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Wirtschaft regional

TWie Mittelstädt-Haus in Himmelpforten sein Personal zusammenhält

Das Team von Mittelstädt.

Das Team von Mittelstädt. Foto: Mittelstädt

Bauwirtschaft in der Krise? Nicht unbedingt, sagen die Chefs von Mittelstädt-Haus in Himmelpforten. Statt Einfamilienhäusern bauten sie andere Projekte - auch, um das Personal zu halten.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 16.04.2025, 19:13 Uhr

Stade. „Der Markt ist wie leer gefegt“, sagt Geschäftsführer Patrik Mittelstädt (31). Fachkräfte sind schwer oder gar nicht zu finden. Das heißt: Sein Unternehmen muss das Personal selbst ausbilden - und vor allem auch halten. Wie Mittelstädt an das Thema herangeht, erklärt er zusammen mit Kundenberater Malte Gooßen.

Das TAGEBLATT hat in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade GmbH eine kleine Serie zum Themenkomplex Fachkräftemangel aufgesetzt. Neben Mittelstädt gehören dazu Bäcker Schrader mit Sitz in Apensen und Dachtechnik Spangenberg in Bargstedt.

Mittelstädt: 70 Mitarbeiter im Büro und auf Baustellen

Knapp 70 Angestellte zählt das Bauunternehmen aus Himmelpforten. 20 davon sitzen in den Büros des schicken Neubaus am B73-Kreisel in der Ortsmitte. Das Gros sind Maurer, die sich auf der Baustelle tummeln. Drei ehemalige sind als Platzmeister im Lager unterwegs.

Mittelstädt beschäftigt vier Maurerlehrlinge und hat einen in der Berufsfachschule Bautechnik laufen. Das erste Ausbildungsjahr ist reine Theorie. Drei duale Studenten in den Bereichen Bauingenieurwesen in Hamburg und Architektur an der HS21 in Buxtehude runden das Personal ab.

„Wir können froh sein, dass wir so gute Leute haben“, ist eine weitere Aussage Mittelstädts. Das zeugt von Wertschätzung seiner Belegschaft gegenüber. Die Fluktuation sei sehr gering. Es gebe sogar Rückkehrer. Mittelstädt und Gooßen führen das darauf zurück, dass der Betrieb in dritter Generation familiengeführt ist, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen viele Freiheiten und Vorzüge genössen. Aber was heißt das konkret?

Die Chefs kennen ihre Mitarbeiter persönlich. Gooßen sagt: „Hier sind die Kollegen und Kolleginnen keine Nummer, sondern haben alle Namen.“ Bei Fragen ist der Weg in die Chefetage kurz. „Meine Tür steht immer offen“, sagt Patrik Mittelstädt. Auf persönliche Wünsche werde Rücksicht genommen.

Teamarbeit als Erfolgsfaktor

Ein Erfolgsfaktor: Teamarbeit werde großgeschrieben. Die Mitarbeiter an einem Projekt sprechen sich untereinander ab, wann sie zum Beispiel mit der Arbeit auf der Baustelle starten wollen. Die Kollegen können die Firmenbusse für die Fahrt nach Hause mitnehmen. Bei Baustellen, die weiter entfernt von Himmelpforten liegen, wird eine Aufwandspauschale gezahlt. Da die Elbe den Aktionsradius ausbremst, gehen häufig Fahrten Richtung Hamburg.

Kundenberater Malte Gooßen und Geschäftsführer Patrik Mittelstädt (rechts): Mitarbeiter stehen hinter der Idee des Unternehmens.

Kundenberater Malte Gooßen und Geschäftsführer Patrik Mittelstädt (rechts): Mitarbeiter stehen hinter der Idee des Unternehmens. Foto: Strüning

Entscheidend, glauben Mittelstädt und Gooßen, ist die Firmen-Idee, die bei ihren Bauten nach eigener Aussage bewusst auf hohe Qualität setzt, sei es bei der Smarthome-Steuerung, dem Einbruchsschutz oder bei der hochwertigen Ausstattung der Gebäude. Das Effizienzhaus 40 sei Standard. Drei Viertel der Häuser seien individuell gestaltet, böten also immer wieder neue Herausforderungen.

Mittelstädt setzt - für Käufer wie für Mitarbeiter - auf Bauen mit schadstoffarmen Materialien. Auf den Baustellen werde Deutsch gesprochen. Die Bauleitung betreut ein Projekt von Anfang bis Ende. Das vermeide Missverständnisse und stärke die Arbeitszufriedenheit. Rauchen auf den Baustellen ist grundsätzlich verboten, arbeiten mit offenem Feuer auch.

„Unsere Leute stehen hinter unseren Produkten“

Hinter all diesen Ansprüchen versammeln sich die Mitarbeiter. Mittelstädt: „Unsere Leute stehen hinter unseren Produkten.“ Die Identifikation mit dem Unternehmen sei hoch, auch weil es ein gutes Image genieße, sind Gooßen und Mittelstädt überzeugt.

Aber auch viele wichtige Kleinigkeiten sollen das Arbeiten in dem Betrieb angenehm gestalten. Eine Physiotherapeutin steht immer donnerstags zur Verfügung. Eine zusätzliche Krankenversicherung sichere schnelle Facharzttermine. Mittelstädt ermöglicht das E-Bike-Leasing. „Vernünftige Arbeitskleidung“ werde gestellt, die nach Gebrauch von der Firma gewaschen wird.

„Wir legen viel Wert aufs Miteinander“, sagt Patrik Mittelstädt. Täglich gibt es Frühstück im Büro. Das stärkt den Austausch untereinander. Auf den Baustellen steht ein Bauwagen parat. Intern werden regelmäßig Schulungen angeboten.

Als potenzielle Investoren von steigenden Baupreisen und Bauzinsen abgeschreckt wurden und der Eigenheimbau stockte, schwenkte Mittelstädt um. In direkter Nachbarschaft wurde das Gemeindezentrum neu gebaut und auch das Ärztehaus in Himmelpforten. Das half, alle Mitarbeiter zu halten. Normalerweise bauen die pro Jahr etwa 100 Einfamilienhäuser.

Wie Firmen ihre Fachkräfte an sich binden können, ist Thema bei der Fachkräftekonferenz des Fachkräftebündnis Elbe-Weser am 8. Mai in Ritterhude. Die dreistündige Veranstaltung beginnt um 10 Uhr. Anmeldungen laufen über die Website www.fkbew.de bis zum 23. April.

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