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Obstbau

TIm Alten Land hat die Erdbeer-Ernte begonnen

Obstbauer Christian Nodop präsentiert die ersten Erdbeeren der Saison 2024 aus seinem gläsernen Gewächshaus in Osterladekop.

Obstbauer Christian Nodop präsentiert die ersten Erdbeeren der Saison 2024 aus seinem gläsernen Gewächshaus in Osterladekop. Foto: Vasel

Seit 2016 züchtet Familie Nodop Erdbeeren unter Glas. Mit ihrer CO2-neutralen Hackschnitzel-Heizungsanlage waren die Ladekoper seinerzeit Vorreiter. Jetzt zünden sie die nächste Stufe ihres klimafreundlichen Anbaus.

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Von Björn Vasel
Montag, 15.04.2024, 06:54 Uhr

Jork. In diesem Jahr geht bei Familie Nodop ein eigenes Blockheizkraftwerk an den Start. Die Wärme für ihr gläsernes Gewächshaus produzieren die Osterladekoper bereits seit 2016 mit ihrer Hackschnitzel-Heizungsanlage. Diese decke den Bedarf zu 100 Prozent.

Jetzt wollen sie auch den Strom mit Hilfe eines Blockheizkraftwerkes selbst erzeugen.

Damit werden Nodops voraussichtlich 70 bis 80 Prozent des Bedarfs - unter anderem für die Pumpen und Kühllager - decken können, rechnet Obstbauer Christian Nodop vor.

Altländer setzen auf erneuerbare Energien

Doch wie wird der Strom CO2-neutral erzeugt? Die Altländer setzen weiterhin auf erneuerbare Energien - in diesem Fall auf eine Anlage zur Holzvergasung. Das Brenngas treibt einen (Benzin-)Motor an, der liefert Strom.

So können elektrische (Strom) und thermische (Wärme) Energie auf dem Hof klimafreundlich produziert werden. Auf einer Fläche nahe der A26, die sich weniger für den Apfelanbau eignet, haben sie auf einem halben Hektar jetzt Pappeln gepflanzt - für eigene Holzschnitzel.

Mit Hilfe eines Blockheizkraftwerkes wird ab 2024 auch Strom auf dem Obsthof Nodop in Jork-Ladekop produziert. Über die Holzvergasung kann Energie CO2-neutral erzeugt werden.

Mit Hilfe eines Blockheizkraftwerkes wird ab 2024 auch Strom auf dem Obsthof Nodop in Jork-Ladekop produziert. Über die Holzvergasung kann Energie CO2-neutral erzeugt werden. Foto: Vasel

Das gläserne Gewächshaus wird von Mensch und Hightech gesteuert. Ein Klima-Computer regelt mit Unterstützung von Sensoren die Wasserversorgung, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Die Parameter kann der Obstbauer Christian Nodop jederzeit nachjustieren.

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Düngung/CO2, Wasser, Wärme und Sonnenlicht seien bei der Produktion von Erdbeeren die vier wichtigsten Faktoren. Die Lichtenergie und der Tag-Nacht-Temperaturwechsel in dem Gewächshaus sorgen für den Geschmack und das richtige Zuckerverhältnis.

In diesem Jahr starteten Nodops drei Tage später. Die Sonne fehlte, und diese sei der Motor der Photosynthese. Durch die Energie der Sonnenstrahlen wird der Zucker in den Erdbeeren hergestellt.

Die Nodops produzieren unter Glas

Für Nodop ist der Anbau von Beerenobst eine wichtige Säule des Betriebs in Osterladekop. Er verweist auf die starken Schwankungen bei den Erzeugerpreisen für Äpfel. Das war ein Grund, weshalb die Familie vor neun Jahren den Anbau unter Glas forcierte.

Das erste 7200 Quadratmeter große Gewächshaus kostete seinerzeit 1,2 Millionen Euro. Heute müsste das Dreifache investiert werden. 2018/2019 wurde ein weiteres Gewächshaus errichtet, heute produzieren Nodops auf fast eineinhalb Hektar unter Glas. Die Früchte hängen pflückerfreundlich in einer Höhe von 1,35 Metern an der Decke des fünf Meter hohen Gewächshauses.

Diese Erdbeer-Sorte wird aktuell geerntet

Im Januar wurden die Erdbeeren gepflanzt, die seit Freitag geerntet werden. Hummeln sorg(t)en für die Bestäubung. Aktuell wird die saftige, süße Sorte Sonata geerntet. Weniger Pflanzenschutz ist ein weiterer Vorteil dieser Anbau-Methode. Muttertag und Pfingsten sind im Mai die Haupttage für frühe Erdbeeren.

Die Pflücker legen die Erdbeeren in 500-Gramm-Schälchen aus umweltfreundlicher Pappe, zehn passen in eine Kiste. Diese werden auf einem Schienenwagen transportiert. Drei Kisten schafft ein Erntehelfer in der Stunde im Schnitt, das entspricht 15 Kilogramm.

Hier sind die Erdbeeren von Obstbauer Nodop erhältlich

Weil die Familie mit dem breiten Sortiment - von Beeren bis zu Kernobst - ihre Saisonarbeitskräfte länger beschäftigen kann, gebe es keine Probleme.

Außerdem arbeiten fünf Festangestellte auf dem Betrieb. Ihre Erdbeeren gehen überwiegend an Direktvermarkter und Edeka, in kleineren Mengen auch an Fruchtgroßhändler.

Altländer Erdbeeren - fertig für die Vermarktung.

Altländer Erdbeeren - fertig für die Vermarktung. Foto: Vasel

Der Freilandanbau von Erdbeeren in Deutschland ist - insbesondere aufgrund steigender Löhne - rückläufig. Auf rund 2500 Hektar werden die Früchte in Niedersachsen im Freiland angebaut, der geschützte Anbau - im Folientunnel oder unter Glas - kommt auf rund 300 Hektar. Die Importware beherrscht den Markt, der Selbstversorgungsgrad beträgt in Deutschland knapp 40 Prozent.

Die Wettbewerber aus dem Ausland produzieren ihre Ware zum Teil mit Pflanzenschutzmitteln, die hierzulande verboten sind.

Die heimischen Erzeuger werben mit ihren hohen Sozial- und Umweltstandards; auch aus Klimaschutzgründen müsste „eigentlich jeder deutsche Erdbeeren aus regionalem Anbau essen“, wird der Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau in Niedersachsen, Claus Schliecker, nicht müde zu betonen. Hinzu komme der bessere Geschmack durch kurze Transportwege.

Wissenswertes rund um die Erdbeere

Die Erdbeere gehört zur Familie der Rosengewächse. Sie ist eine Scheinfrucht; die Nüsschen auf dem Fruchtfleisch sind die Früchte. Auch wenn Erdbeeren zu 90 Prozent aus Wasser bestehen, bieten sie ein Geschmackserlebnis.

Verantwortlich dafür: Fruchtsäuren, Fruchtzucker und Aromastoffe. Sie enthalten viele Vitamine, vor allem Vitamin C. Sie stärken den Kreislauf sowie das Immun- und das Nervensystem; Jod, Mangan sowie Apfel- und Zitronensäure regen die Fettverbrennung an. 250 Gramm enthalten 100 Kalorien.

Erdbeeren am besten frisch verzehren

Der Vitamin-C-Gehalt ist höher als bei Orangen. Fünf bis sechs Erdbeeren reichen aus, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken. Erdbeeren reifen nach dem Pflücken nicht nach, sie sollten frisch verzehrt werden.

Deshalb: Am besten in der Region kaufen – direkt vom Erzeuger. Ungewaschen können sie bis zu zwei Tage im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert werden.

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