TWolfsabschuss: Stader Landrat schickt Brandbrief an Ministerin

Dieser Wolf war mehrere Monate in den Obstplantagen im Alten Land unterwegs. Foto: Lühs
Wie umgehen mit Problemwölfen? Trotz Ankündigungen der Politik ist der Abschuss fast unmöglich. Landrat Kai Seefried will das mit einem Schreiben an die Grünen-Umweltministerin ändern.
Landkreis. Vor einem Jahr hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) mit dem Schnellabschussverfahren einen grundsätzlichen Kurswechsel im Umgang mit Problemwölfen angekündigt. Tatsächlich muss ein Jahr später davon ausgegangen werden, dass das Verfahren gescheitert ist.

Aufgrund der Spuren war auf Hahnöfersand von einem Wolfsriss auszugehen. Foto: Deichverband
Selbst Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) ist vor den Gerichten gescheitert. Zuletzt hatte der Landkreis Stade versucht, die Jorker Wölfin zu schießen, dies aber nach dem herkömmlichen Verfahren.
Landkreise: Schnelle Herabstufung des Wolfsschutzes gefordert
„Das Schnellabschuss-Verfahren ist gescheitert“, sagt jetzt Kai Seefried. Der Landrat des Landkreises Stade hat Bundesumweltministerin Lemke deshalb schriftlich aufgefordert, sich für eine Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfs einzusetzen.
Anlass für das Schreiben ist die Tagung des Ausschusses des Europarats, der am 2. Dezember 2024 in Straßburg zusammenkommt und an diesem Tag über die Berner Konvention debattiert.
Wölfe sind in der Berner Konvention streng geschützt
Dort bietet sich die seltene Möglichkeit, auf eine Änderung der Berner Konvention hinzuwirken, um eine Änderung der FFH-Richtlinie zu ermöglichen. Wölfe sind in der Anlage zu dieser FFH-Richtlinie als „streng geschützt“ eingestuft. Damit ein Bestandsmanagement der Wölfe möglich wird, ist eine Status-Herabstufung auf „geschützt“ zwingende Voraussetzung, so Experten. Andere europäische Staaten praktizieren das bereits.

Deichschäfer Vasile Buza bringt Schafe auf den Elbdeich bei Jork. Diese Herde wurde zweimal von einem Wolf angegriffen. Foto: Vasel
Seefried schließt sich mit seinem Schreiben einer von Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume gestarteten Initiative an, mit der die von Wolfsrissen besonders betroffenen Landkreise ihre Position gegenüber dem Bundesumweltministerium erläutern.
Strenger Schutz macht Bestandsmanagement unmöglich
„Der aktuelle strenge Schutz des Wolfes macht ein Bestandsmanagement unmöglich – von regional differenzierten Lösungen ganz zu schweigen“, sagt Seefried. „Außerdem zeigen die vergangenen Jahre, dass selbst die Entnahme sogenannter Problemwölfe fast immer an den strengen Voraussetzungen scheitert“, so der Landrat.
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Die derzeit völlig unzureichende Rechtslage führe dazu, dass die Unteren Naturschutzbehörden zwar theoretisch in eigener Zuständigkeit die Entnahme von Problemwölfen genehmigen könnten, de facto damit aber regelmäßig vor Gericht scheiterten, weil dem vermeintlichen Schutzbedürfnis der Wolfspopulation eine übergroße Bedeutung beigemessen werde.
Kreisdezernentin Sabine Brodersen geht nach der aktuellen Rechtslage davon aus, dass erst ein Angriff auf einen Menschen den Abschuss per Ausnahmegenehmigung rechtfertigt. Ein solchen Angriff auf Menschen hat es aber seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland nicht gegeben.
600 Wölfe in Niedersachsen und tägliche Sichtungen
In Niedersachsen gibt es rund 600 Wölfe. Auch im Landkreis Stade gibt es mittlerweile fast täglich Sichtungen.
„Bei uns im Landkreis Stade war es zuletzt ein Problemwolf, der wiederholt Deichschafe gerissen hatte und seelenruhig durch die Dörfer im Alten Land spazierte und damit für Schlagzeilen sorgte“, schreibt Seefried an Lemke. „Eine von mir erlassene Entnahmegenehmigung konnte aufgrund von Eilverfahren, angestrengt von sogenannten Wolfsfreunden, nicht vollstreckt werden.“
Landrat Seefried: Derzeitige Rechtslage ist Irrsinn
Kürzlich hatte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg wie berichtet entschieden, dass die Entnahmegenehmigung nicht anwendbar ist. „Dieser Beschluss zeigt einmal mehr den Irrsinn der derzeitigen Rechtslage auf“, so Seefried. Er verweist auf die Bedeutung des Küstenschutzes, der für die Menschen im Landkreis existenziell sei. Der Wolfsschutz dürfe nicht über dem Küstenschutz stehen.
Jork: Wölfin ist seit Pfingsten spurlos verschwunden
Aber: Die Wölfin im Alten Land ist verschwunden. Seit Pfingsten gibt es keine Sichtungen mehr. Vorher wurde das Raubtier regelmäßig gesehen, fotografiert und gefilmt. Eine Erklärung für das Fehlen gibt es nicht.
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Das deutsche Abstimmungsverhalten wird von Ministerin Lemke bestimmt. Sie müsse jetzt dafür sorgen, dass einem Antrag auf Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes seitens der Bundesrepublik zugestimmt wird, stellt der Landr
at heraus. Seefried: „Die Politikverdrossenheit mit ihren Auswirkungen auch an der Wahlurne speist sich auch aus der bisherigen Haltung Ihres Hauses in dieser Frage.“
Appell an Bundesumweltministerin Steffi Lemke
In dem Appell des Landrates an Lemke heißt es: „Lassen Sie mich abschließend betonen, dass die Bevölkerung im Landkreis Stade – wie in zahlreichen anderen ländlichen Regionen insbesondere Nord- und Ostdeutschlands – seit Jahren auf praktische Schritte hin zu einem Bestandsmanagement der Wolfsbestände wartet. Ich appelliere eindringlich an Sie, hier umzusteuern.“