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Angriff

TNeue Risse im Alten Land: Wolf tötet wieder Schafe auf Hahnöfersand

Deichschäfer Vasile Buza (links) birgt mit dem Deichverband der II. Meile Alten Landes die toten Schafen auf Hahnöfersand.

Deichschäfer Vasile Buza (links) birgt mit dem Deichverband der II. Meile Alten Landes die toten Schafen auf Hahnöfersand. Foto: Deichverband

Ein Wolf hat in der Nacht zu Mittwoch auf Hahnöfersand sieben Schafe getötet und mehrere Tiere verletzt. Landrat Kai Seefried und Oberdeichrichter Ulferts erneuern nach den Rissen ihre Forderung nach einer wolfsfreien Zone und einem Abschuss des Tieres.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 24.04.2024, 13:59 Uhr

Jork. (Update um 16.50 Uhr)

Heute Morgen hatte Deichschäfer Vasile Buza die toten Schafe entdeckt. Der Wolf habe mindestens sieben Schafe getötet. Zwei weitere Tiere wurden so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten. Es handelt sich um den zweiten Wolfsriss mit toten Deichschafen binnen weniger als zwei Monaten.

Ob es sich um den jungen Wolf handelt, der seit einiger Zeit durch die Obstplantagen in Königreich und Borstel streift, ist noch offen. Anfang März waren auf Hahnöfersand zwei Schafe gerissen und acht Tiere teils schwer verletzt worden.

Landrat Kai Seefried fordert Abschuss des Wolfs

„Wir werden uns jetzt in eigener Zuständigkeit als Untere Naturschutzbehörde auf den Weg machen und eine Abschussgenehmigung vorbereiten“, sagt Seefried. Er setzt alles daran, dass die DNA-Analysen alsbald vorliegen.

„Wir werden beim Umweltministerium und beim Senckenberg-Institut darauf drängen, dass die Untersuchungen kurzfristig vorgenommen werden“, kündigt der Landrat an. Die Ergebnisse der DNA-Proben vom ersten Wolfsriss Anfang März liegen der Unteren Naturschutzbehörde immer noch nicht vor.

Landrat Kai Seefried verschafft sich vor Ort ein Bild.

Landrat Kai Seefried verschafft sich vor Ort ein Bild. Foto: Landkreis Stade

Landrat Seefried erneuert auch im Hinblick auf den erneuten Wolfsriss seine Forderung in Richtung Landes- und Bundesregierung nach einem funktionierenden Bestandsmanagement. „Wir sehen hier wieder einmal, dass die bestehenden Regelungen nicht praktikabel sind“, sagt Seefried. „Diese komplizierten Verfahrensabläufe können niemandem mehr vermittelt werden.“

Der Wolf hatten den knapp ein Meter hohen Elektro-Herdenschutz-Zaun - trotz 3000 Volt - im Nordwestteil der nach der Sturmflut 1962 eingedeichten Elbinsel - nahe des Schafstalls - auf dem Deich übersprungen. Der Wolf habe die Herde in zwei Teile geteilt und diese gegen den Zaun getrieben. Dieser knickte nach außen um. Die Tiere, sie hatten im Herbst abgelammt, flohen unter anderem über den Treibelsräumweg im Außendeichbereich in Richtung Hafen und Watt.

Im Deichvorland liegt eines von sieben toten Schafen.

Im Deichvorland liegt eines von sieben toten Schafen. Foto: Deichverband

„Dort massakrierte der Wolf die Schafe“, sagt der Oberdeichrichter des Deichverbands der II. Meile Alten Landes, Wilhelm Ulferts. Weil die Tiere stark abgenagt worden sein, hatte der Wolf möglicherweise ein Weibchen an seiner Seite, so Ulferts mit Blick auf den Appetit. „Damit sollte jedem klar sein: Der Zaun kann die Schafe vor einem Wolf nicht schützen.“

Vor vier Tagen hatte der frühere Gemeindebrandmeister Claus Rehder den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) beim Europa-Tag in der St.-Matthias-Kirche in Jork - unter großem Beifall - aufgefordert, sich für eine wolfsfreie Zone entlang der Deiche an der Elbe einzusetzen. Weil rechnet mit wirksamen Schutzmechanismen für die Weidetiere, insbesondere aber für die Schafe auf den Deichen, erst im Jahr 2025 nach der Wahl der neuen Mitglieder der EU-Kommission.

Auch im Watt starb eines der Schafe.

Auch im Watt starb eines der Schafe. Foto: Deichverband

Das ist für Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts und Landrat Kai Seefried inakzeptabel. Auch Bürgermeister Matthias Riel mahnt - grundsätzlich - eine Entnahme von Wölfen in der Marsch an. Er sei sich mit Landrat Seefried und Oberdeichrichter Ulferts einig, dass es - zum Schutz der Deiche - wolfsfreie Zone geben müsse.

Die Schafe halten die Grasnarbe auf den Deichen kurz und verdichten mit ihren Huftritten den Boden. Löcher von Wühlmäusen und Maulwürfen werden gestopft. Schafe sorgen mit ihrem kurzen Biss dafür, dass das Gras auf dem Deich stark verwurzelt. Die Grasnarbe auf dem Kleimantel der Deiche dient als schützender Panzer, wenn die Wellen bei Sturmfluten am Deich nagen.

Aufgrund der Spuren ist von einem Wolfsriss auszugehen.

Aufgrund der Spuren ist von einem Wolfsriss auszugehen. Foto: Deichverband

Angst vor dem Wolf: Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr allein in den Höfen spielen

In Königreich und Borstel sind viele Bürger in Sorge, einige Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt in den Höfen spielen. Der Wolf habe jede Scheu verloren, wie die Trecker-Videos zeigten. Weil es aktuell politisch und juristisch hohe Hürde für den Abschuss von Wölfen gibt, müssten Brüssel, Berlin und Hannover auch eine „Umsiedlung des Einzeltieres als milderes Mittel in der Abwägung des Artenschutzes“ in Erwägung ziehen, fordert der Bürgermeister der Gemeinde Jork, Matthias Riel (parteilos).

Lebendfalle oder Betäubung könnten auch eine Option sein. Mit Blick auf den Bevölkerungsschutz (Verhaltensregeln) sieht Riel auch Bedarf an einer Informationsarbeit des Landes, das hat er Minister Christian Meyer (Grüne) auch in einem Brief geschrieben.

Die Schafe drückten den Zaun bei ihrer Flucht vor dem Wolf in Panik um.

Die Schafe drückten den Zaun bei ihrer Flucht vor dem Wolf in Panik um. Foto: Deichverband

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