Stader Seehafen ohne Breitbandkabel

„Wir brauchen eine verlässliche Datenverbindung “, sagt AOS-Chef Volker Richter dem Männer-Trio: Marco Dibbern vom Seehafen e.V., Bundespolitiker Michael Grosse-Brömer und Oliver Grundmann (von links). Fotos Stephan
Weltweit tätige Firmen ohne ausreichende Datenverbindung – dieses Manko gehörte zu den Überraschungen, die Michael Grosse-Brömer im Stader Seehafen erlebte. Der Bundespolitiker der CDU zeigte sich erstaunt über die Entwicklung an der Elbe.
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Beginnender Bundestagswahlkampf, Kommunalwahlen am 11. September und Sommertouren der Politiker-Riege – der Besuch von Michael Grosse-Brömer hatte viele Motive, im Kern aber sollte der einflussreiche Bundespolitiker aus dem Wahlkreis Harburg über die Entwicklung des Seehafens informiert werden. Parteipolitik spielte bei dem Besuch am Dienstag keine Rolle.
Am Ende zeigte sich Grosse-Brömer schwer beeindruckt: „Ich hätte nie gedacht, dass hier so viel los ist.“ So viel los heißt: Nach dem Seegüterumschlag (5,8 Millionen Tonnen) liegen die Stader an dritter Stelle in Niedersachsen, hinter Brake (6,7 Millionen) und Wilhelmshaven (29 Millionen). Der Güterumschlag nimmt stetig zu. Die größten Nutzer sind die Dow und die AOS, die zusammen über 1200 Schiffsbewegungen im Jahr veranlassen. Kerngeschäft der AOS, die rund 70 Prozent ihrer Produkte verschifft, ist die nahezu wöchentliche Anlieferung von Sand aus dem westafrikanischen Guinea, aus dem Aluminiumoxid gewonnen wird, ein Rohstoff, der vor allem zur Aluminiumgewinnung verwendet wird.
AOS-Geschäftsführer Volker Richter lobte den Standort, vor allem weil eine Hafenerweiterung in Planung ist. „Der Hafen hat Chancen“, sagt Richter, vor allem mit Blick in die Zukunft: Die Fertigstellung der A 26 und eine A 20 sollen dem Standort in Zukunft klare Vorteile verschaffen, die derzeit noch als Problem gesehen werden. Peter Steinmeyer, der das Buss-Terminal in Stade managt, machte deutlich, dass die Verkehrsanbindung des Stader Seehafens für den drittgrößten Logistiker im Hamburger Hafen ein Manko ist. Dass die Buss Group in Stade unter anderem jährlich 40 000 Tonnen Hausmüll aus Dublin in Stade angeliefert bekommt, der zur Müllverbrennung nach Magdeburg weitergeleitet wird, gehörte zu den Überraschungen für den Bundespolitiker Grosse-Brömer, der sich auch erstaunt über die Dow-Aktivitäten zeigte: „Ist ja irre, eine Pipeline von Stade nach Leipzig.“
Neues Highlight in Bützfleth ist Global Casting, ein Unternehmen, das unter anderem schwere Guss- und Stahlteile herstellt und beispielsweise zum neuen Siemenswerk nach Cuxhaven liefern wird – über die Elbe. „Gigantische Montanindustrie“, schwärmte der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann, der erst in diesen Tagen ein kurzes Praktikum in der Groß-Gießerei absolviert hat.
Aber: Alle Unternehmen im Bützflether Hafen eint die Sorge um einen vernünftigen Datenanschluss. „Bei Starkregen geht nichts mehr“, sagt Oliver Grundmann. Deshalb hat sich ein Arbeitskreis „Breitband“ gegründet, in dem alle Unternehmen mitarbeiten und ihre Anforderungen skizzieren.
Möglicherweise ist ein Breitbandanschluss des Seehafens kein Millionen-Projekt, denn es liegt bereits ein leeres Rohr, das vermutlich genutzt werden kann. Die Querung der Bahn-Trasse ist derzeit noch ein Problem. „Normalerweise dauert so ein Verfahren in Deutschland sechs bis zwölf Jahre, wir wollen es in zwölf Monaten realisieren“, sagt Grundmann, der Beifall von Michael Grosse-Brömer erhielt.
Was beide optimistisch macht: Im zuständigen Berliner Ministerium ist ein guter Bekannter als Staatssekretär tätig: Enak Ferlemann, dessen Wahlkreis Stade/Cuxhaven fast bis zum Seehafen reicht.

Uwe Mimk, Kapitän auf dem Feuerlösch-Schlepper Bützfleth .

Der Müll aus Dublin zur Verschiffung nach Magdeburg.