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BSV-Tour durch Europa kann beginnen

Selfie am Eiffelturm: Ende 2015 ging Buxtehudes Europapokal-Reise nach Paris, hier Laura Schultze, Julia Gronemann, Emily Bölk (hinten, von links), Anna-Lena Grell, Paula Prior, Lynn Schneider, Friederike Gubernatis und vorne als Fotografin Isabell Klein. Fotos Stephan/Iso Jürgens

Selfie am Eiffelturm: Ende 2015 ging Buxtehudes Europapokal-Reise nach Paris, hier Laura Schultze, Julia Gronemann, Emily Bölk (hinten, von links), Anna-Lena Grell, Paula Prior, Lynn Schneider, Friederike Gubernatis und vorne als Fotografin Isabell Klein. Fotos Stephan/Iso Jürgens

Die Bundesliga-Handballerinnen des Buxtehuder SV nehmen Kurs auf das internationale Geschäft. Die Mannschaft freut sich auf die möglichen Herausforderungen im EHF-Cup – doch auch der Mann, der die Finanzen des Clubs im Blick hat?

Von Tim Scholz Donnerstag, 20.04.2017, 15:40 Uhr

Nachdem sich das Spitzentrio vom Rest der Bundesliga abgekapselt hatte, rief der BSV quasi einen eigenen, aber weniger prestigeträchtigen Wettbewerb ins Leben: den „Kampf um Platz 4“. Trainer Dirk Leun und seine Spielerinnen wurden in den vergangenen Wochen nicht müde, zu betonen, dass sie alles dafür geben werden, um am Ende an vierter Stelle zu stehen und damit in der kommenden Saison im EHF-Cup mitzumischen.

„Der Europapokal ist ein sehr reizvoller Wettbewerb“, sagt Kapitänin Antje Lenz. Die Mannschaft treffe auf „ganz andere Handball-Kulturen“, auf die man sich nicht vorbereiten könne wie in der Bundesliga. „Es kommt schnell vor, dass man sich verschätzt“, sagt Lenz. Vor allem aber wachse man als Spielerin an diesen Spielen auf internationalem Parkett, findet die Torfrau.

Die Chancen des BSV, den EHF-Cup zu erreichen, stehen gut. Der Verein rangiert vor dem Spitzenspiel gegen den Thüringer HC auf Platz vier und ist nicht nur sportlich gewillt, im Europapokal zu starten. Der Verein will sich diese für viele deutsche Mannschaften zum Luxus gewordene Teilnahme am internationalen Geschäft leisten. Ja, sagt Manager Peter Prior, „wir wollen das Abenteuer angehen und lassen uns von den finanziellen Risiken nicht abschrecken.“ Anders als der von Finanzsorgen geplagte HC Leipzig und der VfL Oldenburg, dessen Hauptsponsor sich jetzt stufenweise zurückzieht.

Europapokal im Frauen-Handball ist häufig mit einer großen finanziellen Belastung für die Clubs verbunden. Der BSV-Manager hält das finanzielle Risiko im EHF-Cup – anders als in der Champions League – dennoch für überschaubar. Ein Vorteil: Der BSV, der über einen kolportierten Etat von einer Million Euro verfügt, könnte seine Heimspiele in der eigenen Halle austragen und müsste nicht wie vor einigen Jahren in der Königsklasse in eine der teuren Hamburger Arenen ausweichen. Auch die Tatsache, dass der Gruppenphase drei K.o.-Runden vorgeschaltet sind, lässt Prior optimistisch auf die kommende Saison blicken. Der BSV wäre von September bis spätestens November im EHF-Cup gefordert.

Der Manager rechnet mit Kosten von rund 15 000 Euro pro Runde. Wenn die Europapokal-Reise durch Lospech etwa ins tiefe Russland führt, dann könnte es kostspieliger werden. Mit etwas Glück aber könnten die Ausgaben auf rund 10 000 Euro sinken, vorausgesetzt der BSV kann kürzere Auswärtsfahrten wie in den zurückliegenden Spielzeiten mit dem Bus bewältigen.

Prior betont auch, dass der BSV eine „vernünftige Gegenfinanzierung“ sichergestellt habe. Demnach gibt es Vereinbarungen mit Sponsoren, die den BSV im Fall einer Europapokal-Teilnahme und mit jedem weiteren Spiel mit Zuschüssen unterstützen. Höhere Ticketpreise sind laut dem BSV-Manager ebenfalls denkbar. Die finanzielle Belastung in den Spielen der K.o.-Runden sei vertretbar, so Prior.

Problematisch wird es in den Augen des Managers allerdings, wenn der BSV die Gruppenphase erreicht und damit sechs weitere Partien bestreiten müsste. Dann stiegen nicht nur die Kosten, den BSV träfe im Frühjahr auch eine enorme sportliche Mehrbelastung durch sechs Englische Wochen hintereinander. „Der Weg in die Gruppenphase ist jedoch lang, und die Gegner sind stark“, sagt Prior. Doch grundsätzlich nicht davon auszugehen, dass der BSV die K.o.-Runden übersteht, könnte ein Trugschluss sein. In dieser Saison haben die vier deutschen Vertreter im EHF-Cup allesamt den Sprung dorthin geschafft.

Was es bedeutet, durch das internationale Geschäft in finanzielle Turbulenzen zu geraten, hatte der BSV nach den Champions-League-Teilnahmen 2011 und 2012 am eigenen Leib erfahren. „Die positive Bilanz des sportlichen Erfolgs spiegelt sich leider nicht im wirtschaftlichen Bereich wider“, konstatierte der Verein im Jahr 2013 öffentlich, als ein Verlust von rund 100 000 Euro bilanziert wurde. Das vor allem durch die hohen Anforderungen des europäischen Handball-Verbandes EHF entstandene Minus wurde schließlich von den Gesellschaftern der Handball-Marketing Buxtehude ausgeglichen.

Heute sagt Prior, sollte man die Finger von der Champions League lassen.

  • 2009/10: Challenge Cup, Sieger
  • 2010/11: EHF-Cup, Viertelfinale
  • 2011/12: Champions League,
  • 2012/13: Champions League,
  • 2013/14: Challenge Cup, Viertelfinale
  • 2014/15: EHF-Cup, Viertelfinale
  • 2015/16: EHF-Cup, 3. Runde
  • 2016/17: nicht qualifiziert

 

BUXTEHUDE. Wenn die Handballerinnen des Buxtehuder SV am morgigen Sonnabend tatsächlich einen Überraschungserfolg gegen den Thüringer HC landen sollten, dann wäre die Meisterschaft mit großer Wahrscheinlichkeit zugunsten Bietigheims entschieden. Es käme in den Augen von BSV-Trainer Dirk Leun einer Vorentscheidung gleich, auch wenn seine Spielerinnen nach den erfolgreichen Auswärtspartien gegen Bayer Leverkusen und Frisch Auf Göppingen zwar Selbstbewusstsein getankt haben, aber nun eine „hammerharte Aufgabe“ ab 16 Uhr in der Halle Nord zu bewältigen haben.

Der Tabellenzweite aus Bad Langensalza reist zwar personell arg gebeutelt an – ohne Ex-BSV-Torfrau Jana Krause (Knie-OP), ohne die Shooterinnen Szimonetta Planeta und Anika Niederwieser. Und doch ist der THC der Favorit. „Da stehen immer noch nur Nationalspielerinnen auf der Platte“, sagt Leun. Wie Kerstin Wohlbold, die torgefährliche Außenspielerin Manon Houette und Macarena Aguila, sie gelten als wichtige Stützen im Thüringer Druckspiel und suchen oft das Eins-gegen-Eins.

„Wir müssen eine kompakte Deckung auf die Beine stellen und 60 Minuten top-konzentriert agieren“, sagt der Buxtehuder Coach und spielt damit auf das Hinspiel an. In dem hielt der BSV bis zur 50. Minute mit, musste sich aber durch Thüringens gnadenloses Tempospiel schließlich mit 30:35 geschlagen geben.

Personell muss Leun auf Lisa Prior verzichten. Die Spielmacherin ist nach einem Innenbandriss erst in dieser Woche ins Lauftraining eingestiegen. Neuzugang Yara Nijboer, die sich kurz vor Saisonbeginn das Kreuzband gerissen hatte, trainiert bereits mit der Mannschaft.

An der Tageskasse sind noch Stehplatz-Karten erhältlich. Einen Livestream gibt es unter sportdeutschland.tv.

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