TWildfleisch vom Jäger um die Ecke? Eine App macht‘s möglich

Frank Baßner aus Ankelohe ist Jäger. Er ist einer von fast 9.000 Jagdleuten, die auf der Waldfleisch-App Wildfleisch anbieten. Die App bringt Jäger und Kunden zusammen. Foto: Polgesek
Wenn Jäger Abschusspläne der Behörden umsetzen, fällt Wildfleisch an. Was sie selbst nicht konsumieren, bieten sie über die App Waldfleisch an. Hier die Geschichte des Unternehmens und seine Pläne für die Zukunft.
Landkreis Cuxhaven. Es kann passieren, dass Fleisch aus Neuseeland in unseren Supermärkten angeboten wird. Das wären 22.000 bis 24.000 Kilometer Entfernung über die Weltmeere bei einer Reisedauer von bis zu 45 Tagen. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, Fleisch vom Jäger um die Ecke zu bekommen, und zwar wesentlich frischer und mit einem viel besseren ökologischen Fußabdruck. Das ermöglicht die App Waldfleisch, die Fleisch von örtlichen Jägern mit den Kunden zusammenbringt.
Frank Baßner aus Ankelohe im Kreis Cuxhaven ist einer der Jäger, der über die App Wildfleisch anbietet. Aktuell bietet er Fleisch von Wildschweinen und Rehen an. Im Gespräch erklärt er, dass die Kunden aus dem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern kommen - bis nach Bremerhaven. „Ich habe eine Stammkundschaft. Die App nutze ich hauptsächlich, um neue Kunden zu gewinnen“, sagt er. Er bietet Fleisch über das ganze Jahr an, aber hauptsächlich in der Jagdsaison, also in den Herbst- und Wintermonaten.
Die Idee zur App kommt von Vater
Geschäftsführer von Waldfleisch ist Frank Luttmann aus Bremen. Luttmann hat an der Universität Bremen Digitale Medien studiert und arbeitet als App-Entwickler. „Die Idee zur App kam von meinem Vater Jürgen Luttmann. Er ist Vorsitzender der Kreisjägerschaft Verden und hatte mich gefragt, ob ich ihm nicht eine App programmieren könnte, die Jäger bei der Wildbret-Direktvermarktung unterstützt“, erzählt er.

Frank Luttmann ist Geschäftsführer der Waldfleisch-App. Die Idee zur App kam von seinem Vater Jürgen Luttmann. Foto: Friedrich Köhler
Und weiter: „Wir haben die App in einem Pilotprojekt am 15. April 2021 in Niedersachsen zusammen mit der Landesjägerschaft gestartet. Das verlief so erfolgreich, dass wir die Plattform bereits nach wenigen Monaten mithilfe des Deutschen Jagdverbandes auf ganz Deutschland ausgeweitet haben. Auch in Österreich und der Schweiz wird die App bereits von einigen Jägern genutzt.“
App ist auf mehr als 400.000 Geräten installiert
Bei der Entwicklung haben der Deutsche Jagdverband und die Landesjägerschaft Niedersachsen das Projekt unterstützt, indem sie mithalfen, etwa eine Innovationsförderung des Bundesentwicklungsministeriums zu erhalten.
Seit dem Start der Plattform wird das Vorhaben auch vom Jagdausstatter Frankonia aus Bayern unterstützt. „Das ermöglicht uns die notwendigen Beträge ins Marketing zu stecken. Gleichzeitig können Jäger die Plattform in der Basisversion dauerhaft kostenlos nutzen. Wir beteiligen uns auch nicht an den Umsätzen der Jäger“, so Luttmann weiter.
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Mittlerweile haben über 400.000 Interessierte die App auf ihren Geräten installiert, wie er sagt. 9000 unter ihnen sind Jäger, die Fleisch anbieten. In der App werden immer nur die Jäger im Umkreis von 50 Kilometern angezeigt, die gerade Wildfleisch verfügbar haben.
„In Bremerhaven und Cuxhaven liegt es in der Natur der Sache, dass bei einer Umkreis-Anzeige weniger Jäger angezeigt werden als in Hamburg oder Bremen“, sagt er. Mit anderen Worten: Durch die Küstenlage befinden sich im Umkreis entsprechend weniger Jäger.
Ausweitung auf Imker oder Hofläden geplant
Die Kosten der Jagd können von den meisten Jägern nicht durch die Direktvermarktung gedeckt werden. „Die Wildfleisch-Direktvermarktung läuft in der Regel unter Liebhaberei. Andere Menschen geben ihr Geld für Golf spielen, teure Urlaube oder den Reitsport aus und Jäger verbringen eben gerne viel Zeit in der Natur, wo sie für Hege und Pflege von Wild und Natur auch einiges investieren müssen“, sagt Luttmann.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit der Nordsee-Zeitung.