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Partisanenlied

TWie Bella Ciao zur Buxtehuder Demo-Hymne wurde

Der Buxtehuder Musiker Harald Winter in Aktion, hier bei einer Gedenkveranstaltung für Gustav Schneeclaus.

Der Buxtehuder Musiker Harald Winter in Aktion, hier bei einer Gedenkveranstaltung für Gustav Schneeclaus. Foto: Vasel (Archiv)

„Bella Ciao“ – dieses Lied kennen viele. In Buxtehude wurde es erst kürzlich bei der Demo gegen den AfD-Vortrag gesungen. Wie das italienische Partisanenlied zur weltbekannten antifaschistischen Hymne avancierte.

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Von Anping Richter
Montag, 22.04.2024, 16:00 Uhr

Buxtehude. „Bella Ciao - Auf den Spuren eines Partisanenliedes“ heißt der Vortrag, zu dem der Rosa-Luxemburg-Club Niederelbe für Donnerstag, 25. April, ab 19 Uhr ins Buxtehuder Kulturforum einlädt.

Andreas Löhrer hat ein ganzes Buch über das Lied geschrieben, das am 25. April in Italien jedes Jahr am Jahrestag der Befreiung von der faschistischen Herrschaft Mussolinis und der Besatzung durch die Wehrmacht angestimmt wird.

Auch beim Vortrag wird es zu hören sein: Andreas Löhrer will seinem Publikum die bewegte Geschichte von „Bella Ciao“ mitsamt Musikvideos aus verschiedenen Zeiten vorstellen.

Von Milva bis zum Buxtehuder Harald Winter: Viele Interpreten haben „Bella Ciao“ gesungen

Viele Interpreten haben es über die Jahre angestimmt: Yves Montand und Milva, die chilenische Gruppe Quilapayun, Hannes Wader und Zupfgeigenhansel, der Chor der Roten Armee. Einer der Interpreten ist auch der Buxtehuder Musiker Harald Winter. Der 74-Jährige berichtet, dass er das Lied als 18-Jähriger lernte.

„Das war im Stadion von Pamplona. Mein erstes politisches Lied“, erinnert er sich. Er war damals nach Spanien getrampt. In Pamplona lief gerade die berühmte Fiesta de San Fermin, bei der junge Besucher aus aller Welt im Stadion campieren durften.

Auch Harald Winter schlug dort sein Zelt auf und lernte italienische Jugendliche kennen, die ihm das Lied beibrachten. „Das war bei allen der Knaller. Und mich hat es inspiriert“, sagt der Buxtehuder, der den Song erst vor ein paar Tagen wieder zum Mitsingen anstimmte, als in Buxtehude 1500 Menschen gegen einen AfD-Vortrag demonstrierten.

Deutschlandweit gehört „Bella Ciao“ bei den aktuellen Kundgebungen gegen Rechtsextremismus zu den meistgespielten Liedern.

Die Netflix-Serie „Haus des Geldes“ brachte „Bella Ciao“ 2018 mit einem Remix wieder einmal weltweit in die Charts. Gesungen wurde es in den vergangenen Jahren aber auch in Istanbul bei den Demonstrationen um den Gezi-Park, in der syrisch-kurdischen Stadt Kobane, als kurdische Milizen, darunter viele Frauen, die Terroristen des IS zurückgedrängt hatten, bei Demonstrationen des Arabischen Frühlings und von Aktivistinnen der grünen Revolution im Iran.

„Bella Ciao“ sollte Lili Marleen besiegen

Wo die Ursprünge des Lieds eigentlich liegen und wie es sich in Italien und darüber hinaus verbreitet hat, wird Buchautor Löhrer in seinem Vortrag erklären. Nur so viel: Die Idee dazu kam 1933 von einer Frau.

Marie arbeitete im Frühjahr auf italienischen Reisfeldern. Rinaldo Salvadori, ein junger Polizist, der in sie verliebt war, machte aus einem Volkslied, das ihr gefiel, ein Lied namens „Il Risaio“ (Das Reisfeld).

Marie hatte einen französischen Vater und arbeitete später für die Résistance, wo sie es mit ihren Freunden sang. Es werde am Ende über Lili Marleen triumphieren, soll sie zu ihm gesagt haben. Wie es mit Liebesgeschichte, Text und Melodie weiterging, wird Löhrer, Romanist und Historiker, berichten und auch der Frage nachgehen, wie sich der große weltweite Erfolg von „Bella Ciao“ erklärt.

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Der Eintritt ist frei. Das Buch „Bella Ciao: Auf den Spuren eines Partisanenliedes“ von Andreas Löhrer ist 2023 als Taschenbuch im ‎ Verlag Edition AV erschienen und kostet 16 Euro.

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