THochwasser: Sperrwerkswärter machten Extraschichten

Sturmflut: Blick auf das geschlossene Lühe-Sperrwerk in Grünendeich am 22. Dezember 2023. Foto: Vasel
Die Sperrwerke an Lühe und Schwinge dienen vor allem dem Schutz vor Sturmfluten. Doch auch bei dem Binnenhochwasser im Dezember schützten die mächtigen Stemmtore die Menschen an den Flüssen. Das ist die Bilanz des NLWKN.
Altes Land. Im Rahmen der landesweiten Hochwasserlage der letzten Wochen kamen die mächtigen Bauwerke nun zu einem ungewöhnlichen Hochwassereinsatz: Ihre vorausschauende Steuerung ermöglichte eine spürbare Entlastung an den Flussunterläufen. „Ein nicht alltäglicher Vorgang, der dem Sperrwerkspersonal lange Arbeitstage bescherte“, unterstreicht der Geschäftsbereichsleiter in der Direktion des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Jörn Drosten.
In Nordsee, Elbe und Weser herrschten nach den Sturmfluten vor und über Weihnachten zwischenzeitlich „eher durchschnittliche Wasserstände“. Zugleich hatten die Anrainer an den Unterläufen der durch die Sperrwerke gesicherten Flüsse mit sehr hohen Wasserständen durch das Flusshochwasser zu kämpfen. „Durch das frühzeitige Schließen der Tore konnten wir in einer solchen Situation im Unterlauf gewissermaßen Platz für das von oberhalb nachströmende Wasser schaffen.“ Denn durch das Aussperren des sonst in diesen Raum auflaufenden Tidewassers bleibe der Stauraum vom Sperrwerk aufwärts dem Flusswasser vorbehalten.
Mit Sperrwerken „alle Möglichkeiten ausgeschöpft“
Der Landesbetrieb ist für den Betrieb von 14 Sperrwerken in Niedersachsen zuständig. An vielen von ihnen wurden in den letzten Wochen ebenfalls Sonderschichten gefahren, obwohl keine Sturmflut drohte. So auch am Schwinge-Sperrwerk, an dem zwischen dem 21. Dezember und 4. Januar insgesamt zwölf Schließungen zugunsten des Oberflächenabflusses durchgeführt wurden. Die Hansestadt Stade hatte so die Möglichkeit, eine Entlastung der Hochwasser-Situation im Stadtkern herbeizuführen. Das Lühe-Sperrwerk im Alten Land wurde zwischen 20. Dezember und 5. Januar in 23 Fällen früher geschlossen als nach Betriebsordnung erforderlich. „Wo hydraulisch Potenzial bestand und es von den Rahmenbedingungen her machbar war, haben wir mit unseren Sperrwerken alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, so Drosten.
Um den Hochwasserschutz zu unterstützen, haben Sperrwerkswärter an vielen Standorten in Niedersachsen dabei vielfach Sonderschichten geschoben und wenig geschlafen. „Auch in Grünendeich“, lobt Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke mit Blick auf die Obere Lühe den NLWKN. Die häufigen Schließungen in dieser Ausnahmelage hätten „einen sehr hohen Energie- und Stundenaufwand“ erfordert. So muss der Pegel am Sperrwerk bereits vor der Schließung und Öffnung sehr genau beobachtet werden, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Das habe die Flüsse bei den Stark- und Dauerregen-Hochwassern spürbar entlastet.