TAltländer wollen junge Frauen in Uganda vor Armut bewahren
Hilfe zur Selbsthilfe: Der Verein Africa (k)now aus Mittelnkirchen bildet junge Frauen in Uganda zu Näherinnen aus. Foto: Hege
Nach der Volksschule droht jungen Frauen in Uganda ein Leben in bitterer Armut. Das will der Verein Africa (k)now aus Mittelnkirchen ändern. Es gibt gleich mehrere Projekte.
Mittelnkirchen. Die Altländer engagieren sich seit Jahren im Bereich der Bildung. Fünf Modellschulen unterstützt der Verein Africa (k)now mittlerweile, außerdem laufen Projekte zur Lehrerfortbildung und zur Unterstützung bedürftiger Familien. Der von Spendern und Mitgliedern, aber auch Bundesregierung und Schmitz-Stiftung unterstützte Verein ist in Uganda als Nichtregierungsorganisation (NGO) registriert.
Altländer investieren in Afrika in Bildung
Im kommenden Jahr steht der Erwerb eines Grundstücks für den Neubau einer Schule an. In Mbale wollen die Mittelnkirchner eine neue Grundschule mit Kindergarten für zehn Klassen bauen. In der Stadt leben rund 80.000 Einwohner. Diese liegt 100 Kilometer nordöstlich des Victoriasees nahe der Grenze zu Kenia. Geschätzte Kosten für Schule und Kita: 50.000 Euro. Der alte Schulbau platzt aus allen Nähten.
2022 hatten die Altländer mit ihren Lehrertrainern Joan, Fatuma, Gala und Lydia und ihrer ugandischen Schwesterorganisation die Africare-Schule aufgebaut. Die alte Partnerschule war der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen - aus wirtschaftlichen Gründen nach langem Lockdown. Mit Hilfe des Vereins haben viele Kinder das Lesen, Schreiben und Rechnen in den Volksschulen gelernt. Doch nach der 7. Klasse endet die Schulpflicht in Uganda.
Teufelskreis aus Armut und Gewalt durchbrechen
„Der Besuch einer weiterführenden Schulen kostet viel Geld, eine duale Berufsausbildung wie in Deutschland gibt es leider nicht“, sagt Renate Köhn-Brüggmann. Für das Schulgeld werden 100.000 Uganda-Schillinge (etwa 26 Euro) fällig. Zum Vergleich: Eine Dorfschullehrerin auf dem Land verdient 250.000 Schillinge im Monat, umgerechnet 65 Euro.

Textilien aus Uganda: Renate Köhn-Brüggmann und und Petra Hege vom Verein Africa (k)now aus Mittelnkirchen präsentieren Näharbeiten (von links). Foto: Vasel
Auch eine Ausbildung kostet Geld. „Deshalb kann sich ein Großteil der Familien den Besuch einer weiterführenden Schule überhaupt nicht leisten“, so die Vorsitzende von Africa (k)now, Petra Hege. Hinzu kommt: Viele verdienen deutlich weniger, Kleinbauern müssen ihre Familien in dem ländlich geprägten Distrikt mit knapp 40 Euro im Monat ernähren. Trotz des Wirtschaftswachstums leben immer noch vier von zehn Menschen in Armut.
Das wollen die Altländer nicht hinnehmen. Vor allem junge Frauen stehen nach Ende der siebenjährigen Volksschule vor einer unsicheren Zukunft. Viele junge Frauen können aus finanziellen Gründen keine weiterführende Schule besuchen. Wenn überhaupt, investieren viele Eltern in die Ausbildung eines Sohnes. Das kleine Land hat eine der höchsten Geburtenraten der Welt. Laut der Weltbank bekommen die Frauen im Schnitt 4,2 Kinder.
Jungen Frauen durch Berufsausbildung stärken
Damit nicht genug: Viele müssten sich einen Mann als Ernährer suchen. Fast ein Viertel der Mädchen wird minderjährig verheiratet. Häufig bekommen sie, teils erst 14 Jahre alt, früh und oftmals ungewollt Kinder. Drei von vier Frauen verhüten nicht. Laut Gesundheitsministerium gebären 25 Prozent vor den 20. Lebensjahr ein Kind.
„Ein Problem ist: Viele können sich einfachste Dinge nicht leisten - wie Menstruationsartikel“, sagt Hege. Dafür kommt dann der Freund oder Mann auf. Die Beziehung ist in nicht wenigen Fällen von Abhängigkeit geprägt, häusliche Gewalt ein Problem. Doch auch junge Frauen, deren Eltern sich das Schulgeld leisten können, brechen diese häufig ab. Cleophas Mugenyi, Gender-Referentin des Ministeriums für Bildung und Sport, geht von bis zu 60 Prozent aus. Das liegt an schlechtem oder nicht vorhandenem Management von Menstruationshygiene oder Stigmatisierung.

Petra Hege besucht das Klassenzimmer, das der Verein Africa (k)now in einem Dorf bei Mbale mit Spendengeldern für die Näherinnen gebaut hat. Foto: Africa (k)now/Hege
„Das ist eine große Baustelle“, sagt Hege. Die Altländerinnen wollen den Teufelskreis aus Armut und Gewalt durchbrechen. Sie wollen, dass junge Frauen auf eigenen Beinen stehen und sich selbst versorgen können. Deshalb hat Africa (k)now vor zwei Jahren ein Nähprojekt auf die Beine gestellt - mit Erfolg.
Die Frauen wurden am Wochenende unterrichtet, der Verein baute in der Vine Parents School in Namabasa einen eigenen Klassenraum. Eine UN-Mitarbeiterin half beim Start. Nach zwei Jahren legten die fünf Frauen die Prüfung ab. „Alle haben Arbeit“, sagt Hege, in einer Markhalle, teils selbständig, oder in einer chinesischen Textilfabrik.
Im Jahr 2025 will der Verein eine reguläre Berufsschulklasse mit rund 20 Schülerinnen einrichten. Hier werden sie - zur Kostendeckung gegen einen geringen Eigenbetrag - ausgebildet. Optional sollen sie sich zwei weitere Jahre fortbilden können - als Schneiderinnen für Traditionskleidung. Dafür müssen wegen der Stromausfälle weitere Nähmaschinen mit Fußantrieb beschafft werden. Diese kosten rund 100 Euro. Sie werden, wie die lokalen Kitenge-Stoffe, vor Ort produziert.
Mittelfristig soll sich die Berufsschule selbst tragen. Die Textilien gibt es auch im Stader FACHmarkt in der Großen Schmiedestraße. Hege: „Es ist ein Start-up. Wir setzen auf Hilfe zur Selbsthilfe.“
Konto: Africa (k)now e.V., Hamburger Sparkasse, IBAN: DE 51200505501194104616. Mehr Infos unter: www.africaknow.de.

Stolz präsentieren die jungen Frauen ihre Arbeiten. Foto: Africa (k)now/Hege