TWomit ein Kehdinger Verein die Innenministerin überzeugt hat

Das „Rückenwind“-Konzept ist von jungen Menschen für junge Menschen. Foto: Bianca Wist Fotodesign
Der FC Wischhafen/Dornbusch zeigt, wie moderne Ehrenamtsarbeit gelingt und wird vom Verband ausgezeichnet. Jetzt will sich auch Niedersachsens Innenministerin überzeugen.
Wischhafen. Der Sport als Chance e.V. der Per-Mertesacker-Stiftung hat den 4. NFV-Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Platz zwei belegt der FC Wischhafen/Dornbusch. Warum eigentlich? Die Frage beantwortete der Verein seinen Mitgliedern im Rahmen einer Zukunftswerkstatt – und bewies, warum die Ehrung mehr als gerechtfertigt ist.
Der Verein stellte seine Ideen nicht als klassischen Frontalvortrag vor, bei dem eine Person redet und alle anderen gelangweilt zuhören. Stattdessen gab es einen Grund, warum die Veranstaltung in einer Sporthalle stattfand.
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Jugend als Vorbild im Ehrenamt
Trainer, Eltern und Kinder der JSG Nord sowie erwachsene Fußballer spielten unter anderem „Herzblatt“. Dabei schlendern alle durch den Raum und unterhalten sich mit ihrem Gegenüber, sobald die Musik aufhört.
Wer bist du? In welcher Mannschaft spielst du? „Wir haben ein großes Einzugsgebiet. Viele kennen sich untereinander gar nicht“, erklärt Bianca Wist, 2. Vorsitzende, das Kennenlernspiel. Die JSG Nord umfasst Freiburg, Dornbusch, Wischhafen und Großenwörden.

Bei der Zukunftswerkstatt gaben die Vereinsmitglieder dem engagierten Vorstand Eindrücke über ihre Wünsche. Foto: Bianca Wist Fotodesign
Die Gegenüber stellten sich noch weitere Fragen: Was läuft gut im Verein, was könnte man verbessern? Das notierten sie auf farbigen Karten und sammelten diese an einer Stellwand. „Schön zu sehen, dass am Ende der Veranstaltung dort nur ein einzelner roter Zettel hing“, so Wist. Jemand wünschte sich mehr Mitarbeit der Eltern.
Als gutes Vorbild agiert die Jugend selbst - in einem sogenannten J-Team. Das sind junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sich in Projekten engagieren. Ein erwachsener Partner begleitet jedes Team.

Am Ende profitieren von dem Konzept alle, insbesondere die Kleinsten. Foto: Bianca Wist Fotodesign
Der FC Wischhafen/Dornbusch übernahm die Idee des Landessportbundes Niedersachsen im vergangenen Sommer und begrüßte zunächst acht Mitglieder. Heute sind es bereits 16, die für andere Kinder und Jugendliche Angebote ausarbeiten.
Wenn Müll sammeln ein Spiel wird
Das J-Team von W/D organisierte etwa „Einfach kicken“: Kinder jeden Alters spielten in bunt gemischten Mannschaften Fußball. Im April sammelten sie mit Kindern auf dem Sportplatz in Wischhafen Müll - als Chaosspiel.
Dabei bewegten sich die Kinder in Gruppen auf einem großen Brettspiel vorwärts und lösten unterschiedliche Aufgaben, um ins Ziel zu kommen.
Während der Kombination aus Schnitzeljagd, Wettlauf und Quiz sammelten sie Müll. Die besten Sammler bekamen zusätzliche Punkte. „Das war für die Kinder ein großer Spaß“, so Wist.
Verein zeigt, wie man Ehrenamtliche gewinnt
Die jungen Menschen begeistern nicht nur andere, sondern verwurzeln sich sowohl im Verein als auch im Ehrenamt. In Wischhafen engagieren sich derzeit alle Mitglieder des J-Teams auch in jüngeren Jugendmannschaften und helfen den Trainern.

Das Chaosspiel war Basis für eine spielerische Sammelaktion - und ein voller Erfolg. Foto: Bianca Wist Fotodesign
Das ist keine Pflicht, betont Wist, aber es habe sich irgendwie ein Kreislauf entwickelt. „Sie sammeln erste Erfahrungen und übernehmen später vielleicht ihre eigenen Teams“, so die 40-Jährige. In Wischhafen hat man das in vielen Vereinen beklagte Problem mit fehlenden Ehrenamtlichen erfolgreich ausgedribbelt.

Torben Reuels, Jannik Ebeling, Bianca Wist und Sascha Draak vom FC Wischhafen/Dornbusch freuen sich über Platz zwei. Foto: Lars Kaletta
Das J-Team ist Teil des „Rückenwind“-Projektes, für das der NFV den FC Wischhafen/Dornbusch ausgezeichnet hat. Als Preisgeld gab es 2500 Euro und eine Ladestation für Elektroautos. Der Verband lobte die Kombination aus Freiwilligenmanagement, sportlicher Förderung und sozialer Werte.
Das spricht sich herum. Am 8. August möchte Daniela Behrens nach Wischhafen kommen und sich über das Projekt informieren. Wist verschlug es kurz die Sprache, als sie die überraschende Post der niedersächsischen Innenministerin las.

Daniela Behrens (SPD), Innenministerin Niedersachsen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
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