TNach Feuerwehr-Einsatz: Grüne fordern mehr Sicherheit bei Starkregenfluten im Alten Land

Die Feuerwehr kämpft am Storchennest-Siel mit Pumpen gegen das Binnenhochwasser an. Foto: Veithen
Die Grünen fordern nach dem Feuerwehr-Einsatz an der Alten Süderelbe den zügigen Bau von neuen Schöpfwerken - für mehr Schutz bei einer erneuten Sturm- und Starkregen-Flut. Unterstützung kommt vom Deichverband aus Jork.
Neuenfelde. Weil es rund um Weihnachten tagelang regnete, mussten die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk auch zur Alten Süderelbe ausrücken. Mit Hilfe von Pumpen und Schläuchen legten sie einen Bypass. Der Grund: Das Storchennest-Siel an der Alten Süderelbe in Finkenwerder konnte wegen der Sturmflut am 22./23. Dezember nicht mehr zur Entwässerung über den Köhlfleet in die Elbe geöffnet werden.
Gleichzeitig staute sich Wasser in der Alten Süderelbe sowie in den Gräben in Moor und Marsch. Ohne das Eingreifen der Einsatzkräfte wären Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Neuenfelde, Francop und Finkenwerder sowie Obstplantagen, Äcker und Weiden überflutet worden, so die Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Gudrun Schittek (Grüne) aus Cranz. Auch Ortschaften wie Neu Wulmstorf und Neugraben werden ihr Wasser am Schöpfwerk Hohenwisch über die Alte Süderelbe los. Damit die Region, inklusive des Altes Landes und der Hansestadt Buxtehude, besser vor Binnenhochwassern geschützt wird, hatte die Hamburger Bürgerschaft auf Initiative von SPD und Grünen bereits vor zwei Jahren beschlossen, den Bau von Schöpfwerken am Storchennest-Siel und an der Estemündung zu prüfen.
Bau der A26 und zunehmende Versiegelung verschärfen das Problem
Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) hat inzwischen mit der Neuplanung eines Schöpfwerks am Storchennest begonnen. Bis zum ersten Halbjahr 2024 sollen die Planung und Kostenschätzung erfolgen. Die Finanzierung „ist noch offen“, so Schittek. Ein Schöpfwerk am Aue-Hauptdeich war 2004 planfestgestellt, aber nicht gebaut worden. Ursprünglich standen 4,9 Millionen Euro für den Bau bereit.
„Wir haben aktuell erlebt, dass die Gefahr von Binnenhochwasser durch Starkregen für Neuenfelde, Francop und Finkenwerder sehr real ist“, sagt Schittek. Verschärft werde die Situation durch zunehmende Versiegelung durch neue Baugebiete und den Bau der A26. Der Bau von Schöpfwerken an der Alten Süderelbe zur Entwässerung in das Köhlfleet und auch an der Este-Mündung in das Mühlenberger Loch „ist unbedingt erforderlich“.
Planfeststellungsbeschluss
Zustimmung für Baustart der A26-Ost - Umweltverbände prüfen Klage
Leistungsstarke Pumpen für den Notfall vor Schöpfwerksbau
Die Bezirksabgeordnete Corine Veithen mahnt vor diesem Hintergrund an, dass Hamburg sich rüsten sollte. Vor der Fertigstellung der Schöpfwerke sollte die Hansestadt „leistungsfähige Pumpen anschaffen und vorhalten, um nicht auf Pumpen aus anderen Bundesländern angewiesen zu sein“. Aufgrund des Klimawandels würden Sperrwerk und Siel bei Sturmfluten zu „Staumauern“, mit Hilfe der Schöpfwerke könnten verheerende Binnenhochwasser verhindert werden.
Des Weiteren fordern die Grünen das Bezirksamt Harburg auf, die Warnstufe um 20 Zentimeter auf 0,60 Meter über Normalhöhennull zu reduzieren. Das Siel Viersielen in Neuenfelde hat jedoch derzeit eine Überlaufschwelle von 0,70 Meter. Im Zuge des Binnenhochwassers sei das Verbandsgebiet „durch das beherzte Eingreifen des Schleusenverbandes“ nur knapp einer Überflutung entkommen.
Deichverband in Jork unterstützt Altländer in Hamburg
Für die Este steht die Notwendigkeit eines Schöpfwerks laut der Bukea noch nicht endgültig fest. Auch der Oberdeichrichter des Deichverbands der II. Meile Alten Landes, Wilhelm Ulferts, wirbt für ein Schöpfwerk. Er verweist auf den Sicherheitsaspekt. Die Este-Deiche, vier Meter über NHN hoch, an der Este im Alten Land sind ursprünglich für den Sturmflutfall errichtet worden und eigentlich nicht darauf ausgerichtet, dass das Wasser längere Zeit zwischen ihnen aufgestaut wird. Alternativ könnte der Bau eines bis zu 100 Hektar großen Hochwasserentlastungspolders an der A26 notwendig werden. Das entspricht 140 Fußballfeldern.
„Ich halte ein Schöpfwerk an der Este-Mündung für die bessere Lösung“, sagte Oberdeichrichter Ulferts, zugleich Geschäftsführer der Hochwasserpartnerschaft. Faustregel: Um den Wasserstand in der Este um zehn Zentimeter zu senken, wäre eine elf Hektar große Fläche mit einem mehr als einen Meter hohen Mini-Deich notwendig. 29 Kubikmeter pro Sekunde rauschen die Este runter, ein Schöpfwerk mit einer fischschonenden Pumpe könnte zehn Kubikmeter pro Sekunde in die Elbe befördern und als Notventil die Este entlasten.