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Gemeinsame Geschichte

TZwei große Schützenvereine in Buxtehude: Sind Gilde und Altkloster Rivalen?

Schützenbrüder sind sie: Uwe Gährs (links), Präsident des Schützenvereins Altkloster, und Reinhard Meier, 1. Vorsitzender der Schützengilde Buxtehude, zusammen im Gildehaus.

Schützenbrüder sind sie: Uwe Gährs (links), Präsident des Schützenvereins Altkloster, und Reinhard Meier, 1. Vorsitzender der Schützengilde Buxtehude, zusammen im Gildehaus. Foto: Thomas Sulzyc

Nur 1600 Meter voneinander entfernt sind sie: Schützengilde Buxtehude und Schützenverein Altkloster. Im Gespräch erklären die Präsidenten diese außergewöhnliche Konstellation. Was die Lokalrivalen trennt - und was sie verbindet.

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Von Thomas Sulzyc
Freitag, 05.07.2024, 16:30 Uhr

Buxtehude. Ein Schützenverein mitten in der Stadt und mehrere Schützenkameradschaften in den benachbarten Dörfern - so gestaltet sich in der Regel das organisierte Schützenwesen. Dass zwei mitgliederstarke und traditionsreiche Schützenvereine im städtischen Kerngebiet nebeneinander existieren, gilt als selten. In der Hansestadt Buxtehude ist das der Fall. Im Sport nennt man solche Vereine Lokalrivalen.

Die jeweiligen Sitze der Schützengilde der Stadt Buxtehude von 1539 und des 1883 gegründeten Schützenvereins Altkloster liegen gerade einmal 1600 Meter voneinander entfernt. Wie das kam, erklären die Präsidenten beider Vereine, Reinhard Meier (51, Gilde) und Uwe Gährs (71, Altkloster) bei einem Zusammentreffen im Gildehaus.

Zerwürfnis zwischen Gilde und Schützenwirt

In den 1850er Jahren zerstritten sich die Gilde und der damalige Schützenwirt, der Betreiber des Schützenhofs am Ende des Schützenhofwegs, so sehr, dass die Gilde ihr Schützenfest 1856 ins Altkloster Eichholz verlegte. Damals war Altkloster eine eigenständige Gemeinde, noch dünn besiedelt.

1880 beschloss die Gilde, einen neuen Schießstand auf dem Papageienkamp am Gildenweg zu bauen und damit den Festplatz zu verlegen. Damals wuchs die Bevölkerungszahl in Altkloster stark, die Wintersche Papierfabrik brachte Wohlstand. Mit der zunehmenden Besiedelung des Eichholzes wurde das Schießen für Anwohner zu gefährlich.

Im prosperierenden Altkloster entwickelten die Menschen den Wunsch nach einem eigenen Schützenfest, und 1883 schließlich gründete sich der Schützenverein Altkloster. Dazu habe zusätzlich die 1881 gebaute Bahnlinie beigetragen, die Altkloster räumlich von dem Festplatz der Gilde trennte, sagt Uwe Gährs.

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Zwangszusammenschluss im Dritten Reich

Die Idee einer Fusion beider Vereine ist historisch schwer belastet: Im Nationalsozialismus drängte der Deutsche Schützenverband 1938 die beiden Vereine gegen ihren Willen zu einem Zusammenschluss. Der Schützenverein Altkloster hörte auf zu existieren, verlor seine Identität und wurde in die traditionsreichere Gilde übergeleitet. 1950 gründete sich der Schützenverein Altkloster neu.

Die gemeinsame Geschichte birgt das Zeug für Rivalität. Symbolisch setzte ihr der König der Gilde der Saison 1954/1955, Werner Diesel, eine Geste entgegen: Auf seinem Königsschild ließ er eine geöffnete Bahnschranke zwischen Buxtehude und Altkloster darstellen - als Zeichen der Zusammengehörigkeit.

Zum Spaß eine inszenierte Rivalität

Bis etwa in die 1980er Jahre zelebrierten Mitglieder von Gilde und Schützenverein Altkloster bei Schützenfesten gelegentlich eine Rivalität. Beim Überqueren der Bahnlinie stellten sie jeweils ihre Gesänge ein und gaben sich erst wieder bei der Rückkehr auf das eigene Territorium fröhlich. Aber das sei Spaß gewesen, sagt Uwe Gährs.

Das Verhältnis von Gilde und Schützenverein Altkloster sei freundschaftlich, versichern die Präsidenten beider Vereine. „Etwa 20 bis 30 Mitglieder gehören beiden Vereinen an“, sagt Uwe Gährs. „Wir haben uns nie gegenseitig die Mitglieder weggenommen.“ Dem Schützenverein Altkloster gehören 443 Mitglieder an, der Gilde 360.

Orden als Zeichen der Verbundenheit

Als Zeichen der Verbundenheit nennt der Gilde-Vorsitzende Reinhard Meier den Verbindungsorden, den Mitglieder beider Vereine ausschießen. Wer gewinnt öfter? Meier gibt sich diplomatisch: „Eine Statistik gibt es nicht. Es müsste sich die Waage halten.“

Rivalität? Wenn es sie gab, dann sei sie Geschichte. Vorbei. Wert legen die beiden Präsidenten darauf, dass fünf Schützenvereine zu Buxtehude gehören: Gilde, Altkloster, Ovelgönne, Dammhausen und Neukloster. Die fünf Vorsitzenden kommen jeweils im Frühjahr zu der sogenannten Elefantenrunde zusammen. Die Gastgeberschaft wechselt jeweils.

Bei diesen Treffen definieren sie das Zusammenleben der fünf Vereine. Gleiche Sorgen betreffen sie alle. Zum Beispiel deutlich gestiegene Preise beim Einkauf von Orden. „Nur wenige Juweliere fertigen heute noch Orden in Handarbeit zu annehmbaren Konditionen“, sagt Reinhard Meier.

Vereine legen Wert auf jeweils eigene Identitäten

Wert legen Gilde und Schützenverein Altkloster auf jeweils eigene Identitäten. Jeder Verein hat eine Sportsparte, die der andere nicht betreibt. Die Gilde bietet Blasrohrschießen an, Altkloster das Bogenschießen.

Von Freitag, 5. Juli, bis Dienstag, 9. Juli, feiert die Schützengilde der Stadt Buxtehude ihr Schützenfest. „Altkloster wird intensiv und freundschaftlich vertreten sein und mitfeiern“, kündigt Uwe Gährs an.

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