TKampf dem Lärm: Altländer fordern Lkw-Verbot und Tempo 30 für Motorräder, Lkw und Pkw

Schwerlastverkehr am Elbdeich: Der Lkw-Transitverkehr auf der K39 ist den Altländern seit Jahren ein Dorn im Auge. Foto: Vasel
Verkehrslärm ist eine große Belastung für die Menschen im Alten Land. Die Politik fordert nun mehrere konkrete Maßnahmen, um die Bürger zu schützen.
Steinkirchen. Einstimmig hat der Rat der Samtgemeinde Lühe am Montag den Lärmaktionsplan abgesegnet. Nicola Hahn (FDP) enthielt sich. Die Liberale sprach von einem Gaga-Plan und Steuergeldverschwendung. Damit stand sie im Rat nicht alleine.
Fraktionsübergreifende Kritik
Auch die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FWG kritisierten, dass das Land Niedersachsen unter Verweis auf europaweite Vorgaben die Kommunen verpflichtet, alle fünf Jahre einen neuen Lärmaktionsplan aufzulegen. Schließlich lasse sich aus dem 5200 Euro teuren und 32 Seiten starken Papier weiterhin kein Rechtsanspruch auf lärmmindernde Maßnahmen ableiten.
Außerdem, so Gerd Dehmel (CDU) und Inge Massow-Oltermann (FWG), liege der Fokus aufgrund der Vorgaben auf den Landesstraßen L140, L111 und L125. Die Lärmbelastung auf der vielbefahrenen K39 am Elbdeich spiele keine Rolle. Dabei rolle der Schwerlastverkehr seit der Freigabe der Ortsumgehung Finkenwerder im Jahr 2012, insbesondere entlang des Elbdeichs, durch das Alte Land.
Spediteure, so Dehmel, wollten sich aufgrund geringer Margen die Maut sparen, die auf der A26 fällig werden würde. Er forderte ein Fahrverbot für Transit-Lkw für die K39. Doch nicht nur die Containertransporte zwischen den Häfen Hamburg und Bremerhaven seien eine Belastung.
Altländer wollen Transitverkehr nicht hinnehmen
Lkw-Lärm und -Erschütterungen seien werktags ein Problem, an Wochenenden zudem die vielen Motorradfahrer. Viele der Maschinen seien sehr laut, vor allem die Anwohner der K39 im Einzugsbereich des Lühe-Anlegers in Grünendeich litten, legte Massow-Oltermann nach. Die Politik will sich deshalb weiter für ein Transitverbot für den Schwerlastverkehr starkmachen. Dieser gehöre auf die Autobahn.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marco Hartlef war sich mit Bürgermeister Timo Gerke (parteilos) einig, dass die Samtgemeinde „nicht die Flinte ins Korn werfen“ dürfe. Die Altländer müssten das Land Niedersachsen in die Pflicht nehmen. Wer die Aufstellung eines LAP verlange, müsse auch die Umsetzung lärmmindernder Maßnahmen unterstützen. Diese Position unterstützten auch der Sprecher der SPD/FDP-Gruppe, Jürgen Michaelis (SPD), und Ulrike Mohr von den Grünen.
„Es gibt mehr Tote durch Lärm als durch Verkehrsunfälle“, sagte Mohr mit Verweis auf Studien. Knapp 15 Prozent der Bevölkerung, vor allem in Hollern-Twielenfleth, Mittelnkirchen und Neuenkirchen, leiden laut Angaben des mit dem Plan beauftragten Büros Lärmkontor unter krankmachendem Verkehrslärm.
Samtgemeinderat Lühe setzt auf den Landkreis Stade
Der Rat will den Landkreis Stade erneut ins Boot holen. Die Kreis-Straßenverkehrsbehörde hatte 2021/2022 die Altländer unterstützt und angeordnet, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der 4,3 Kilometer langen Ortsdurchfahrt (L140) in Hollern nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr von 50 auf 30 km/h zu reduzieren. Das hätte die Lautstärke des Autoverkehrs für das menschliche Ohr um die Hälfte reduziert. Doch das Verkehrsministerium untersagte die Umsetzung. Der Verkehrsfluss habe Vorrang. Der Lärm sei hinzunehmen, so das Land.
Weitere Forderungen aus dem LAP sollen laut Rat umgesetzt werden. In Mittelnkirchen soll das Tempo nicht nur für Lkw, sondern in Zukunft auch für Pkw und Motorräder von 50 auf 30 km/h zwischen der Lühebrücke und Ortsausgang nach Jork reduziert werden. Bei der Sanierung der Landesstraßen - etwa an der L125 in Guderhandviertel - soll Flüsterasphalt verbaut werden. Die Tempolimit-Anträge sollen 2025 im Kreishaus eingereicht werden. Kreissprecher Daniel Beneke sagt eine umfassende Prüfung zu: „Wir haben allerdings wenig Hoffnung, dass das Land Niedersachsen seine Haltung ändern wird.“