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TAltländer Obstbauern erzürnt: Ministerin schließt Betriebe von Förderung aus

Risiko: Hagel richtet immer wieder große Schäden im Obstbau im Alten Land an. Die 500 Familienbetriebe an der Niederelbe zahlen hohe Versicherungsprämien, ihre Mitbewerber nicht.

Risiko: Hagel richtet immer wieder große Schäden im Obstbau im Alten Land an. Die 500 Familienbetriebe an der Niederelbe zahlen hohe Versicherungsprämien, ihre Mitbewerber nicht. Foto: Vasel

Die Obstbauern sind über Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte verärgert. Sie hat fast 500 Betriebe von einem neuen Förderprogramm ausgeschlossen. Das steckt dahinter.

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Von Björn Vasel
Montag, 25.11.2024, 09:25 Uhr

Altes Land. Dass Miriam Staudte (Grüne) sich für ihr Förderprogramm zur Mehrgefahrenversicherung lobt und von einer „guten Resonanz“ spricht, stößt im Obstbau sauer auf. Die Agrarministerin spricht von einer Förderung wichtiger Kulturen im Ackerbau, Grünland und bei Dauerkulturen.

Doch Letztere habe Staudte gar nicht auf dem Schirm. „Der Obstbau an der Niederelbe profitiert überhaupt nicht von ihrem Programm. Es gibt seitens des Landes keine Förderung der Versicherungen gegen unser Hauptrisiko, den Hagel“, klagt der Vorsitzende der Landesfachgruppe Obstbau, Claus Schliecker.

Damit seien die Obstbaubetriebe, ob integriert oder ökologisch, ausgeschlossen worden. Gegen Frost und Sonnenbrand schützen sie sich mit Beregnungsanlagen. Dabei stehen die Familienbetriebe für ein Drittel der Apfelproduktion in Deutschland. Das Land schade den Betrieben, die Wettbewerbsverzerrung werde verstärkt.

Fachgruppe: Land schadet dem Obstbau

Mehr als drei Viertel aller EU-Staaten, aber auch Bundesländer wie Bayern, unterstützen ihre Obstbauern bereits bei der Hagelversicherung über Zuschüsse von bis zu 70 Prozent - aus Landes- und EU-Mitteln. Altländer zahlen 25.000 bis 30.000 Euro für ihre Versicherung aus eigener Tasche, 40 Prozent der Flächen sind versichert.

Die Äußerungen der Ministerin ließen ihn ratlos zurück. Sie scheine mit ihrer „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“-Politik resistent gegen Sachargumente zu sein. Dabei hätten sie der Ministerin wiederholt persönlich die Problematik erläutert.

Durch Sturm, Dürre sowie Starkfrost und -regen verursachte Ernteverluste können mit einem Zuschuss des Landes zu Mehrgefahrenversicherungen abgepuffert werden. Aufgrund der Klimakrise werden Extremwetterereignisse zunehmen. „Werden die Ernten vernichtet, kann das bäuerliche Betriebe bis an den Rand ihrer Existenz bringen“, sagt Staudte.

Ministerin sieht keinen Bedarf für Nachbesserung

Versicherungen und Anbau von klimaresilienten Kulturen könnten bei der Klimawandelanpassung helfen. Niedersachsen beschreite einen zukunftsweisenden, bislang bundesweit einmaligen Weg. „Das ist eine wahre Win-win-Situation für Landwirte. Sie stellen zum einen ihren Betrieb klimafester auf und profitieren so nachhaltig. Und, sie bekommen für den Fall der Fälle eine vom Land finanziell bezuschusste Gefahrenabsicherung“, sagt Staudte.

Bis Ende 2027 stehen in den Förderregionen Niedersachsen, Bremen und Hamburg gut 15 Millionen Euro aus EU-Mitteln zur Verfügung. Für Staudte ist der Hagel kein Thema, weil der Obstbau über ein etabliertes System bei der Mehrgefahrenversicherung verfüge.

385 von 400 Antragstellern hätten einen positiven Bescheid erhalten. 33.000 Höfe gibt es. Betriebe wählen die versicherbaren Risiken individuell aus. Ackerkulturen werden vor allem gegen Sturm und Starkregen und Grünland gegen Dürre abgesichert, Erdbeeren und Kartoffeln auch gegen Starkfrost.

Die Krux: Nur Bio-Betriebe hätten bei dem Priorisierungsverfahren eine Chance. Das heißt: Selbst, wenn Hagel irgendwann aufgenommen wird, blieben noch mehr als 80 Prozent der Betriebe an der Niederelbe außen vor. Dabei hätten die Studien des Bundesamtes für Naturschutz gezeigt, dass es bei der Biodiversität kaum Unterschiede gebe. Realitätsfremd sei auch, dass Antragsteller bereits im Frühjahr 2025 wissen sollen, was sie 2026 ernten. Schliecker hofft jetzt, dass die Landtagsabgeordneten sich erneut einschalten.

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