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Stade

TWohnungsbau auf Mineralölwerk-Gelände: Projektentwickler HIT meldet Insolvenz an

Auf der Industriebrache des ehemaligen Stader Mineralölwerkes an den Bahnschienen wollte Projektentwickler HIT Wohnungen errichten. Bebaut wurde die Fläche bis heute nicht.

Auf der Industriebrache des ehemaligen Stader Mineralölwerkes an den Bahnschienen wollte Projektentwickler HIT Wohnungen errichten. Bebaut wurde die Fläche bis heute nicht. Foto: Martin Elsen

Es ist eines der spannendsten Wohnbauprojekte in Stade - jetzt steht es womöglich vor dem Aus. Auf dem Gelände des ehemaligen Mineralölwerkes sollten insgesamt elf Häuser mit 200 Wohneinheiten entstehen. Nun hat der Projektentwickler Insolvenz angemeldet.

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Von Birger Hamann,
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Von Lars Strüning
Montag, 11.03.2024, 05:30 Uhr

Stade. Es wäre ein wichtiger Baustein gewesen, um den stark angespannten Wohnungsmarkt in Stade zu entlasten: Auf dem Gelände des ehemaligen Mineralölwerkes mit seinem schwer belasteten Boden wollte die Hanseatische Immobilien Treuhand (HIT) um die 200 Wohnungen bauen. Doch nun steht das Projekt vor dem Aus: Wie die HIT-Unternehmensgruppe mitteilt, hat ein Teilbereich der Gruppe Insolvenzantrag gestellt - darunter die Gesellschaft, die für die Bauprojekte in Stade zuständig ist.

„Die Krise des Bauträgers und Projektentwicklers wurde durch die massive Kaufzurückhaltung der Kundschaft ausgelöst. Diese beruht auf den enorm gestiegenen Baukosten, erheblichen Zinssteigerungen, zeitweise leeren Fördertöpfen und der insgesamt angespannten Konjunkturlage“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Projekt wurde im Sommer 2023 überarbeitet

Aus den genannten Gründen hatte die HIT das Projekt an der Straße Hinterm Teich in Stade-Campe bereits im vergangenen Jahr überarbeitet. Wohnungen sollten neu geschnitten werden, um vor allem kleinere Einheiten zu schaffen. Das entspräche auch dem Wohnraumentwicklungskonzept der Stadt, das eine hohe Nachfrage nach Wohnraum für Ein- und Zweipersonenhaushalte mit mittlerem Einkommen sieht.

Detlef Lemke, geschäftsführender Gesellschafter des Projektentwicklers, betonte im Sommer, die Änderungen bezögen sich lediglich auf die detaillierte Gebäudeplanung, das Areal werde nicht überplant. Das 21.000 Quadratmeter große Gelände war aufwendig mit öffentlicher Förderung saniert worden.

Weiteres HIT-Vorhaben in Stade

Die HIT zeichnet auch verantwortlich für ein weiteres Großprojekt in Campe: Auf dem ehemaligen Festplatz an der Salinenstraße sollte auf einem 3750 Quadratmeter großen Grundstück ein großer Komplex errichtet werden. 51 Wohnungen, einen fünfzügigen Kindergarten und ein Café sahen die Planungen vor.

Wie es mit den beiden HIT-Projekten in der Stadt weitergeht, ist offen. Auf TAGEBLATT-Anfrage teilt die Unternehmensgruppe mit: „Der vorläufige Insolvenzverwalter verschafft sich aktuell einen Überblick. Zum jetzigen Zeitpunkt können keine Aussagen getroffen werden, welche Bauvorhaben fortgeführt werden.“

Boden mit einer vier Millimeter dicken Kunststoffdichtungsbahn versiegelt

Vor allem das Projekt nahe des Bahnhofs ist besonders: Jahrelang hatte das 21.000 Quadratmeter große Gelände, auf dem früher eine Mineralölfabrik gestanden hatte, brachgelegen. Investoren scheuten ob des kontaminierten Bodens das Risiko. Die HIT hatte sich an das Gelände herangewagt und 2018 gekauft. Unterstützt wurde das Unterfangen von einem kräftigen Zuschuss des Landes über die NBank, sonst wäre in das Thema wohl keine Bewegung gekommen.

Die Vorarbeiten für eine Bebauung waren nicht ohne. Kern der Sanierung war, die zu sichernden kontaminierten Flächen auf 12.000 Quadratmeter mit einer vier Millimeter dicken Kunststoffdichtungsbahn zu versiegeln. Sie sei mindestens 100 Jahre dauerhaft funktionierend. Das giftige Erdreich sei komplett eingeschlossen, zahlreiche Fahrten zu Deponien wurden vermieden, so die Argumente für die Kunststoffbahnen.

Nachdem die Sanierung des giftigen Bodens im Sommer 2022 abgeschlossen war, sollte es mit dem Hochbau losgehen. Passiert ist bis heute nichts - und das wird wohl auf unbestimmte Zeit so bleiben.

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