht Verden das Sicherungsverfahren.

Von Wiebke Bruns Donnerstag, 07.08.2025, 14:50 Uhr

Verden. Der Tatvorwurf lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung, aber dem Beschuldigten droht kein Gefängnis, sondern die unbefristete Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Auslöser war der Antragsschrift zufolge ein Telefonat, das die damals in Bad Fallingbostel wohnhafte 19-Jährige mit ihrem Freund geführt hatte. „Weil der Beschuldigte infolge seines Wahns glaubte, dass davon eine Gefahr für ihn ausgehen würde, stach er etwa zwölf Mal auf die Geschädigte ein“, verlas der Staatsanwalt.

„Multiple Schnittverletzungen“ habe er der Frau mit der 9,7 Zentimeter langen Klinge zugefügt. In den Rumpf nahe der Leber, in die linke Flanke und in den Hals habe er gestochen. Die Lunge sei verletzt worden. Durch Schnitte soll die heute 20-Jährige Nerven- und Sehnenverletzungen sowie eine Fraktur an den Händen erlitten haben.

Einstweilig in psychiatrischem Krankenhaus untergebracht

Nach der Tat wurde der Mann einstweilig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Geäußert hat er sich gestern selbst zu den Tatvorwürfen. Er werde in seiner Wohnung, in die sieben Mal eingebrochen worden sei, „verstrahlt“. Morddrohungen will er erhalten haben.

Seinen Hund und sein Kind habe man ihm weggenommen. „Gedisst und beleidigt“ worden sei er. „Überall, egal wo ich war.“ Außerdem sei er aus dem Energiefeld gerissen und seitdem mit der Erde verwurzelt. Nun könne jeder seine Gedanken lesen.

In seiner Wahrnehmung wurde er am Bahnhof Hodenhagen von der Frau als „Assi“ beleidigt und die Frau habe ebenfalls ein Messer gezogen. „Es war im Prinzip nur Notwehr“, meint der psychisch kranke Mann. Von einem Angriff der Frau und einem zweiten Messer war seitens Polizei und Staatsanwaltschaft jedoch nie die Rede.

Die Frau habe, scheinbar am Ende, auf den Gleisen gelegen, hielt ihm die Richterin vor. „Ich habe sie dahin geschubst. Um sie loszuwerden, weil wir uns gegenseitig angegangen sind“, sagte der 43-Jährige. Teil der Tatvorwürfe ist ein Schubsen jedoch nicht.

Täter war das Risiko seines Handelns bewusst

„Ich würde niemals darauf kommen, jemand anzufassen, aber das war zu viel für mich“, sagte der Beschuldigte. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, ob ihm bewusst war, dass die Frau hätte versterben können, antwortete er: „Das war mir klar.“ Er wisse, was die Frau für Verletzungen erlitten hat. „Ja, ich habe sie ausgeführt. Es tut mir leid.“ Warum er sich in Hodenhagen aufgehalten hat, wurde nicht hinterfragt. Die Geschädigte arbeitete dort als Tierpflegerin.

Laut der Antragsschrift handelte der 43-Jährige im Zustand einer „akut dekompensierten paranoiden Schizophrenie“. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Schuldunfähigkeit zum Tatzeitpunkt aus. Dies bedeute aber auch, dass „erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind“. Deshalb sei seine Unterbringung in einem psychiatrische Krankenhaus anzuordnen.

Von dort wurde der Mann zum ersten von insgesamt sechs geplanten Verhandlungstagen gebracht. Am morgigen Mittwoch sollen die ersten Zeugen aussagen. Ein Urteil wird noch diesen Monat erwartet. (mkr)

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