TBierbrauen ist sein Hobby: Warum Paul Menzel sogar die Kessel selbst baut

Hobby-Bierbrauer Paul Menzel an der Sudpfanne. Foto: Lankuttis
Paul Menzel braut seit 33 Jahren Bier. Als Hobby, aber leidenschaftlich. Der Tüftler und Genießer baut sogar die Anlagen zum Brauen selbst. Auch für das Museumsdorf in Bliedersdorf.
Grünendeich. Kürzlich hat er eine Anlage für den Verein Bäuerliches Hauswesen Bliedersdorf gebaut, die noch in seiner Werkstatt steht. Der Verein will eine historische Durchfahrtsscheune wieder aufbauen. Sie soll eine Stellmacherei und eine Brauerei beherbergen. „Das Brauen fehlt noch bei uns, ist faszinierend“, freut sich der Vorsitzende Rainer Kröger. „Ohne Paul hätten wir das nicht gemacht. “Die Scheune soll erst übernächstes Jahr, wenn Fördermittel fließen, wieder zusammengesetzt werden.
Und doch hat die Lehrzeit der „Brauknechte“ schon begonnen. Die Ehrenamtlichen Jürgen Kluit, Frederik Aarnoutse und Jens Ott haben sich bei Paul Menzel informiert, die Rohstoffe besorgt und in seiner Werkstatt gemeinsam den ersten Sud aufgesetzt. „Wir waren baff über die Ausstattung und wie komplex das Brauen ist“, sagt Kluit. Sie bräuchten noch manche Wiederholungen. „Das Festbier ist gut angekommen, auch bei den Frauen“, freut sich der Rentner. Bei einem internen Oktoberfest des Vereins war der Anstich.
„Ich bin Handwerker, Techniker, Erfinder, Bastler“
Die neue Anlage für rund 200 Liter ist erfolgreich in Betrieb gegangen. Kein Wunder: Paul Menzel (80) ist versiert. Er hat schon in Bayern Anlagen aufgebaut und Lob von Skispringer Christian Wasmeyer für sein selbst gebrautes Bier erhalten, erzählt der Rentner. Sein erstes Rezept für obergäriges Altbier habe er von „der besten Altbierbrauerei der Welt“ bekommen. Der Braumeister des „Uerigen“ in Düsseldorf habe es ihm persönlich aufgeschrieben und auch den Tipp gegeben, nicht mit 20 Litern anzufangen. „Wie beim Eintopf gelingen größere Mengen besser.“ Heute ist das „Menzel-Bräu“ ein untergäriges Lagerbier.
Bisher habe er nur einen Sud, den allerersten, „daneben gesetzt“, sagt der 80-Jährige. Da sei ein Fehler in der Anlage gewesen, die er umbauen musste. Mittlerweile betreibt er in einem Anbau an seinem Haus die dritte Anlage, die 450 Liter fassen kann. Alles ist selbst gebaut, auch die Steuerung für die Sudpfanne, wie er beiläufig bemerkt. „Ich bin Handwerker, Techniker, Erfinder, Bastler.“
Als Kesselschmied rund um die Welt
Beruflich habe er sich vom Kesselschmied zum Anwendungsingenieur hochgearbeitet, sagt Menzel. Schon sein Vater und sein Großvater waren Kesselschmiede. Als er andere Berufswünsche äußerte, gab es eine Backpfeife, erinnert sich der Hobby-Bierbrauer zurück. So lernte er, Dampfkessel zu nieten und zu schmieden.

Wer braut, muss viel saubermachen. Paul Menzel reinigt seine Anlage mit Sudpfanne (vorne), dem Läuterbottich (Mitte) und dem beheizbaren Bottich für das Anschwänzwasser. Foto: Lankuttis
Lange ist der agile Mann zur See gefahren und war weltweit für Blohm und Voss unterwegs, um Kessel zu reparieren. Auch in viele Brauereien wurde der Kesselschmied geschickt. Die Brauer faszinierten ihn. „Heute würde ich Brauer lernen, das ist ein toller Beruf“, sagt der Grünendeicher, der in Sudetendeutschland geboren wurde und auf St. Pauli aufgewachsen ist.
Stolz erzählt er, dass er nach einer Ausbildung zum Techniker den Quereinstieg geschafft und 22 Jahre für die Hamburger Firma Linde gearbeitet hat. Die meiste Zeit war er im Außendienst in Düsseldorf als Verfahrenstechniker für die Glasindustrie tätig und pendelte nur am Wochenende zu Frau und Kindern im Alten Land. Aus Düsseldorf brachte er das Bierrezept mit, „ein Volltreffer“. Passende Wortwahl, schließlich war Menzel als Boxer früher Spitzensportler.
So braut der Grünendeicher sein eigenes Bier
Detailliert erklärt der Brauer, was grob gesagt so funktioniert: Mit einer uralten Schrotmühle zerkleinert er das Gerstenmalz. Einen kleinen Teil Karomalz gibt er dazu „für guten Schaum“. Das Malz wird mit Wasser in einem bestimmten Rhythmus in der Sudpfannne aufgeheizt. Im Läuterbottich mit doppeltem Sieb werden die Malzreste von der Würze getrennt. Die Würze wird mit Naturhopfen gekocht, der Hopfen wieder herausgefiltert. „Ich nehme nur Hopfendolden, keine Extrakte“, sagt der Experte.
Im Hauptgärbottich wird die Hefe zugesetzt. „Wenn ich zwölf Stunden gebraut hab, bin ich kaputt, aber zufrieden“, sagt der Hobbybrauer. „Wenn am nächsten Morgen Schaum drauf ist, dann ist alles gut.“ Die Hefe, eine lebende Kultur, ist ein Knackpunkt. Sechs bis sieben Tage gärt das Bier, drei bis fünf Wochen muss es lagern.
Menzel ist ein bekanntes Gesicht auf der Braumesse
Paul Menzel trinkt gerne Bier und genießt dazu einen frisch geräucherten Fisch, den er selbst im Garten räuchert, wo auch seine Hühner herumlaufen. Freunde und Nachbarn genießen sein Menzel-Bräu, für das er eine Biersteuererklärung macht.
Jetzt freut er sich auf die Braumesse in Nürnberg Ende November. Da treffen sich die Profis - und Menzel ist ein bekanntes Gesicht. „Da kennen mich tausend Leute“, sagt Paul Menzel.