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Klimaschutzkonzept

TWindenergie, LED, Ladestationen: So will Buxtehude bis 2035 klimaneutral werden

Eine Windkraftanlage spiegelt sich in Photovoltaikmodulen. Damit Buxtehude seine Klimaschutzziele erreicht, sind Windräder und Solarparks notwendig.

Eine Windkraftanlage spiegelt sich in Photovoltaikmodulen. Damit Buxtehude seine Klimaschutzziele erreicht, sind Windräder und Solarparks notwendig. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Bis 2035 will Buxtehude das Ziel erreichen, die Stadt klimaneutral zu bekommen. Einen Katalog mit 34 Maßnahmen enthält das neue Klimaschutzkonzept. Solaranlagen und Windkraftanlagen sind dafür notwendig. Und um einen Baustein kommt die Stadt nicht herum.

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Von Thomas Sulzyc
Samstag, 02.03.2024, 15:50 Uhr

Buxtehude. 122 Seiten stark ist das neue Klimaschutzkonzept der Stadt Buxtehude. Es benennt die Klimaneutralität als Ziel. Demnach müssen die öffentlichen städtischen Gebäude (zum Beispiel Rathaus, Schulen oder Sporthallen) bis 2035 klimaneutral sein. Mehr noch: Die komplette Hansestadt soll möglichst bis 2035 klimaneutral sein.

Haushalte stoßen am meisten Kohlendioxid aus

Klimaneutralität bedeutet, dass kein klimaschädliches Gas freigesetzt oder jeder Ausstoß ausgeglichen wird - nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Methan und andere Gase. In Buxtehude werden davon rund 252.600 Tonnen pro Jahr (Stand 2019) ausgestoßen. Die größten Verursacher sind die Wärmeerzeugung in den Haushalten (28 Prozent), dicht gefolgt von den Treibstoffen im Straßenverkehr (27 Prozent). Der Industriestrom (13 Prozent) ist die drittgrößte Quelle beim Ausstoß von Kohlendioxid.

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Mit dem Klimaschutzgesetz hat der Bund das Ziel verbindlich gesetzt, dass alle Städte und Gemeinden bis 2045 Klimaneutralität erreicht haben müssen. Eine weitere gesetzliche Vorgabe ist, dass bis 2035 der benötigte Strom zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden muss.

Der Buxtehuder Stadtrat hat beschlossen, dass Buxtehude bereits möglichst bis 2035 klimaneutral werden soll. Dieses Ziel liegt also deutlich über den Anforderungen der Bundesrepublik. Deshalb wurde das erste Klimaschutzkonzept von 2014 fortgeschrieben und liegt nun in der neuen Version vor.

Wie soll konkret gespart werden?

Insgesamt 34 Maßnahmen enthält das Klimaschutzkonzept. Höchste Priorität haben demnach die vom Bund vorgeschriebene Wärmeplanung (erwartete Kosten allein für die Planung: 78.000 bis 100.000 Euro), die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED (bereits weit fortgeschritten, noch rund 200.000 Euro Kosten), der Ausbau der Windenergie oder der Bau von Solarparks.

Höchste Priorität haben laut dem Konzept zudem der Ausbau der E-Mobilität, also die Schaffung zusätzlicher Ladeangebote für mit Strom betriebene Fahrzeuge, sowie die Weiterentwicklung des Fuß- und Radwegenetzes. Die Weiterentwicklung des Stadtbusverkehrs dagegen erhält demnach eine geringere Priorität, Stufe 2 in einer Skala von 1 bis 3.

„Wir müssen die Produktion erneuerbarer Energien hochfahren“, sagte Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) in einem Pressegespräch zur Präsentation des neuen Klimaschutzkonzeptes. Die Entscheidung dazu liegt aber woanders. Es ist der Landkreis, der prüft, ob Vorrangflächen in Buxtehude erweitert werden können, weil Buxtehude Interesse an Zuwachs hat. „Es wird eher um Erweiterung bestehender Flächen als um neue Flächen gehen“, heißt es im Klimaschutzkonzept.

Photovoltaik ist auch in der Altstadt denkbar

Überall, wo es möglich ist, werden auf Dächern Photovoltaikanlagen zur Nutzung von Sonnenenergie angebracht. Auch die historische Altstadt ist davon nicht ausgeschlossen. Sie sei zwar ein Tourismusmagnet und könnte durch klassische Solarflächen als unattraktiver wahrgenommen werden; in der Regel aber ließen sich die von der Straße weit entfernten Dachflächen ohne Störung des Stadtbildes mit Photovoltaikanlagen ausstatten, heißt es in dem Konzept. Hindernisse könnten Abstandsregelungen, Brandschutz, Statik, Gebäudeversicherungen und Interessen der Nachbarschaft sein. Eigentümer sollen über Möglichkeiten informiert werden.

Was die Umsetzung insgesamt kosten wird, lässt das Klimaschutzkonzept offen. Die Zahl von 300 Millionen Euro Invest nannte der Geschäftsführer der Stadtwerke Buxtehude, Stefan Babis, im August 2023 in seinem Vortrag beim Gewerbeforum in Buxtehude. Damit zum Beispiel der Aufbau eines Nahwärmenetzes finanziert werden könne, schlug Babis vor, dass Unternehmen Investitionsgemeinschaften bilden sollten. Die Stadtwerke würden mit 40 Millionen Euro Investitionen in Windkraftanlagen und Photovoltaik-Freiflächenanlagen planen.

Ohne den Kauf von Zertifikaten geht es nicht

Ohne den Kauf von Zertifikaten werde es nicht gelingen, den Kohlendioxid-Ausstoß zu kompensieren. Das bedeutet, Buxtehude bezahlt Geld, damit Anbieter es meist irgendwo auf der Welt in Klimaschutzmaßnahmen wie Aufforstungen investieren. Nach heutigen Preisen würden die Zertifikate 4200 Euro jährlich (nur die städtischen Gebäude) beziehungsweise rund 200.000 Euro jährlich (für die gesamte Stadt) kosten.

Bei ihren selbst gesteckten Zielen ist die Stadt Buxtehude auf andere angewiesen. Ohne Zuschüsse des Landes und des Bundes geht kaum etwas. Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt: „Wir hoffen, dass es eine gute Förderkulisse gibt.“

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