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TNeues von Tetsche: „Ich habe noch ganz viele Ideen im Kopf“

Der Cartoonist Tetsche lebt mit seiner Frau seit 1988 in Steinkirchen. Kürzlich hat er mit „Prallvoll“ ein neues Buch veröffentlicht.

Der Cartoonist Tetsche lebt mit seiner Frau seit 1988 in Steinkirchen. Kürzlich hat er mit „Prallvoll“ ein neues Buch veröffentlicht. Foto: Tetsche

Cartoons, humoristische Fotos und Bilderrätsel: Auf 160 Seiten zeigt Tetsche in seinem Buch „Prallvoll“ seine neusten Werke sowie das Beste der vergangenen Jahre. Und der Mann hat noch viele Projekte auf seiner Agenda.

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Von Mario Battmer
Montag, 06.05.2024, 15:00 Uhr

Steinkirchen. Tetsches Zeichenstil ist unverkennbar, genau wie sein Humor. Sei es der verurteilte Fußballspieler im Strafraum oder der Wolf, der nach dem Besuch beim Optiker wieder Schaf sieht. Mit Witz, nicht immer ganz ernst, aber manchmal auch mit politischer Botschaft - gerade gegen Rechtsextremismus.

Solche und viele andere Cartoons sind in Tetsches neuem Buch „Prallvoll“ zu sehen. Dazu viele bearbeitete Bilder, wie die Freiheitsstatue, die statt der Fackel einen Pümpel in der rechten Hand hält. Neben Spiegelei, Kondom, Zahn oder Säge gehört der Pümpel zu den charakteristischen Elementen, die sich in Tetsches Cartoons immer wieder finden.

Cartoons von Tetsche.

Cartoons von Tetsche. Foto: Tetsche

Seine Inspiration bekommt Tetsche aus dem Alltäglichen, erzählt er. TV oder Politiker würden reichlich Stoff liefern. „Ich zeichne nach wie vor, was ich gut finde und was mir über den Weg läuft.“ Damit eckt der Cartoonist auch mal an, wie in der Sexismus-Debatte im Zuge der Open-Air-Ausstellung am Stader Fischmarkt. Ob etwas politisch korrekt ist, sollten andere beurteilen, so Tetsches Credo. „Ich halte mich da raus: Ich beobachte und haue das dann raus.“

Tetsche - der „Meister des gehobenen Blödsinns“

Die Skizzen für seine Cartoons zeichnet er immer noch per Hand in schwarz-weiß. Am Computer bekommen die Werke dann per Photoshop ihre Farbe. Früher hat er auch das noch mit Magic Markern, speziellen Fasermalstiften, Buntstiften, Acrylfarben und Graphit händisch coloriert. Da war Präzision gefragt. „War das schrecklich“, sagt er heute lachend. Schließlich ist meistens beim Ausmalen der Skizzen doch alles gut gegangen - wie tausende Cartoons im Magazin „Stern“ beweisen. Hier hatte Tetsche jede Woche einen festen Platz. 44 Jahre lang.

Cartoons von Tetsche.

Cartoons von Tetsche. Foto: Tetsche

In Tetsches neuem Buch gibt es nicht nur Cartoons und lustige Bilder: Wegbegleiter, Bekannte und Freunde geben ihre ganz persönliche Sicht auf den Cartoonisten - formschön dargestellt in einer Mischung aus Loriot-Karikatur und Öl-Schinken. Mit dabei ist auch Hasnain Kazim. Der Autor und Journalist wuchs in Hollern-Twielenfleth auf und war ein Schulfreund des Sohns von Tetsche. Kazim bricht eine Lanze für den Humor in schwierigen Zeiten: „Tetsche war immer da. Der ‚Meister des gehobenen Blödsinns‘. Und wie wir diesen ‚Blödsinn‘ brauchen! Die Zeiten sind nicht besser geworden.“

Das hat der Cartoonist in der nächsten Zeit alles vor

Nicht nur die Kunst eint Tetsche und Kazim. So wie Kazim in Tetsches neuem Buch eine Rolle spielt, so kommt der Cartoonist auch in Kazims kommenden Werk vor. Der Autor radelte für sein neues Buch wie berichtet durchs Land und fragte sich: Was hält uns als Gesellschaft zusammen und was macht uns aus? Das Buch soll noch im Laufe des Jahres erscheinen. Tetsche und Kazim planen eine gemeinsame Lesung oder Ähnliches zu veranstalten. Das sei nicht das einzige geplante Projekt des Cartoonisten in der Region, kündigt er im TAGEBLATT-Gespräch an. Details könne er aber noch nicht verraten.

2025 soll es in seiner Geburtsstadt Soltau eine besondere Ausstellung geben: 100 Jahre Tetsche, so der ambitionierte Titel. „Ich zeichne einfach schon mal vor“, sagt Tetsche mit einem breiten Grinsen. Aktuell sind Tetsches Cartoons wieder in einer Wanderausstellung im Süden des Landes zu sehen.

In Tetsches neuem Buch und auch bei seinen Ausstellungen finden Besucher solche Bilderrätsel, auch Rebus, genannt. Hier gesucht: Das Wort "Redakteur".

In Tetsches neuem Buch und auch bei seinen Ausstellungen finden Besucher solche Bilderrätsel, auch Rebus, genannt. Hier gesucht: Das Wort "Redakteur". Foto: Tetsche

Dass dort alles reibungslos läuft, darum kümmert sich inzwischen ein Ausstellungsmanager. Tetsche freut sich vor allem über die Reaktionen der Besucher, erzählt er. „Es ist am besten, wenn sie sich vor Lachen nicht mehr einkriegen.“ Egal ob die Besucher laut lachen oder gemeinsam an Rebussen, bei denen man aus Bildern das gesuchte Wort erraten muss, knobeln - eine Tetsche-Ausstellung dürfe nicht leise sein. „Das wäre Horror“, sagt der Cartoonist.

Tetsche: „Ich habe noch ganz viele Ideen im Kopf“

Wenn Tetsche nicht über seine neuesten Werke grübelt, arbeitet er im großen Garten oder an einem kleinen Schiff, das in der alten Sietas-Werft in Grünendeich liegt. 1988 zog er mit seiner Madeleine in die alte Dorfschule in Steinkirchen. Die große Figur von Frido Frosch, die für das „Tetsche Open Air“ am Stader Fischmarkt hing, grüßt nun im Hausflur. In den alten Klassenräumen des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes hat Tetsche sein Atelier. „Wir fühlen uns hier nicht nur dackel-, sondern pudelwohl“, sagen beide.

Mit 77 Jahren will Tetsche noch lange nicht Schluss machen. „Ich denke noch nicht übers Aufhören nach“, sagt er. Das Gegenteil sei der Fall: „Ich habe noch ganz viele Ideen im Kopf. Es gibt Arbeit ohne Ende.“

Cartoons von Tetsche.

Cartoons von Tetsche. Foto: Tetsche

Cartoons von Tetsche.

Cartoons von Tetsche. Foto: Tetsche

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