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Obstbau

TApfelernte: Diese neuen Frühsorten prickeln wie Champagner

Obstbäuerin Ulrike Schuback wirft einen Blick auf die ersten Frühäpfel der Sorte Summercrisp.

Obstbäuerin Ulrike Schuback wirft einen Blick auf die ersten Frühäpfel der Sorte Summercrisp. Foto: Vasel

Die Ernte beginnt früher: Die alten Augustäpfel sind vielen Verbrauchern zu säuerlich, sie wollen süße und knackige Frühäpfel. Altländer Obstbauern wie Ulrike Schuback setzen auf neue Sorten. Das verlangen Kunden heute.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 01.08.2024, 09:50 Uhr

Jork. Auf dem Obsthof von Ulrike Schuback wird in diesen Tagen die neue Sorte Summercrisp gepflückt. Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein und Obstbau in Weinsberg (Baden-Württemberg) hat den rot-gelb gestreiften Apfel im Jahr 2004 gezüchtet.

Es handelt sich um eine Kreuzung aus Nela, Rebekka und Delbarestival. Die Sorte sei robust, wenig anfällig für Mehltau und schorfresistent. Das Fruchtfleisch von Summercrisp ist gelb, aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehaltes oxidiere es nicht.

Sommernachtstraum prickelt wie Champagner

Die neue Sorte eigne sich hervorragend für die Direktvermarktung, im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt. Der klassische Augustapfel, allen voran der Klarapfel, werde praktisch nicht mehr nachgefragt. Die Kunden verlangen auch bei den Frühäpfeln nach knackigen, saftigen und süßeren Sorten.

Bei den Verkostungen wurde die Weinsberger Züchtung wiederholt als top eingestuft. „Sie zeichnet sich durch ihren guten Geschmack aus“, sagt Ulrike Schuback. In den kommenden Tagen und Wochen folgen Sorten wie der Rote Gravensteiner. Der gehört zu den Oldies im Alten Land.

Die Frühäpfel zeichnen sich durch einen guten Geschmack aus.

Die Frühäpfel zeichnen sich durch einen guten Geschmack aus. Foto: Vasel

Die 150 Jahre alte Sorte stammt aus Dänemark, der Ur-Gravensteiner wurde erstmals 1669 erwähnt. Außerdem hat die Altländerin auf den Plantagen des Obstparadieses Schuback in Borstel die Sorte Sommernachtstraum gepflanzt. Der Saft des überwiegend roten Apfels, eine Züchtung des Bayrischen Obstzentrums, prickelt wie Champagner im Mund, wie es Bayern formulieren.

Wetter sorgt für guten Geschmack

Die Temperaturunterschiede im Alten Land zwischen Tag und Nacht sorgten für eine gute Ausfärbung, das Fruchtwachstum und die -qualität seien gut. Das Zucker-Säure-Verhältnis stimmt, freut sich Ulrike Schuback.

In ihrem Hofladen in Westerjork nimmt sie 2,20 Euro pro Kilogramm, Selbstpflücker zahlen weniger. Sie hofft, dass ihre Erntehelfer rechtzeitig kommen, denn die Ernte beginne in Folge der frühen Blüte in diesem Jahr fast zwei Wochen eher.

Frühäpfel spielen eine Nebenrolle

Die Frühäpfel spielen an der Niederelbe lediglich eine Nebenrolle. Wichtig seien sie für die Direktvermarktung, sagt der Leiter des Obstbauzentrums Esteburg, Dr. Karsten Klopp. Auf weniger als 300 Hektar der 9100 Hektar großen Baumobstfläche an der Niederelbe werden heute Frühäpfel produziert.

In den vergangenen Jahren haben die Altländer viele neue Sorten gepflanzt, zu den Spitzenreitern gehört die US-Züchtung Sweetango - eine Kreuzung aus Honeycrisp und Zestar. Dieser schmeckt nach frischer Zitrone und süßem Honig. In guten Jahren werden 5000 Tonnen vermarktet. Zur Einordnung: 2023 ernteten die 500 Familienbetriebe 299.000 Tonnen Äpfel.

Nachgefragt werde auch der Delbarestivale, der aufgrund seines süß-säuerlichen, hoch aromatischen Geschmackes und seiner Lagerfähigkeit „als der Elstar unter den Frühäpfeln“ gilt. Der wird ab dem 10. August geerntet.

Ende August beginnt die Haupternte

Ende August startet die Ernte der Hauptsorten wie Elstar. Die Obstbauern erwarten eine geringere Ernte als im Vorjahr, auf vielen Anlagen hängt, wie bei Schuback, bei einigen Sorten ein Viertel weniger an den Bäumen.

Mit fallenden Apfelpreisen ist deshalb nicht zu rechnen. Die Ernteschätzer sind noch unterwegs. Jede Woche bringt aktuell ein bis zwei Millimeter mehr. Der Bodensee rechnet mit einer durchschnittlichen Ernte. Schlecht sieht es in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg aus. Dort geht der Ertrag aufgrund der Frostschäden gegen Null. Schaden: 250 Millionen Euro.

Apfelernte fällt EU-weit geringer aus

Helwig Schwartau, Kernobstexperte der Agrarmark-Information, rechnet deutschlandweit mit einer Ernte von weniger als 900.000 Tonnen (2023: 952.000 Tonnen). Innerhalb der EU erwartet er nach 11,4 Millionen Tonnen in 2023 in diesem Jahr eine Apfelernte in einer Größenordnung von knapp 10,5 Millionen Tonnen.

Infos zu den Frühsorten

Ein Großteil der frühen Sorten hängt genussreif am Baum, sie sind nicht so lange lagerfähig und müssen rasch verzehrt oder verarbeitet werden. Wer auf Apfelmus steht, greift zum Klarapfel. Der feinsäuerliche Astramel eignet sich zum Frischverzehr. Collin bleibt mehr als eine Woche fest. Delbarestival zeichnen sich durch Lagerfähigkeit aus. Die ersten Altländer Äpfel halten sich zwei Wochen im Kühlschrank. So schmecken die frühreifen Altländer: Astramel feinsäuerlich; Jamba feinsäuerlich, aromatisch; Gravensteiner erfrischend, sehr saftig; James Grieve mürbes Fruchtfleisch, feinsäuerlich; Delbarestival süß-säuerlich saftig.

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