TWoher das Geld für die Stadt Stade kommt - und wohin es fließt
Um alle Aufgaben zu erfüllen, muss die Stadt Stade auch aufs Ersparte zurückgreifen. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Stade verzeichnet für 2026 einen Rekord im Haushalt. Die Stadt nimmt 170 Millionen Euro ein - und gibt noch mehr aus. Fragen und Antworten zur Finanzlage.
Stade. Der Herbst ist die Zeit, in der die politischen Gremien über die Finanzlage ihrer Kommune beraten. Dann kommen die Zahlen auf den Tisch - das sind die aus Stade.
Die Stadt rechnet 2026 mit Einnahmen in Höhe von gut 170 Millionen Euro. Woher kommt das Geld?
Die Steuerquellen sprudeln heftig, sehr zur Freude von Kämmerer Carsten Brokelmann, der in diesen Tagen der Politik das ausführliche Zahlenwerk für 2026 nahebringt. Trotz aller Unkenrufe mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Chemie-Unternehmen auf Bützflethersand ist auf die Gewerbesteuereinnahmen Verlass. Brokelmann geht von 65 Millionen Euro aus. Das ist eine sehr gute Basis.
Im ablaufenden Jahr liegen die Erträge aus den Gewerbesteuern überraschend höher als erwartet. Das ursprünglich prognostizierte Gewerbesteueraufkommen wird 2025 voraussichtlich deutlich überschritten, teilt Brokelmann mit. Der Plan lag bei Einnahmen von 58,6 Millionen Euro, bereits Ende September hatte die Stadt aber 83 Millionen Euro eingenommen. Das erwartete Defizit von gut 4 Millionen Euro dreht sich in einen deutlichen Jahresüberschuss. Das Plus wandert in die Rücklage, also das Ersparte der Stadt.
Einkommenssteuer bringt der Stadt mehr als 30 Millionen Euro
Ein stabiler Einnahmeposten ist auch die Einkommenssteuer, die mit 31 Millionen Euro zu Buche schlägt. Über die Umsatzsteuer kommen 8,7 Millionen, über die Grundsteuer aus Immobilienbesitz gut 10 Millionen Euro dazu. 1,4 Millionen Euro stammen aus Hunde- und Vergnügungssteuer, 600.000 Euro aus der neuen Übernachtungsabgabe. Nicht zu vergessen: Knapp 25 Millionen Euro überweisen Bund und Land an die Kommune.
Die Stadt gibt nächstes Jahr wohl 175 Millionen Euro aus. Wofür?
Das hat viele Gründe. Die gute Nachricht vorweg: Stade kann aus der Rücklage das Defizit im Jahr 2026 ausgleichen. Die dicksten Brocken im Etat sind das eigene Personal mir 50 Millionen Euro und die sogenannten Transferaufwendungen im sozialen Bereich mit 70 Millionen Euro. An den Landkreis werden nächstes Jahr 50 Millionen Euro überwiesen.
Die sogenannte Kreisumlage ist die einzige Einnahmequelle für die Kreisbehörde, alle Kommunen zahlen hier ein. 5,5 Millionen Euro führt die Stadt als Gewerbesteuerumlage ans Land ab. Zusätzlich investiert Stade viel in die Infrastruktur und in die zukünftige Entwicklung.

Auf Sparkurs: Stadtrat und Kämmerer Carsten Brokelmann hat die Zahlen des Haushalts im Blick. Foto: Strüning (Archiv)
Ein Schwerpunkt liegt mit 10 Millionen Euro auf dem Grunderwerb, der für die Stadtentwicklung von strategischer Bedeutung ist, so Brokelmann in seiner Vorlage an die Politik. Mit dem Erwerb der Flächen könnten die Planungen zur A26, die Gewerbeflächenentwicklung an der Freiburger Straße und die Baulandentwicklung im Bereich Riensförde/Heidesiedlung vorangetrieben werden. Die Vermarktung von Grundstücken soll bereits 2026 einsetzen und ab 2030 fortgeführt werden. Es fließt also Geld zurück in die Stadtkasse.
Stade investiert in Schulen, Kitas, Straßen, Radwege und Brücken
Anhand des Haushaltsplans 2026 wird die weiterhin überdurchschnittliche Investitionstätigkeit der Stadt deutlich, sagt Brokelmann. Er verweist auf Investitionen in Schulen, Kitas sowie den Straßen-, Brücken- und Radwegebau. Bei den Kitas sollen jetzt die alten Einrichtungen aufgemöbelt werden, nachdem jahrelang Neubauten und zusätzliche Kitaplätze im Fokus standen.
Der Radweg entlang der Harsefelder Straße und der Brückenneubau in der Harburger Straße wird den Stadtetat auch 2026 belasten. Hinzu kommen der Straßenneubau in Verlängerung der Straße Am Staatsarchiv (Benedixland) und die Sanierung der Bungenstraße in der Altstadt. Die Feuerwehr in Bützflethermoor bekommt ein neues Gerätehaus (gut 3 Millionen Euro), die Pestalozzi-Turnhalle wird für 3,7 Millionen Euro komplett saniert.
Die Stadt leistet sich aber auch Kultur und Lebensqualität. Das Stadeum wird allein für den laufenden Betrieb mit 1,3 Millionen Euro bezuschusst, die Stade Marketing und Tourismus GmbH mit 1,4 Millionen Euro. 1,7 Millionen Euro kostet sie die Unterbringung von Asylbewerbern. Allein diese Auflistung zeigt die Breite der städtischen Leistungen.
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Wie entwickelt sich der Schuldenstand?
Die Zahlen könnten Außenstehende schwindelig machen. Zur Finanzierung der Investitionen werden 2026 Kredite in Höhe von 22,6 Millionen Euro aufgenommen. Der Schuldenstand steigt damit bis Ende 2029 auf etwa 252,6 Millionen Euro. Das Gute: Den Schulden stehen geschaffene Werte gegenüber.
Wie ist die finanzielle Lage der Stadt?
Dem hohen Schuldenstand zum Trotz: Stade steht gut da, dank der hohen Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommenssteuer. Wenn der in Finanzfragen zur Nüchternheit neigende Kämmerer Brokelmann sagt: „Das Jahr 2025 läuft super“, dann muss sich wohl keiner ernsthafte Sorgen auch um 2026 und folgende Jahre machen.
„Die Lage ist stabil“, fasst Brokelmann zusammen. Ab dem Jahr 2027 rechnet er auch wieder mit einem Überschuss im Haushalt, also mit mehr Einnahmen als Ausgaben.
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