BSV-Legenden

TComeback einer Legende: Volker Pickenpack sorgt für Gänsehaut-Momente

Sein Fazit nach 30 Minuten Einsatzzeit: „Ich wurde heute noch nie so oft geschnitten.“ Foto: Scholz

Einst genialer Antreiber, heute eine Vereinslegende: Volker Pickenpack stand nach 30 Jahren wieder auf dem Platz - und hatte in der dritten Halbzeit seinen Moment.

Von Tim Scholz Sonntag, 18.05.2025, 16:40 Uhr

Buxtehude. Wie wird man eine Legende? Indem man etwas tut, was über das Gewöhnliche hinausgeht? Indem man eine Ära prägt und andere ehrfürchtig über einen reden? Volker Pickenpack hat eine eigene Theorie: „Wenn 20 Jahre später noch Geschichten über dich erzählt werden.“

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Pickenpack gehört in Buxtehude zu den Fußballern, an die man sich auch 30 Jahre nach der aktiven Zeit noch erinnert. Der 63-Jährige war Kapitän des Buxtehuder SV, galt in den Achtziger- und Neunzigerjahren als genialer Arbeiter im Mittelfeld. „Ich habe ihn hinter den Spitzen spielen lassen“, sagt sein damaliger Trainer Wolfgang Nitschke. „Volker war einer der besten und klügsten Spieler in der Hamburger Szene.“

BSV-Legenden spielen Fußball

Die BSV-Legenden haben am Samstag mit 5:1 gegen das Kreisligateam des Buxtehuder... — Die BSV-Legenden haben am Samstag mit 5:1 gegen das Kreisligateam des Buxtehuder SV gewonnen. Foto: Scholz

Jendrik Matthies: "Ich bin keine Legende, das sind andere." Foto: Scholz

Volker Pickenpack stand nach 30 Jahren wieder auf dem Platz. Foto: Scholz

Tobias Schroeder erzielte das 4:1 und 5:1 für das Legendenteam. Foto: Scholz

Das Spiel dauerte drei mal 30 Minuten. Foto: Scholz

Das Who‘s Who des Buxtehuder Fußballs

Klar also, dass Pickenpack auch im Legendenteam stand, das am Samstag im Jahnstadion gegen die aktuelle Kreisligamannschaft des BSV antrat - und vor rund 200 Zuschauern für eine große Überraschung sorgte.

Fast 30 Namen zählte der Kader. Alles Legenden? „Nein, ich bin keine Legende“, winkt Jendrik Matthies ab und zieht an seiner Zigarette. „Das sind andere: Thomas Bode, Karsten Krugmeier, Wolfgang Nitschke, Volker Pickenpack.“ Dabei hat auch Matthies einiges vorzuweisen: Landesliga-Meisterschaft, Oberliga-Aufstieg, „eine geile Zeit“, wie er sagt.

Vorfreude auf die vierte Halbzeit

Das Wetter? Naja. Die Stimmung? Großartig. Denn an diesem Samstag geht es nicht nur ums Kicken, es geht ums Wiedersehen. Wegen des großen Kaders entschied man sich für drei Halbzeiten à 30 Minuten. Schließlich soll jeder mal ran, ob mit Bauch oder Ballgefühl. Gefeiert wird danach im benachbarten Tennis-Clubheim - die sogenannte vierte Halbzeit.

Als das Spiel beginnt, zeigt sich sogar die Sonne. Trainer Nitschke legt sein Jackett ab und verschränkt die Arme. Seine Frau Angelika steht hinter dem Tor. „Wie damals“, sagt Pickenpack. „Da stand sie immer, wenn wir gespielt haben.“

„Ich habe über jedes Spiel Buch geführt“

Pickenpack ist nicht nur Legende, sondern auch humorvoller Erzähler und Chronist. „Ich habe über jedes Spiel Buch geführt“, sagt er und liefert gleich den Beweis: 0:2 gegen VfL 93, 2:2 gegen Condor, 5:0 gegen Wandsbek, 4:0 gegen St. Pauli (die Amateure wohlgemerkt), 4:1 gegen Blankenese - fünf seiner letzten Spiele für den BSV. Man könnte sagen: Pickenpack ist eine Art menschliche Excel-Tabelle.

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Seine Sporttasche damals: ein Pappkarton. Inhalt: Socken, Shampoo, Unterhose, Fußballschuhe. „Heute habe ich es als Reminiszenz genauso gemacht“, sagt er. Nur ist diesmal auch ein Hörgerät dabei, und statt der Fußballschuhe sind es Laufschuhe. „Ich habe seit 30 Jahren nicht mehr gegen den Ball getreten“, sagt Pickenpack. Er ist der Älteste im Team.

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Auf der Trainerbank steht eine angebrochene Palette Dosenbier. Einer der Spieler nimmt einen Schluck, versteckt die Dose diskret hinter den Wasserflaschen. Trainiert wurde zwei Tage vorher - ein einziges Mal. Danach: geselliges Zusammensitzen bis sechs Uhr morgens.

Matchplan? „So was hab ich nicht“

Dem Spielverlauf hat das nicht geschadet. Im Gegenteil. Die Legenden spielen ordentlich. Nach zwei Halbzeiten steht es 3:1 - Tore von Pascal von Loh, Luqman Krugmeier und Patrick Seifert. Für den Kreisligisten traf Herman Mulweme. „Ich bin erstaunt, wie gut wir spielen“, sagt Pickenpack.

Trainer Nitschke wirft einen Blick auf seinen Zettel. Der Matchplan? „Nein, so was hab ich nicht“, sagt er trocken. Es ist schlicht die Spielerliste. Pickenpack wird in der dritten Halbzeit als rechter Verteidiger aufgeboten. „Für vorne hat‘s wohl nicht mehr gereicht“, scherzt er.

Ein halber Assist für die Geschichte

Pickenpack erlebt eine ruhige dritte Halbzeit. Fast zu ruhig. „Wir haben auch eine rechte Seite!“, ruft er irgendwann quer über den Platz. Kurz darauf lässt Kepper Sousa da Silva, einst Beachsoccer-Nationalspieler, einen Ball bewusst durch. Doch da ist niemand. „Ich dachte, du gehst durch“, sagt er mit fragendem Blick Richtung Pickenpack. Ein Augenblick der Stille, dann lachen beide.

Kurz vor Schluss hat der einstige Lenker noch einen Glanzmoment: Pickenpack erobert den Ball im Mittelfeld und leitet das 5:1 durch Tobias Schroeder ein. Sein Fazit nach 30 Minuten Einsatzzeit: „Ich wurde heute noch nie so oft geschnitten“, sagt Pickenpack. Und die Szene vor dem 5:1? Die Torvorlage beansprucht Pickenpack zur Hälfte für sich - als Legende darf man das.