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TWie Bäcker Schrader Personal hält: „Die wichtigste Zutat bist du“

Thorben Kalthoff vor der Galerie der Mitarbeiter am Standort Apensen.

Thorben Kalthoff vor der Galerie der Mitarbeiter am Standort Apensen. Foto: Strüning

Bäcker Schrader mit Sitz in Apensen wächst ständig. 370 Menschen arbeiten für ihn. Damit die sich wohlfühlen, hat der Betrieb vor zehn Jahren ein besonderes Projekt gestartet.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 16.04.2025, 05:50 Uhr

Stade. Thorben Kalthoff ist Bäckermeister und gehört heute zum Führungsteam bei Bäcker Schrader. Eine genaue Funktionsbeschreibung führt er nicht. „Wir verzichten hier auf Titel.“ Er hat die Produktion im Blick, die Produkte und vor allem die Menschen, die sie täglich herstellen. Das ist wohl ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von Schrader.

Das Du auch zum Kunden wollten die Mitarbeiter

Kalthoff muss in der geschäftigen Osterwoche selbst mit anpacken. Für ihn gehört das dazu als Mitglied der „leadershipgroup“. Nahe an den Abläufen sein, nahe an den Menschen.

Bei Schrader gehört auch das Du dazu. Erst intern, dann später auch zur Kundschaft, wenn die nicht widerspricht. Das wollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst so. Denn die haben Mitsprache- und Vorschlagsrecht.

Pilotgruppe heißt das Zauberwort, mit dem die Angestellten an der Unternehmensleitung beteiligt werden. Aus jedem Bereich werden Vertreter geschickt: Verkauf, Backstube, Konditorei, Versand, Verwaltung und Gebäudemanagement und -pflege sind vertreten. Mit dabei sind auch Auszubildende. Die Unternehmensleitung bleibt der Runde fern, die Kollegen können sich frei entfalten. Die Pilotgruppe trifft ihre eigenen Entscheidungen und trifft sich einmal pro Jahr mit der Geschäftsführung. Die Vorschläge werden diskutiert, verworfen oder umgesetzt. Das erhöht die Identifikation mit dem Laden.

„Wir sind jung, modern und innovativ.“

Die Mitarbeiter sollen erfahren, wie der Laden tickt, heute gern als „Mindset“ beschrieben. Kalthoff: „Wir sind jung, modern und innovativ.“ Allein schon der industrielle Charakter der Filialen mit ihren Cafés ziehe junge Menschen an. Viele arbeiteten als Aushilfskräfte zum Beispiel während des Studiums hier. Die Belegschaft ist vergleichsweise jung. Im großen Kalender für Mitarbeiter in Backstube, Konditorei und Versand sind die Geburtstage eingetragen. Die runden sind eingekreist, meistens eine 30.

Die Auszubildenden lernen in ihrer eigenen Backstube. Hier können sich auch Kinder regelmäßig beim Backen ausprobieren.

Die Auszubildenden lernen in ihrer eigenen Backstube. Hier können sich auch Kinder regelmäßig beim Backen ausprobieren. Foto: Schrader

Daneben hängt das große Board „Gemeinsam Schtark“. Das wird bewusst mit „sch“ geschrieben wie Schrader. Die Kolleginnen und Kollegen kleben hier auf Zetteln ihre Vorschläge für bessere Abläufe an die Wand. Oder aber auch in die Rubrik: „Das läuft super.“

Wer Fehler macht, werde nicht beschimpft. Kalthoff: „Hier fliegen keine Bleche, hier wird nicht geschrien.“ Fehleranalyse sei dann angesagt. Und wie es besser laufen könnte. Kalthoff geht davon aus, dass ohnehin jeder sein Bestes gibt. Ein positives Menschenbild. Regelmäßig blickt das Personal zurück: Was waren die Highlights der vergangenen Monate? Das motiviert. Dann werden aber auch kritische Fälle angesprochen.

Schon Kinder schnuppern rein in die Backstube

Schrader setzt schon ganz früh an, lädt einmal die Woche Kinder aus Kitas und Schulen zum Backen in der Lehr-Backstube ein. Später kommen die Schülerpraktikanten und dann die ersten Bewerbungen für die Lehre, ob als Bäcker, Konditor oder für eine kaufmännische Ausbildung. In der Bäckerei arbeiten derzeit acht Auszubildende, für sechs neue sind die Verträge unterschrieben.

Wer bei Schrader anfängt zu arbeiten, erlebt erst mal das „OnBording“, wird an Bord in der Zentrale in Apensen begrüßt, lernt die verschiedenen Bereiche des Unternehmens kennen; auch die Chefs, die sich selbst nicht so nennen. Das gilt für alle Mitarbeiter der 16 Filialen. Zuletzt wurde der Standort in Stade-Riensförde eröffnet, als Nächstes ist Airbus in Finkenwerder dran.

Rückzugsorte für Gruppenarbeiten und Diskussionen gibt es in der Zentrale von Bäcker Schrader zuhauf.

Rückzugsorte für Gruppenarbeiten und Diskussionen gibt es in der Zentrale von Bäcker Schrader zuhauf. Foto: Malin Timm

Kalthoff beschreibt die Unternehmenskultur. Im Mittelpunkt stehe der Mensch. Da passt es auch ganz gut, dass im Mitarbeiter-Café ein großer Spruch an die Wand gemalt ist: „Unsere wichtigste Zutat bist DU“. Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen, indem sie mit Respekt behandelt werden, Arbeit machen, die ihnen Spaß bringt und die gut bezahlt wird.

Extra-Kohle für Azubis, Meisterschule inklusive

Lehrlinge zum Beispiel erhalten drei Jahre lang 100 Euro zusätzlich zur Azubi-Vergütung, sagt Kalthoff. Gute Zeugnisse werden honoriert. Vor Prüfungen gibt’s extra Schulungstage mit dem Meister. Wer seine Prüfung besteht und übernommen wird, erhält 1000 Euro als Prämie. Wer die Meisterschule besuchen will, dem finanziert Schrader die Ausbildung. Mitarbeiter halten einen 50-Prozent-Rabatt.

Die Fluktuation zum Beispiel in der Bäckerei sei sehr gering. Beim Verkauf gebe es immer mal wieder einen Wechsel, sei es durch Schwangerschaft oder Ortswechsel. Das sei normal. Aber der Kern bleibe. Dennoch macht Kalthoff Werbung in eigener Sache: „Wir freuen uns über jede Bewerbung.“

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