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Der Wolf im Landkreis: Erste gesicherte Beweisfotos

Die Bilder sind nicht spektakulär, aber haben historischen Wert. Die Fotos des Oersdorfer Jägers Holger Schröder sind der erste gesicherte Beweis, dass der Wolf auch in den Landkreis Stade zurückgekehrt ist.

Von Karsten Wisser Freitag, 14.04.2017, 11:29 Uhr

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Die Experten von der Landesjägerschaft haben das so bestätigt. Die Foto-Fallen-Kamera des Oersdorfer Jägers Holger Schröder hat in der zweiten Märzwoche innerhalb von drei Tagen gleich zweimal einen Wolf fotografiert.

Glaubwürdige Sichtungen und einen Ende März bestätigten Wolfsangriff auf Schafe in Oederquart gab es bereits. Schröders Bilder waren aber der erste sogenannte Kategorie C-1-Beweis. Schröder hatte seine Kamera an einer Kirrung, einer Futterstelle für Wildtiere, angebracht, um Wildschweine zu beobachten. Stattdessen machte die Kamera an zwei Tagen, dem 11. und dem 14. März, die ersten Aufnahmen eines Wolfs im Landkreis. Zehn Tage später machte der Jäger Jörn Martens zwischen Groß Fredenbeck und Wedel eine Video-Aufnahme von einem Wolf.

Inzwischen häufen sich in diesem Bereich die glaubwürdigen Wolfssichtungen. In den vergangenen 14 Tagen soll der Wolf in Winderswohlde, in Fehrenbruch – beides im Landkreis Rotenburg aber nur wenige Kilometer von Oersdorf – und im Naturschutzgebiet Braken bei Harsefeld gesehen worden sein. Ob es sich immer um das gleiche Tier handelte, ist noch ungeklärt. Derzeit verjagen die bestehenden Rudel ihre Nachkommen im zweiten Lebensjahr, um Platz für die neue Generation zu schaffen. Es ist zu vermuten, dass das jetzt gesichtete Tier zu diesen verjagten gehört. „Die Häufigkeit der Sichtungen legt nahe, dass der Wolf eine Vorstufe zum territorialen Verhalten zeigt“, sagt Helmut Dammann-Tamke. Der Präsident der niedersächsischen Landesjägerschaft und Landtagsabgeordnete ist Fachmann in Sachen Wolf. Bleibe der Wolf dauerhaft auf der Geest, sei dies der erste Schritt zu einer Rudelbildung, sagt er.

Das nächste bestätigte Rudel gibt es im Kreis Cuxhaven. Diese Tiere werden immer wieder auch in Kehdingen gesehen und sind dort wohl auch für die Angriffe auf Nutztiere verantwortlich.

Im Zusammenhang mit den Schafsrissen Ende Januar in Oederquart und der langwierigen Auswertung der dort entnommenen DNA-Proben – das Ergebnis lag erst zwei Monate später vor – haben die CDU-Landtagsabgeordneten Kai Seefried und Helmut Dammann-Tamke eine schriftliche Anfrage an die Landesregierung gestellt. Sie wollen unter anderem wissen, wo sich die Proben bis zur Übersendung an das Senckenberg-Institut wie lange befunden haben, warum sich das NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) keines Schnelltests der Tiermedizinischen Hochschule bedient und warum angesichts der großen Anzahl der getöteten und verletzten Schafe kein Veterinär aus dem Wolfsbüro zum Tatort gefahren sei.

Die Abgeordneten beantragen gleichzeitig einen Sieben-Punkte-Plan: Die Beweislast für Billigkeitsleistungen müsse umgekehrt werden, auffällige Wölfe, die sich vermehrt menschlichen Siedlungen nähern, müssten entnommen werden, die Zahl der Wölfe in Niedersachsen festgelegt werden, die niedersächsischen Rudel identifiziert und mindestens ein Tier aus dem jeweiligen Rudel besendert werden, der Wolf solle ins Jagdrecht aufgenommen werden, die Bejagung abwandernder Jungwölfe und Einzelgänger gestattet werden und auffällige Rudel sollten durch die Tötung eines Jungtieres konditioniert werden.

Das Agieren der Landesregierung sei vollkommen unzureichend, kritisieren die Christdemokraten.

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