TFeuer im Alten Land: Nachbar rettet 70-Jährigem das Leben
Feuer: Blick auf den Einsatzort an der Bassenflether Chaussee in Hollern-Twielenfleth. Die Doppelhaushälfte wird von den 120 Feuerwehrleuten gehalten. Foto: Vasel
Der Rauch war kilometerweit zu sehen: Am Mittwochmorgen steht ein Wohnhaus in Hollern in Flammen, mehr als 100 Feuerwehrleute sind vor Ort. Chronologie eines Großeinsatzes.
Altes Land. Um kurz vor 9 Uhr entdeckt ein aufmerksamer Autofahrer das Feuer in dem Doppelhaus an der Bassenflether Chaussee (K32). Der Mann wählt sofort die 112. Dichter Rauch steigt bereits während seines Notrufs auf. Flammen sind im Bereich der Dachgaube zu sehen. Fenster bersten. Die Rauchsäule ist wenige Minuten später bereits auf der Stader Geest sichtbar, berichten Feuerwehrleute.
Eine Rauchwand sorgt für Probleme. Foto: Vasel
Ein Nachbar bekommt den Anruf mit, der 47-Jährige rennt sofort vor die Tür. Er vermutet, dass sein Nachbar noch im Haus ist. Gewaltsam öffnet er die Haustür. Seine Ahnung trügt ihn nicht: Der 70-Jährige hält sich im Erdgeschoss der Wohnung im Flur auf - gezeichnet vom Ruß, und schweren Brandverletzungen. Der Hausbewohner hatte noch versucht, das Feuer zu löschen, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach später.
Mutiger Nachbar rettet seinen schwerverletzten Nachbarn
Gemeinsam mit dem Schwerverletzten verlassen sie das brennende Haus. Auf einem Gartenstuhl wartet der Verletzte auf die Notärztin und Notfallsanitäter, die schnell vor Ort sind. Feuerwehrsprecher Stefan Braun lobt vor Ort den mutigen Nachbarn und den Anrufer. Sie haben dem 70-Jährigen vermutlich das Leben gerettet. Bei einem Feuer könne eine Rauchgasvergiftung „schon nach drei bis vier Atemzügen tödlich sein“, erklärt Braun.
Rauchgase sind eine tödliche Gefahr
Der Rauch sei gefährlicher als die Flammen. Er enthält unter anderem Kohlenmonoxid und Kohlendioxid in sehr hoher Konzentration, erklärt Braun. Die Folgen für den Körper können - abhängig von der Höhe der CO-Konzentration - fatal sein: Bewegungs- und Sehstörungen, Bewusstlosigkeit und letztlich Tod.
Wer eine Rauchgasvergiftung überlebt, muss mit einer schweren, lebenslangen Schädigung des Nervensystems und der inneren Organe rechnen. Ein Rauchmelder war in der Wohnung nicht zu hören, heißt es später.
120 Feuerwehrleute aus Stade und dem Alten Land im Einsatz
Unter Führung des stellvertretenden Ortsbrandmeisters Rene Jacobsen bauen die knapp 120 Feuerwehrleute der Ortsfeuerwehren aus Hollern-Twielenfleth und Grünendeich die Wasserversorgung auf. Mehrere 100 Meter Schlauch werden entlang der K32 verlegt, Bohrbrunnen und Hydranten angezapft.

Die Drehleiter von Zug I der Ortsfeuerwehr Stade unterstützt die Altländer. Foto: Vasel
Das alles ist nicht einfach, weil eine dichte Rauchwand die Straße quasi in zwei Hälften trennt. Und ohne Atemschutz dürfen die Feuerwehrleute nicht hindurch. Daher arbeiten sie sich von beiden Seiten an die Unglücksstelle heran. Die Drehleiter von Zug I aus Stade geht in Stellung. Notfallsanitäter von DRK und Johanniter-Unfallhilfe sind vor Ort, die Polizei sperrt die K32 komplett. Das alles geschieht binnen weniger Minuten.
Brandopfer wird in Spezialklinik geflogen
Während die Löscharbeiten laufen, kreist ein Rettungshubschrauber über den Apfelplantagen. Christoph 29 landet bei der Elbe-Obst. Das schwerverletzte Brandopfer wird in die Spezialklinik nach Boberg geflogen. Dort gibt es eine Intensivstation für Schwerbrandverletzte mit sechs Intensivbetten und eine Brandverletztenstation mit neun Betten.

Arbeit mit dem Einreißhaken. Foto: Vasel
Mit einem Einreißhaken wird das Dach des brennenden Hauses zum Teil abgedeckt, auch von der Drehleiter aus wird gelöscht. Die Doppelhaushälfte des Brandopfers ist komplett zerstört, die rechte Doppelhaushälfte mit einem Flachdachanbau kann überwiegend gerettet werden. Deren beiden Bewohner bleiben unverletzt. Unter Atemschutz rücken die Einsatzkräfte vor.

Abrollcontainer der Kreisfeuerwehr. Foto: Vasel
Der Atemschutz-Abrollcontainer der Kreisfeuerwehr wird nachgeordert. Atemschutzträger der Ortsfeuerwehr Steinkirchen unterstützen ihre Kameraden. Es gelingt ihnen schließlich, das Feuer zu löschen. Die Nachlöscharbeiten dauern bis in den späten Nachmittag.
Die Ruine wird mit Bauzäunen gesichert. Polizei und Feuerwehr gehen von einem Schaden in Höhe von 700.000 Euro aus. Das Feuer muss laut Tatortgruppe „im Dachgeschoss ausgebrochen sein“. Brandexperten der Polizeiinspektion sollen die Ursache in den nächsten Tagen klären.

Löschangriff unter Atemschutz. Foto: Vasel
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Dichter Rauch steigt auf. Foto: Vasel

Löschangriff von allen Seiten. Foto: Vasel