TLühe-Schulau-Fähre: Volle Kraft voraus mit neuem Anti-Schlick-Antrieb

Schiffbauer Daniel Sievert arbeitet an der neuen Antriebswelle der Lühe-Schulau-Fähre. Der Technische Leiter des kommunalen Fährbetriebs, Carsten Cornelius, schaut zu (von links). Foto: Vasel
Unter Hochdruck bauen die Schiffbauer auf der traditionsreichen Behrenswerft in Finkenwerder die Lühe-Schulau-Fähre seit März um. Diese soll zum Wochenende wieder in Fahrt gehen.
Altes Land. Im März war die Lühe-Schulau-Fähre auf die 1863 gegründete Behrenswerft in Finkenwerder verholt worden. Kaum einer kennt die Fähre „Dat Ole Land II“ so gut, wie die Schiffbauer vom Köhlfleet. Es ist die Stammwerft der Altländer. Vor Beginn der Sommersaison haben die Werftarbeiter den Antrieb der Fähre aus- und umgebaut. „Das ist Millimeterarbeit“, sagt der Technische Leiter der Lühe-Schulau-Fähre (LSF), Kapitän Carsten Cornelius.

Blick auf die Fähre und die Slipanlage der Behrenswerft in Finkenwerder. Foto: Vasel
Immer wieder musste die Fähre in den vergangenen Jahren in die Werft. Der Grund: Die wasserumspülte Antriebswelle wurde durch die Sedimente immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. Das Problem: Mit der Elbvertiefung nahm die Sedimentbelastung zu, der Schlick im Elbwasser wirkte wie Schmirgelpaste. Die beiden Wellen mussten regelmäßig für 40.000 Euro überholt werden - verbunden mit einem zweiwöchigen Werftaufenthalt. Beim Bau der 2011/2012 bei Bolle in Derben in Sachsen-Anhalt gebauten, mehr als 220 Tonnen schweren, 1,85 Millionen Euro teuren Elbfähre hatten die Schiffskonstrukteure noch nicht die hohe Verschlickung in der Unterelbe auf dem Zettel. Immer wieder liegt das Schiff auch an seinem Liegeplatz am Pionierübungsplatz in der Lühesander Nebenelbe auf dem Schlick auf.
Geschlossener Kühlkreislauf für die Antriebswellen der Fähre
Damit Touristen, Ausflügler und Pendler sich auf ihre Fähre verlassen können, entschieden sich die fünf Gesellschafter für einen grundlegenden Umbau des Kühlsystems. „Wir haben uns für einen geschlossenen Kühlwasserkreislauf entschieden“, erklärt Kapitän Carsten Cornelius. Das Schmirgelwasser aus der Elbe wird nicht mehr zur Kühlung benutzt. Die Sedimente können nicht mehr eindringen. Stattdessen kommt ein Glykol-Wasser-Gemisch - es friert erst bei minus 40 Grad Celsius - zum Einsatz. Weiterer Vorteil: Dieses Kühlmittel habe auch „eine leicht schmierende Wirkung“, sagt der Technische Leiter.

Blick in einen Maschinenraum der Dat Ole Land II, rechts ist eine der beiden Antriebswellen der Lühe-Schulau-Fähre zu sehen, vorne einer der Dieselmotoren. Foto: Vasel
Dafür mussten nicht nur zwei nagelneue 3,83 Meter lange Wellen, sondern auch Kühlmittelbehälter und Leitungen eingebaut werden. Die Wellen stammen von der Piening Propeller GmbH in Glückstadt. Sie wurden „aus einem rostfreien Spezialstahl“ hergestellt, der sich durch seine Haltbarkeit sowie Hitze- und Korrosionsbeständigkeit auszeichnet. Wer bei der „Nacht des unnützen Wissens“ in der Seminarturnhalle in Stade glänzen will: Dieser wird mit dem Metall Molybdän legiert. Deshalb kommt V4A, so heißt dieser Edelstahl unter Fachleuten, in der Schiff- und in Raumfahrt zum Einsatz.

Blick auf den Antrieb der Lühe-Schulau-Fähre. Diese liegt auf der Slipanlage der Behrenswerft in Finkenwerder. Foto: Vasel
Der Einbau war Millimeterarbeit. Die Teile stammen nicht von der Stange. „Eine Fähre ist kein VW Golf“, sagt Cornelius. Es handelt sich um Einzelanfertigungen. Die neuen Antriebswellen sowie die überarbeiteten Propeller und Ruder der Fähre kamen am Freitag auf die Werft. Schiffbauer Daniel Sievert hat sie mit seinem Kollegen bereits eingebaut.
Fähre soll zum Wochenende wieder auf der Elbe fahren
In dieser Woche steht die Probefahrt an, am Mittwoch oder Donnerstag soll die Fähre wieder zu Wasser gelassen werden. Die Geschäftsführerin der Lühe-Schulau-Fähre, Ute Bülau, will „zum Wochenende wieder fahren“. Ursprünglich sollte die Fähre am Montag nach planmäßigem Werftaufenthalt in die Sommersaison starten (7. April bis 19. Oktober).
Die LSF baut die Charterfahrten aus. Mit dem Parti-Service Hauschildt aus Steinkirchen geht es am 10. Mai zum Hamburger Hafengeburtstag, mit der Edelbrennerei Nordik aus Horneburg und der Delux(x)e Bar aus Stade werden die Sundowner- und Nippen & Shippen-Törns ab Grünendeich, Wedel und Stadersand fortgesetzt. Infos unter www.luehe-schulau-faehre.de.
Dat Ole Land II wird 2025/2026 zum Standesamt
Damit nicht genug. In der Zukunft werden Gäste auf der Fähre nicht nur feiern, sondern auch heiraten können, Lühes Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke will eine Außenstelle des Standesamtes an Bord einrichten.
Die Fähre wird ab Oktober in Zukunft aus Kostengründen im Winter zum Ausflugsdampfer. Ein Ersatzangebot (Elbtaxi) für die 30 Pendler wäre mit Kosten von 1000 Euro pro Pendler und Monat laut Gerke zu teuer, sollten keine Sponsoren aus der Wirtschaft einspringen.

Die Lühe-Schulau-Fähre liegt auf dem Trockenen. Foto: Vasel
In guten Jahren transportierte die Elbfähre Dat Ole Land II (250 Sitzplätze plus Stellplätze für 70 Räder) etwa 80.000 Fahrgäste im Jahr, bei der kleinen Kreuzfahrt wird die Elbe in 25 Minuten gequert. Der Landkreis Stade ist mit seinem Anteil von 35 Prozent größter Anteilseigner, gefolgt von Stade (25 Prozent) und Wedel (20 Prozent) sowie der Samtgemeinde Lühe und der Gemeinde Jork mit je zehn Prozent. Die Gesellschafter gleichen das Defizit von bis zu 400.000 Euro anteilsmäßig aus. Diese halten an der Elbfähre mit Blick auf den Tourismus fest. Das freut Bülau: Mit dem Start des Sommerfahrplans ist die LSF besser an die KVG-Buslinien im Alten Land und nach Stade sowie an den Elbe-Radwanderbus angebunden worden.