BSV reist als Handball-Botschafter nach Japan
Foto Jürgens/Montage Finnern/Scholz
Die Handball-Frauen des Buxtehuder SV verlegen einen Teil ihrer Saisonvorbereitung nach Fernost. Im 9000 Kilometer entfernten Japan will der DHB-Pokalsieger die Begeisterung für den Handball wecken. Die Japaner haben einen plausiblen Grund.
Normalerweise ist der Start in die Saisonvorbereitung nicht gerade beliebt bei Leistungssportlern. Athletik und Ausdauer stehen dann in erster Linie auf dem Trainingsplan, also kaum Arbeit mit dem Ball. Für die Handballerinnen des Buxtehuder SV dürfte das aber zu verkraften sein. Denn in diesem Jahr verlegt der Verein die erste Phase der Vorbereitung für knapp zwei Wochen ins 9000 Kilometer entfernte Japan.
Die Buxtehuder Bundesliga-Mannschaft reist vom 20. bis zum 31. Juli nach Tokushima, auf die kleinste der vier Hauptinseln Japans. Dahinter steht eine seit zehn Jahren bestehende Partnerschaft des Landes Niedersachsen und der Präfektur Tokushima in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur, Bildung und Sport. Wobei der Sport der größte Bereich der Kooperation sei, betont Angela Daalmann.
Die Leiterin des Teams Grundsatzfragen beim Landessportbund Niedersachsen (LSB) betreut den sportlichen Teil der Partnerschaft und hatte den BSV für die Reise ausgewählt: „Wir haben einen Verein gesucht, der für den Handball im Frauen-Bereich Werbung macht.“ Und da ist die Wahl auf den BSV gefallen als stärksten Verein in Niedersachsen. Bislang sind vor allem niedersächsische Kanuten und Judoka in das Programm eingebunden worden.
Die Japaner nehmen im Vorfeld der Olympischen Spiele 2020 in Tokio viel Geld in die Hand, um die Bevölkerung für die verschiedenen Sportarten zu begeistern. Der Schwerpunkt in der Präfektur Tokushima liegt auf dem Handball. Die BSV-Handballerinnen treten dort dann als Botschafterinnen für ihre Sportart auf. „Ich hoffe, dass wir diese Begeisterung wecken können“, sagt BSV-Manager Peter Prior. In der Präfektur leben mehr als 700 000 Menschen.
Der amtierende DHB-Pokalsieger wird Freundschaftsspiele gegen japanische Teams und Auswahlmannschaften verschiedener Schulen bestreiten. Es stehen gemeinsame Trainings auf dem Programm, Sightseeing und möglicherweise ein Live-Auftritt in einer Fernseh-Show. Das TAGEBLATT wird den BSV nach Japan begleiten und von den Ereignissen berichten.
Trainer Dirk Leun freut sich auf das „besondere Erlebnis für die Mannschaft“ und auf die Spiele gegen die japanischen Mannschaften. Dem BSV-Coach zufolge ließen die Japaner den Ball schneller zirkulieren als die Europäer, sie seien kreativer und gingen in der Abwehr sehr offensiv zu Werke. Vor zwei Jahren hatte der BSV eine Niederlage gegen die japanische Frauen-Nationalmannschaft bei einem Vorbereitungsturnier im dänischen Rødby erlitten.
Von sportlicher Entwicklungsarbeit kann keine Rede sein. Die Japaner seien „keine absoluten Exoten“ im Handball, sagt der BSV-Trainer. LSB-Frau Angela Daalmann ergänzt, dass der Handball in Japan auf einem „ordentlichen Stand“ sei. Die Frauen-Nationalmannschaft war bereits 17 Mal für die Weltmeisterschaft qualifiziert und nimmt im Dezember auch an der Endrunde in Deutschland teil. Die goldenen Zeiten der Männer liegen dagegen schon einige Jahrzehnte zurück, doch mithilfe des neuen Nationaltrainers Dagur Sigurðsson, der Deutschland zum EM-Titel 2016 geführt hat, sollen wieder bessere Zeiten anbrechen. Interessant: Im kommenden Jahr reisen die deutschen Handball-Männer nach Tokushima, um dort ein Freundschaftsspiel gegen Japan und ihren Ex-Trainer zu bestreiten.
BSV-Trainer Dirk Leun betont, dass die Japan-Reise Teil der Vorbereitung sein müsse. „Wir dürfen da unsere Trainingsziele nicht aus den Augen verlieren“, sagt er. Für die Spielerinnen bedeutet das, auch in Japan mit Blick auf die kommende Saison an Kraft und Kondition zu arbeiten. Ein Wunschzettel mit dem benötigten Trainingsequipment hat Leun bereits nach Japan geschickt.
Die Buxtehuder Delegation besteht aus insgesamt 22 Personen. An Bord der Lufthansa-Maschine sitzen dann neben den Bundesliga-Spielerinnen und dem Trainer- und Betreuerstab auch die Drittliga-Handballerinnen Natalie Axmann und Lisa Borutta sowie der Geschäftsführer des Handball-Verbandes Niedersachsen, Gerald Glöde. Die Nachwuchstorhüterinnen Lea Rühter und Katharina Filter, die auf die Nominierung für die Juniorinnen-Europameisterschaft im Sommer schielen, bleiben daheim.