TAltländer wollen Sand aus den Tiefen der Elbe für Deichbau nutzen

Der Deichverband will Sand vom Bund für die Deicherhöhung in der I. Meile Alten Landes, das Foto zeigt die Aufspülung in Bassenfleth von 2022. Foto: Vasel
Es geht voran beim Mega-Projekt Deicherhöhung: 2028 sollen die Deichbauer zwischen Grünendeich und Twielenfleth loslegen. Doch vor dem Start muss noch einiges geklärt werden.
Altes Land. Oberdeichrichter Dierk König und seine beiden Stellvertreter Hans Baltha Schacht und Günther Pape wollen in den kommenden fünf Jahren noch einiges auf den Weg bringen - insbesondere die Elbdeicherhöhung zwischen dem Lühe-Anleger und dem Schöpfwerk Twielenfleth. Bei der Meilversammlung im Hollerner Hof kündigte das Trio nach der einstimmigen Wiederwahl an, dass es ihre letzte Wahlperiode sein wird. Jüngere sollen dann ihren Platz einnehmen.
Deichverband hofft auf Sand aus der Elbe für die Erhöhung
Die Altländer stehen vor großen Herausforderungen. Sechs Kilometer Deich sollen im ersten Schritt erhöht werden. Doch es gibt ein Problem: Es handelt sich zum großen Teil um Schardeiche. Diese liegen unmittelbar an der Elbe - ohne schützendes Vorland. Doch die Erhöhung um ein bis zwei Meter ist mit einer Verbreiterung um 25 Meter verbunden.
Das heißt: Deichkrone, -böschung und -außenberme werden erhöht und verbreitert, auch der Treibselräumweg wird erhöht. Der neue Elbdeich wird bis zu 10,25 Meter über Normalhöhennull (NHN) hoch. Allein außendeichs, unmittelbar am Fluss, ist noch Platz. Straßen wie K34 und K39 sowie Bebauung sollen nicht weichen. Es gibt zwei Optionen: Bau von Spundwänden oder ein neues, klassisches Deckwerk.

Oberdeichrichter Dierk König (Stade) mit seinen Stellvertretern Hans Baltha Schacht (Hollern-Twielenfleth) und Günther Pape aus Grünendeich-Steinkirchen (von links). Foto: Vasel
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und der Deichverband der I. Meile Altenlandes stehen deshalb im engen Austausch mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe. Das berichtete Justus Katt von der NLKWN-Betriebsstelle Stade am Dienstagabend. Die Idee: Sand aus der Elbe gewinnen, um das Vorland zu stabilisieren. Uferböschung und Deichkörper könnten in diesem Fall durch ein Deckwerk aus Naturstein-Schüttung gesichert werden.
Öko-Kartierung wird im Frühjahr ausgeschrieben
Damit das Planfeststellungsverfahren voraussichtlich 2027 starten kann, muss nicht nur Papier bewegt werden. Flora und Fauna müssen 2025 und 2026 kartiert werden. Laut Katt wird die naturschutzfachliche Bearbeitung im Frühjahr ausgeschrieben. Die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) soll den Verband beim Erwerb von Flächen unterstützen. Außerdem ist die Neuplanung für das Schöpfwerk Wetterndorf in Angriff genommen worden. Es muss - wie in Twielenfleth - im Zuge der Erhöhung ersetzt werden.
Der Stader NLWKN-Leiter Peter Schley rechnet 2028 mit einem Baustart. Für den Abschnitt Lühe-Anleger bis Schöpfwerk Twielenfleth werden 600.000 Kubikmeter Klei plus 900.000 Kubikmeter Sand benötigt. Das sind 83.333 Lkw-Ladungen.
Altländer Deiche für Sturmfluten rüsten
Die Hauptdeiche müssen aufgrund des Klimawandels verstärkt werden. Mehr, stärker und höher auflaufende Sturmfluten werden prognostiziert. Im Kreis Stade müssen die Elbdeiche auf einer Länge von 77 Kilometern um bis zu zwei Meter erhöht werden. Die Deicherhöhung und der Neubau von sieben Sperrwerken - unter anderem an der Lühe-Mündung - werden die Steuerzahler in den kommenden 30 Jahren mehr als 600 Millionen Euro kosten.
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Des Weiteren wird der NLWKN den Verband beim Rückbau des Deichscharts in Neuhof an der Lühe unterstützten. Auch der Abschnitt Guderhandviertel 62 steht unter Beobachtung. Hier sickert Wasser durch den Schutzdeich, auf der eisglatten Fahrbahn stürzte ein Radler. 1936 brach hier der Lühe-Deich.
Im Katastrophenfall kann der Deichverband in den Samtgemeinden Lühe und Horneburg sowie in Stade jetzt auf eine mobile Sandsack-Füllmaschine zurückgreifen. Die Volksbank unterstützte den Kauf. Kapazität: 4600 Sandsäcke pro Stunde. Mehr Infos unter www.deichverband-erste-meile.de

Blick auf den Schardeich. Foto: Vasel