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Bachtage

TWieso diese Pianistin das Playmobil-Lager leerkaufte

Ob in der Handtasche oder auf dem Handy: Ein Miniatur-Bach begleitet die Pianistin als Glücksbringer.

Ob in der Handtasche oder auf dem Handy: Ein Miniatur-Bach begleitet die Pianistin als Glücksbringer. Foto: Buchmann

Im Frühjahr startet mit „Bach & now!“ erstmals ein Festival rund um Johann Sebastian Bach auf Schloss Agathenburg. Eine Mammutaufgabe für Leiterin Alexandra Sostmann.

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Von Steffen Buchmann
Samstag, 28.12.2024, 13:50 Uhr

Agathenburg. Im November schlief Alexandra Sostmann nur wenig. Die Pianistin musste eine wichtige Entscheidung fällen: Können die ersten Agathenburger Bachtage stattfinden oder nicht? Die gute Nachricht für alle Kulturliebhaber: Ja, das können sie.

Alexandra Sostmann wirkt trotz des Berges an Arbeit, der noch vor ihr liegt, erleichtert. „Wir ziehen das voll durch“, sagt die in Barßel im Landkreis Cloppenburg geborene Musikerin. Vom 27. bis 30. März 2025 soll es dann soweit sein: Das Musikfestival „Bach & now!“ feiert seine Premiere in Agathenburg und Stade und widmet sich umfänglich dem Werk des Barock-Genies Johann Sebastian Bach.

Barockschloss hinterlässt bleibenden Eindruck

Gemeinsam mit sechs Kulturfreunden aus Hamburg und Umgebung rief Alexandra Sostmann eigens für das Festival den Verein „Bach & now! Agathenburger Bachtage e.V.“ ins Leben. „Ich habe schon mehrere Jahre an dem Konzept gearbeitet“, verrät Sostmann, die als künstlerische Leiterin fungiert. Bach begleite sie schon lange Zeit, auch in ihrem eigenen Schaffen. So widmete sich die Pianistin dem „Vater der Musik“ bereits in mehreren Konzeptalben. Bach sei Vorbild für viele, insbesondere in der zeitgenössischen Musik. Deshalb sei es ihr und ihren Mitstreitern ein Anliegen, ein neues Bewusstsein beim Publikum zu schaffen.

Doch warum entschied sich der Verein für das Schloss Agathenburg? „Ich durfte es schon vor einigen Jahren bei einem Konzert kennenlernen“, sagt Sostmann. 2021 wirkte die Kammermusikerin in der Konzertreihe „ÜberBrücken: Alte und Neue Musik“ mit. Das Barockschloss und seine Geschichte haben einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterlassen, sagt Sostmann. Besonders das Leben und Wirken der Gräfin Maria Aurora von Königsmarck (1662-1728) habe Alexandra Sostman für ihr Herzensprojekt ermutigt.

Menschen sollen Angst vor zeitgenössischer Musik verlieren

Für das Festival will Sostmann auf alle Räume des Schlosses zurückgreifen. Doch auch in Stade sollen barocke Klänge ertönen. In den Stader Kirchen St. Cosmae et Damiani und St. Wilhadi hat der Verein ebenfalls ein abwechslungsreiches Programm rund um die geschichtsträchtigen Orgeln geplant.

Seitdem zog Sostmann stellvertretend für den Verein die Fäden, organisierte Künstler für Konzerte, Vorträge und Workshops. „Die Besucher sollen sich auf das Programm einlassen“, sagt Sostmann. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen Angst vor zeitgenössischer Musik haben. Einen speziellen Fokus legen die Organisatoren auf die Jugend und Familien. „Viele haben keinen Zugang zur klassischen Musik“, sagt Sostmann. Deshalb hätten sie sich ein buntes Programm aus Konzerten und Mitmach-Workshops überlegt, „für die man nichts können muss, um daran teilzunehmen“.

Mini-Bach immer in der Handtasche dabei

Für ihr Festivaldebüt konnte Sostmann zahlreiche musikalische Hochkaräter aus aller Welt nach Agathenburg lotsen: Etwa die Kammersymphonie Berlin, „Composer of Residence“ Rouzbeh Rafie, den israelischen Cellisten Matt Haimovitz sowie den russischen Pianisten und ihren ehemaligen Lehrer Evgeni Koroliov. Doch das Weltstar-Ensemble hat auch seinen Preis. Das anfangs gesteckte Budget von 100.000 Euro musste der Verein nach unten drücken, teure Posten wie Werbung zugunsten der Gagen hintanstellen.

Derzeit wartet Sostmann noch auf ausstehende Förderanträge. Doch ein kleiner Glücksbringer gibt ihr Kraft. „Ich habe bei Konzerten immer einen Playmobil-Bach bei mir“, sagt sie. Es sei eine Thüringer Sonderedition des Spielzeugherstellers, die sie zufällig entdeckt habe - und gerne weitergeben will. „Ich habe das ganze Lager leergekauft, um den Künstlern und Gästen ein besonderes Andenken zu machen“, gesteht Sostmann und lacht.

Karten für die Agathenburger Bachtage gibt es sowohl im Schloss Agathenburg als auch online unter www.bachandnow.de.

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