TDas große Geheimnis ist gelüftet: Pompur erlöst Apfelallergiker

Maik Stölken von der Züchtungsinitiative Niederelbe hält auf seinem Obsthof den ersten allergiefreundlichen Pompur-Apfel in der Hand. Foto: Vasel
Jetzt ist es offiziell: Die ersten Äpfel für Allergiker werden in diesem Herbst in den Handel kommen. Millionen von Menschen könnten von den Altländer Früchten profitieren.
Altes Land. „Unsere allergikerfreundlichen Äpfel sind wie ein Sechser im Lotto - für uns als Obstbauern, aber vor allem für die Millionen von Menschen mit Apfelallergie“, sagt der Geschäftsführer der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN), Maik Stölken. Jetzt hat die ZIN ein lange gehütetes Geheimnis gelüftet: Die Züchtungen ZIN 168 und ZIN 186 werden im Oktober unter dem Markennamen Pompur in die Supermärkte kommen.
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Die 2002 in Jork gegründete ZIN hat die neuen, allergenarmen Äpfel gemeinsam mit dem Team von Professor Dr. Werner Dierend von der Hochschule in Osnabrück gezüchtet. 160 Niederelbe-Obstbauern haben mit 20 Handelsbetrieben und den Erzeugerorganisationen Elbe-Obst und Marktgemeinschaft Altes Land knapp drei Millionen Euro in die Züchtung neuer Sorten investiert.
Es handelt sich um eine klassische Sortenzüchtung ohne Gentechnik. Zu den neuen Sorten gehören Deichperle und Sommerleuchten. Jetzt will die Züchtungsinitiative die Früchte ihrer Arbeit auch bei den ersten zertifizierten allergikerfreundlichen Äpfeln ernten.

Wissenschaft befruchtet Obstbau: Früchte der allergikerfreundlichen Pompur-Apfelsorte ZIN 168 hängen am Baum. Foto: ZIN
Die Apfelmarke Pompur werde vielen Apfelallergikern erstmals die Möglichkeit bieten, frische Äpfel bedenkenlos zu genießen. Die Äpfel sind die ersten, die das Siegel „Allergiefreundlich“ der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) tragen dürfen. Das gibt es nur, wenn ein Apfel über drei Ernten seine Allergikerfreundlichkeit unter Beweis gestellt hat. Außerdem sind umfangreiche klinische Tests im Labor und mit Probanden eine weitere Voraussetzung. Pompur verbinde „hervorragenden Geschmack“ und „nachgewiesene Verträglichkeit“.
Klinische Tests waren Voraussetzung für Allergiefreundlich-Siegel
Ulrich Buchterkirch von der ZIN verweist auch auf das gemeinsame Forschungsprojekt mit dem Universitätsklinikum Charité in Berlin und der Technischen Universität in München. Die Obstbauern und -händler können sich einen neuen Markt erschließen. Schließlich reagieren rund 15 Prozent der deutschen Bevölkerung auf den Verzehr von Äpfeln mit allergischen Symptomen.
Professor Dr. Karl-Christian Bergmann von der Charité sprach bereits 2022 von einem Durchbruch. Nach den Tests hätten einige der Probanden geweint, weil sie endlich wieder Äpfel essen konnten. Pompur schnitt besser ab als die Vergleichssorten Santana oder Wellant, die von vielen Allergikern gegessen werden.
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Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung unterstützte die Wissenschaftler mit rund 385.000 Euro. Das Hauptziel war: Äpfel für Allergiker. Der Bund will damit die Wettbewerbsfähigkeit des Obstbaus und die Ernährung allgemein verbessern.
Die meisten Allergiker sollen die ZIN-Sorten vertragen
Etwa sechs Millionen Deutsche leiden bekanntlich unter Heuschnupfen. Die Hälfte von ihnen habe bislang gar keine Äpfel essen können. Wer von der verbotenen Frucht gekostet habe, litt unter Juckreiz, Kribbeln oder Schwellungen in Mund, Lippen und Rachen, einige sogar unter Atemnot.
Ursache sind Kreuzreaktionen zwischen den Apfelproteinen und Birkenpollen-Allergenen. Die neuen allergenarmen ZIN-Sorten könnten laut Bergmann „die Allermeisten“ von ihnen „ohne jede Symptome“ essen. Die allergenarmen Pompur tragen allerdings nicht dazu bei, dass die Allergie vollkommen verschwindet: Es handelt sich um eine Form der Desensibilisierung.

Die Homepage von Pompur ist in diesen Tagen online gegangen. Foto: ZIN
Die neue Homepage www.pompur.de ist in diesen Tagen scharf geschaltet worden. Die Wortschöpfung Pompur stehe für die Frucht und puren Apfelgenuss auch für Allergiker. Idee der Dachmarke: Verbraucher sollen sofort wissen, dass dieser Apfel allergikergeeignet ist.
Pompur-Äpfel werden in Madrid der Weltöffentlichkeit präsentiert
ZIN 186 eignet sich für eine Lagerung im CA/Ulo-Lager bis in den Sommer. Er wird Anfang bis Mitte Oktober gepflückt. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Honeycrisp und Braeburn. Der rötlich marmorierte, knackige (crunchige) Apfel geht geschmacklich in die Richtung süß-säuerlich.
ZIN 168 wird im September gepflückt und ist im Kühlhaus bis in den Januar/Februar hinein lagerbar. Der zweifarbige, leuchtend rote Apfel (Elstar x Kanzi) schmeckt saftig-süß. Es gibt einen frühen und einen späten Pompur. So können die Vermarkter ein großes Zeitfenster abdecken. Pompur überzeuge „wie alle ZIN-Sorten“ nicht nur beim Ertrag, sondern auch bei Geschmack und Haltbarkeit, sagt ZIN-Geschäftsführer Stölken.

Ulrich Buchterkirch hatte die allergenarmen ZIN-Äpfel bei der Messe der Norddeutschen Obstbautage 2025 in Jork immer im Blick. Foto: Vasel
500 bis 600 Tonnen werden im Herbst erstmals in die Läden kommen, Verkaufsstart: 15. November. Welche Ketten den neuen Apfel anbieten, ist noch geheim. Bei der Fruit Attraction, eine bedeutende Messe der globalen Obst- und Gemüsebranche, werden die neuen allergikerfreundlichen ZIN-Äpfel am 30. September in Madrid erstmals unter dem Markennamen Pompur einem internationalen Publikum vorgestellt.
230.000 Bäume seien gepflanzt, rechnet Buchterkirch vor. Die Bäume wurden vor einem oder zwei Jahren auf den Plantagen gepflanzt. Die ZIN-Mitglieder bauen Pompur exklusiv an. Partnerunternehmen vermarkten diese exklusiv. Ziel seien eine Million Bäume. 15.000 Tonnen könnten in vier Jahren in den Supermärkten angeboten werden. Infos unter www.pompur.de
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