T„Wünschte, ich müsste nicht hier stehen“: Demo für Zusammenhalt in Stade

Ruben Pampoukidis vom Stader Improtheater Improvokanz begrüßte die Teilnehmer auf dem Platz am Sande. Foto: Stehr
Rund 800 Menschen kamen unter dem Motto „Liebe ist stärker als Hass“ am Sonntag in Stade zusammen. Nicht alle blieben bis zur anschließenden Podiumsdiskussion.
Stade. „Faschismus ist keine Meinung“, „Was nicht hilft, sind Ideen von 1933“ oder „Ich bin ein Muslim und ich stehe ein für eine Welt ohne Gewalt und Hass“: Mit Botschaften wie diesen beteiligten sich am Sonntagmittag laut Polizei knapp 800 Menschen an einer Kundgebung auf dem Platz am Sande in Stade.
Das Stader Improtheater Improvokanz, das die überparteiliche Veranstaltung unter dem Motto „Liebe ist stärker als Hass“ angemeldet hatte, sprach von circa 1500 Teilnehmern. Genau eine Woche vor der Bundestagswahl wollten sie zeigen, dass sie für demokratische Werte einstehen und in der AfD eine Gefahr sehen.
„Die Leute müssen sehen, dass sich etwas bewegt“
„Ich wünschte, ich müsste nicht hier stehen“, sagt Ruben Pampoukidis vom Stader Improtheater. In diesen Zeiten sei es aber wichtig, sich gegenseitig Mut zu machen, sich zu begegnen und für Vielfalt und Toleranz einzustehen. „Die Leute müssen sehen, dass sich etwas bewegt“, so Pampoukidis.
Vertreten waren verschiedene Organisationen, darunter die Landfrauen, Miteinander füreinander Harsefeld, die Pfadfinder, Quest - queeres Stade e. V., die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde und die Omas gegen Rechts.
Auf Initiative des Ankerplatz-Vereins hatten zudem die Parteien Volt, die Grünen, Die Linke und die SPD Info-Stände aufgebaut. CDU und FDP seien auch eingeladen worden, hätten aber aus terminlichen Gründen abgesagt, so Wiebke Wilkens vom Ankerplatz-Verein.
Die vom Ankerplatz-Verein angekündigte Podiumsdiskussion fand doch nicht statt
Sie hatte gehofft, dass sich im Rahmen einer Werkstatt der Mutigen noch eine Podiumsdiskussion an die Kundgebung anschließen würde. Doch daraus wurde nichts. Nach rund einer Stunde bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zog es die meisten Menschen dann doch wieder zurück ins Warme.
Da halfen auch die Heißgetränke und Leckereien der Schüler vom Athenaeum nichts. Was die Lokalpolitiker zum Thema Ehrenamt zu sagen hatten, bekamen die meisten gar nicht mehr mit. Auch die regionale Band Nature Souls spielte vor einem stark ausgedünnten Publikum.

Wiebke Wilkens (vorne Mitte) vom Ankerplatz-Verein hatte auch Vertreter aller demokratischen Parteien zum Austausch eingeladen. Volt, die Linke, SPD und Grüne hatten Infostände aufgebaut, CDU und FDP waren aus Termingründen nicht dabei. Foto: Stehr
Vorher hatte bereits der Harsefelder Musiker Uwe Kamrad die Redebeiträge mit Songs aufgelockert. Auf der fahrbaren Bühne in rund drei Metern Höhe kam unter anderem Asmar Ajmal von der Ahmadiyya-Gemeinde zu Wort. Er warb für Toleranz, Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt. „Wir sollten zusammen Ängste abbauen und friedlich miteinander und nicht gegeneinander leben. Vor allem sollten wir das Menschsein nicht vergessen“, so Ajmal.

Asmar Ajmal von der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde aus Stade warb für Toleranz und Zusammenhalt. Foto: Stehr
Amadeus Schwone, Vorsitzender von Quest - queeres Stade e. V., hielt die wohl flammendste Rede und nutzte zudem die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Quest der bislang einzige Verein in der Region sei, der einen sicheren Hafen für die queere Community sowie für deren Angehörige und Fürsprecher bilde. Queer ist ein Sammelbegriff für alle, die sich in ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau identifizieren.
Migration nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung sehen
„Ich träume von einer Welt voller Akzeptanz, Liebe und Respekt“, so Schwone. Hass und Intoleranz würden wie ein Schatten über der Gesellschaft liegen, doch die Liebe kenne keine Grenzen und verbinde. Die Mauern des Hasses müssten eingerissen werden.

Laut Polizei waren rund 750 Menschen bei der Demo gegen Hass dabei, die Veranstalter sprechen von circa 1500 Teilnehmern. Foto: Stehr
Viele Menschen kämen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Deutschland. Das sollten wir nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung sehen, weil es neue Perspektiven öffne und Vielfalt fördere, so Schwone. Ihm sei aber auch bewusst, dass viele Migranten mit Ängsten und Traumata belastet seien. Was nicht helfe, sei eine Rückschrittspolitik.
Remigration ist unmenschlich und schrecklich
Marion Meyer, Stader Omas gegen Rechts

Marion Meyer von den Omas gegen Rechts wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben für ihre drei Enkelinnen. Foto: Stehr
Marion Meyer von den Stader Omas gegen Rechts positionierte sich klar gegen die von der AfD geforderte Remigration. „Remigration ist unmenschlich und schrecklich“, so Meyer. Sie wolle nicht, dass Rechtsextreme entscheiden, wer in Deutschland bleiben dürfe und wer nicht.
Sie sorge sich um die Zukunft und wünsche sich, dass alle Menschen - egal welcher Herkunft und ob mit oder ohne Behinderung - selbstbestimmt leben können. „Demokratie ist nicht immer einfach, aber wertvoll“, so Meyer.

Bunt statt braun: Die während der Kundgebung bemalte Leinwand könnte bald im Rathaus einen Platz bekommen, hoffen die Veranstalter. Foto: Stehr
Im Rahmen der Kundgebung wurde auf Initiative von Stefanie Andreas eine braune Leinwand bunt bemalt. Das Bild könnte bald im Rathaus ausgestellt werden, hofft Ruben Pampoukidis.