T„Wie im Rausch geschlagen“: Prozess um versuchten Mord in Stade
Zwei junge Männer aus Cuxhaven, 21 und 24 Jahre alt, müssen sich wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Stade verantworten. Foto: dpa
Zwei junge Männer, 21 und 24 Jahre alt, sollen einen Mann vor einer Cuxhavener Kneipe mit Tritten und Schlägen schwer verletzt haben und müssen sich vor dem Landgericht Stade verantworten.
Stade. Die Tat, die sich im Oktober 2024 zugetragen haben soll, ist brutal und kaum zu erklären: Vor einer Kneipe in der Cuxhavener Innenstadt sollen die beiden Angeklagten auf einen 57-Jährigen eingeschlagen und den bereits am Boden liegenden Mann mehrfach gegen seinen Kopf und den Oberkörper getreten haben, sodass er schwere Verletzungen erlitt.
Aufgrund der Schädigungen musste der Radio- und Fernsehtechniker seinen Beruf aufgeben. Seinen rechten Arm kann er kaum noch bewegen, mehrere Zähne mussten ersetzt werden und in seiner Schulter wurde eine Prothese eingesetzt. „Ohne Schmerzmittel geht gar nichts“, sagte der Zeuge vor Gericht aus.
Angeklagter schlug in der Vergangenheit häufiger zu
Gleich zu Beginn der Verhandlung am Donnerstag gaben die Angeklagten über ihre Verteidiger Erklärungen ab, in denen sie sich zu der Tat bekannten und auf ihr bisheriges Leben zurückblickten. Der 24-Jährige hat bereits einige Erfahrungen mit der Polizei und Justiz gesammelt: 2018 saß er in der Jugend-Untersuchungshaft-Abteilung in Uelzen, weil er seine damalige Freundin geschlagen haben soll.
Einige Jahre später wurde er von einer anderen Freundin angezeigt - auch hier soll Gewalt im Spiel gewesen sein. Beruflich lief es auch nicht rund, sodass er immer häufiger zu alkoholischen Getränken gegriffen habe. „Ich habe mich sehr orientierungslos gefühlt“, erklärte der Angeklagte. Er bedaure sein Verhalten, habe eindeutig Grenzen überschritten und hätte diese Tat nüchtern niemals begangen, ließ der 24-Jährige über seinen Anwalt erklären.
Mutmaßlicher Täter war in einer gereizten Stimmung
Auch der drei Jahre jüngere Angeklagte zeigte Reue: „Es tut mir sehr leid. Ich habe mir über die Folgen der Tat keine Gedanken gemacht.“ Strafrechtlich aufgefallen ist der 21-Jährige bislang nicht. Nach dem Hauptschulabschluss habe er erfolgreich eine Lehre zum Heizungsbauer abgeschlossen, erklärte der Angeklagte über seinen Verteidiger.
Prozess in Stade
T Sechs Jahre Haft für geständigen Missbrauchstäter
Er besucht die Meisterschule und plant, sich selbstständig zu machen. In jener Nacht im Oktober sei er in einer „gereizten Stimmung“ gewesen. Der Alkohol und eine beleidigende Bemerkung des 57-Jährigen hätten ihr Übriges dazu beigetragen, dass er auf den Mann losgegangen sei. „Wie im Rausch“ habe er auf ihn eingeschlagen. „Seinen Tod oder eine Lebensgefahr wollte ich aber nicht herbeiführen.“
20-jährige Cuxhavenerin zu Falschaussage angestiftet
Die beiden Angeklagten entschuldigten sich auch persönlich beim Opfer, das nicht nur körperliche Schäden, sondern auch psychische und finanzielle Belastungen zu beklagen hat. Einer der Verteidiger kündigte ein Schmerzensgeld in Höhe von 10.000 Euro als „Sofortzahlung“ an.
Neben dem Opfer sagten am Donnerstag weitere Zeugen aus. Besonders interessant war die Aussage einer 20-jährigen Cuxhavenerin. Sie berichtete, dass sie im Vorfeld des Gerichtsprozesses von einem Freund eines der Angeklagten unter Druck gesetzt worden sei.
Deshalb habe sie bei der Polizei falsche Aussagen gemacht und eine weitere Zeugin aufgefordert, zugunsten der Beklagten auszusagen. Aus diesem Grund muss sie sich in einem anderen Verfahren wegen versuchter Strafvereitelung verantworten.
Die Zeugin stellte den Beginn der Schlägerei anders dar als die Angeklagten: Der 21-Jährige habe den 57-Jährigen von vorn mit der Faust ins Gesicht geschlagen, so die Zeugin. Der Angeklagte hatte dagegen ausgesagt, er habe den Mann von hinten an der Kapuze gezogen und dann zu Boden gestoßen. Die Verhandlung soll am Montag, 28. April, fortgesetzt werden.