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THerzapfelhof gewährt beim Tag des offenen Hofes einen Blick ins Allerheiligste

Beate, Hein, Meike und Rolf Lühs laden zum Tag des offenen Hofes in Jork.

Beate, Hein, Meike und Rolf Lühs laden zum Tag des offenen Hofes in Jork. Foto: Vasel

Jeder dritte deutsche Apfel wird an der Niederelbe produziert. Beim Tag des offenen Hofes können Verbraucher am Sonntag, 9. Juni, niedersachsenweit hinter die Kulissen schauen. Auf dem Herzapfelhof von Familie Lühs in Jork laufen die Vorbereitungen.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 05.06.2024, 10:50 Uhr

Jork. Mehr als 250 Apfelsorten baut Familie Lühs in Osterjork auf 50 Hektar an. Rund 1500 Tonnen Obst ernten die Altländer im Jahr - überwiegend Äpfel, aber auch Kirschen, Pflaumen, Birnen, Kürbisse und Quitten. „Wer einmal auf einem Obsthof war, sieht die Produkte und die Arbeit der Obstbauern mit anderen Augen“, ist Rolf Lühs überzeugt. Deshalb nimmt der Herzapfelhof beim Tag des offenen Hofes am 9. Juni teil.

Landvolk setzt auf Dialog mit Verbrauchern

Niedersachsenweit werden bei dieser Aktion des Landvolks 65 Bauernhöfe von 10 bis 17 Uhr ihre Tore öffnen. Vor zwei Jahren strömten 200.000 Besucher auf die Höfe. „Redet mit uns, nicht über uns“, appelliert Landvolkpräsident Holger Hennies an die Besucher. Hennies setzt auf einen „unvoreingenommenen Dialog“ zwischen Bauern und Verbrauchern.

Im Kreis Stade nimmt mit dem Herzapfelhof in Jork ein Betrieb teil. Im Kreis Harburg können Besucher die Ackerbaubetriebe Heitmann (Dohren) und Riewesell (Winsen) sowie den Spargel-, Beeren- und Weihnachtsbaumbetrieb Oelkers (Wenzendorf) besuchen. Im Nachbarkreis Cuxhaven will Hermann van Rossum aus Geversdorf mit Verbrauchern ins Gespräch kommen - über Ackerbau, Viehhaltung und Energiewende. In Rotenburg gibt es Infos über die Öko-Landwirtschaft bei Bremer und Wilkens in Visselhövede. Auf dem Hof Schröder in Rotenburg wird der Bogen vom Ackerbau bis zur Pferdehaltung gespannt. Info: www.tag-des-offenen-hofes-niedersachsen.de. Viele der Betriebe setzen auf Direktvermarktung.

Altländer verschicken ihre Äpfel mit der Post

So auch beim Herzapfelhof in Osterjork. Der Hofladen wurde durch ein Café und einen Tagungsbereich ergänzt. Hein Lühs hat den Familienbetrieb mit seinen Motiv- und Laseräpfeln bundesweit bekannt gemacht. Der Herzapfelgarten mit seinen 250 Apfelsorten ist ein beliebtes Postkarten- und Instagram-Motiv. In den Plantagen stehen mehr als 20 Apfelsorten - vom Elstar bis zu schorfresistenten Sorten wie Topaz oder ganz neuen Sorten der Züchtungsinitiative Niederelbe. Im Herbst werden Lühs-Kunden erstmals die europaweit ersten offiziell als allergikerfreundlich eingestuften Apfelsorten ZIN 168 und ZIN 186 probieren können.

Hein und Beate Lühs setzten früh auf die Direktvermarktung. Rund 2000 Apfelbaumpaten besuchen mit ihren Familien und Freunden den Hof, um ihre Früchte zu ernten und die „Seele unter Bäumen baumeln zu lassen“. Auch das Internet entdeckten die Altländer früh für sich. 40.000 Pakete verschicken die vier im Jahr, rechnet Meike Lühs vor. Sie und ihr Bruder Rolf führen den Familienbetrieb mit Wurzeln im 18. Jahrhundert weiter. Dieses Geschäftsfeld sei in der Corona-Zeit stark gewachsen. Nicht wenige ordern im Online-Shop die Sorte, die sie im Supermarkt vermissen. Die Familie baut deshalb auf etwa 0,5 Hektar extra die Sorte Cox Orange an.

Blick in die Sortierhalle und das Apfellangzeitlager

Die Besucher werden beim Tag des offenes Hofes auch das Allerheiligste betreten dürfen: die Sortierhalle und das Apfellangzeitlager. Es gibt Führungen, Fahrten mit dem Apfelexpress und Verkostungen.

Besucher werden auf dem Herzapfelhof auch einen Blick in die Lager- und die Sortierhalle werfen dürfen.

Besucher werden auf dem Herzapfelhof auch einen Blick in die Lager- und die Sortierhalle werfen dürfen. Foto: Vasel

600.000 Äpfel werden im Jahr mit Motiven und Logos verziert - mit einem Laser. Aktuell baut Lühs das Apfellangzeitlager aus. Besucher werden Maschinen bewundern können. Das Dreizeilengerät ist zurzeit häufig im Einsatz. Mit dem Pflanzenschutzgerät können mehrere Reihen gleichzeitig behandelt werden. Das spart Zeit, der Schorfdruck ist in diesem Jahr hoch. „Wir wollen auch deutlich machen, dass Betriebe heute viel Geld in die Hand nehmen müssen“, sagt Lühs. Die Automatisierung gehe weiter.

Obstbauer Rolf Lühs hat das Wachstum seiner Äpfel im Blick.

Obstbauer Rolf Lühs hat das Wachstum seiner Äpfel im Blick. Foto: Vasel

Die Familie hat ihren Betrieb im Jahr 2012 auf den biologisch-dynamischen Obstbau (Demeter) umgestellt. 20 Prozent der Betriebe an der Niederelbe setzen auf Bio. Jeder zweite deutsche Bio-Apfel wird von einem der knapp 100 Betriebe (2200 Hektar) des Öko-Obstbau Norddeutschland Versuchs- und Beratungsrings erzeugt.

Der Arbeitsaufwand im Bio-Obstbau ist deutlich höher. Es fallen 50 Prozent mehr Arbeitsstunden als im Integrierten Obstbau an. Beikraut wird mechanisch entfernt. Zudem sind Bio-Pflanzenschutzmittel nicht so hoch- und langzeitwirksam. Rolf Lühs und seine Kollegen müssen häufiger auf ihre Schlepper steigen und mit dem Unterstockhackgerät Ladurner oder dem Sprühgerät durch die Obstplantage fahren. Apfelschorf wird mit Kupfer und Netzschwefel (kommen als Spurenelemente auch im Apfel vor) bekämpft. Öko-Obstbauern bauen auch schorfresistente Apfelsorten wie Topaz oder Natyra an. „Der Verbraucher verlangt allerdings weiter den Bio-Elstar“, sagt Hein Lühs.

Interessant ist das autarke Energiekonzept mit Photovoltaik, Pufferwasserspeicher und Hackschnitzelheizung - befeuert mit hofeigenem Rodeholz aus den hofeigenen Obstanlagen. Rolf Lühs sagt: Wer zum Apfel aus einem der 500 Familienbetriebe der Region greife, „leistet einen Beitrag für mehr Biodiversität und Klimaschutz“.

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