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Obstbau

TPflaumenernte beginnt im Alten Land früher als sonst

Die Pflaumen- und Zwetschenernte im Alten Land hat begonnen. Esther Räther und Cord Lefers aus Osterjork begutachten Schönberger.

Die Pflaumen- und Zwetschenernte im Alten Land hat begonnen. Esther Räther und Cord Lefers aus Osterjork begutachten Schönberger. Foto: Vasel

Im Alten Land hat die Pflaumen- und Zwetschenernte begonnen, der Geschmack ist top. Früher war das Obstbaugebiet von August bis Oktober blau. Heute wird das Steinobst lediglich für Hofladen und Wochenmarkt angebaut. Das Sortiment ist im Umbruch.

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Von Björn Vasel
Samstag, 10.08.2024, 09:49 Uhr

Jork. Aktuell ernten Obstbauern wie Cord Lefers aus Osterjork unter anderem die saftig-süße Sorte Schönberger. Diese Zwetsche eigne sich sowohl für den Frischverzehr als auch für Kuchen und Kompott.

„Wir ernten - wie bereits bei Kirsche und Apfel - zwei Wochen früher als normal“, so der Altländer. Im Gegensatz zum Apfel stimmte das Wetter bei der Blüte der Pflaumen und Zwetschen im April. Lefers: „Wir erwarten deshalb eine normale Ernte.“ Der Geschmack stimme.

Altländer setzen auch auf neue Sorten

Zwölf Sorten baut Lefers an. Sein Sortiment passt er regelmäßig an. Auf Empfehlung eines Auszubildenden pflanzte er die Aprikosenmirabelle Aprimira. Es handelt sich allerdings nicht um eine Kreuzung aus Aprikose und Mirabelle, sondern um einen Zufallssämling der Muttersorte Mirabelle von Herrenhausen der Forschungsanstalt für Garten- und Weinbau in Geisenheim im Rheingau. Sie ähnelt äußerlich einer Aprikose.

Obstbauer Cord Lefers baut jetzt auch Aprikosenmirabellen an.

Obstbauer Cord Lefers baut jetzt auch Aprikosenmirabellen an. Foto: Vasel

Die Aprimira ist doppelt so groß wie ihre Mutter. Ihr gelboranges, honigsüßes Fleisch zeichnet sich durch ein feines Aroma aus. Ihre Bäckchen glänzen gelborange bis rosaviolett. Für Lefers ist die Direktvermarktung ein wichtiges Standbein, Kunden verlangten Vielfalt im Hofladen. Der Einzelhandel spiele keine bedeutende Rolle mehr, sagt der Steinobst-Experte des Obstbauzentrums Esteburg, Martin Kockerols.

Altes Land war um 1900 das Land der Pflaumen

Vor dem Weltkrieg war das ganze Alte Land von August bis Oktober blau. Um 1900 war jeder zweite Obst- ein Pflaumenbaum. Pflaumen wurden seinerzeit im großen Stil exportiert, die britische Konserven- und Spirituosenindustrie war Hauptabnehmer.

Heute liegt der Flächenanteil unter 2,5 Prozent. Auf weniger als 250 Hektar stehen 150.000 Pflaumen- und Zwetschen-Bäume an der Niederelbe.16.000 Bäume sind 2022/2023 von den Obstbauern gepflanzt worden. Zur Einordnung: 21 Millionen Obstbäume stehen in der Region, überwiegend Apfelbäume.

Das Sortenspektrum reicht von den süßen bis zu säuerlich herzhaften Pflaumen und Zwetschen. Der deutsche Verbraucher liebt heute die großen und festen Sorten, sagt Kockerols. Die Esteburg ist die Arche Noah des Steinobstes, seit 2016 wurden hier mit der Deutschen Genbank Obst mehr als 60 Sorten in Moorende gepflanzt.

Zwei Wochen früher hat die Ernte begonnen.

Zwei Wochen früher hat die Ernte begonnen. Foto: Vasel

Vier von zehn Deutschen zählen Zwetschen und Pflaumen zu ihrem Lieblingsobst. Pro Kopf wurden im vergangenen Jahr etwa 1,1 Kilogramm Steinobst verzehrt. Mehr als die Hälfte davon (44.000 Tonnen) stammten aus heimischem Anbau - allen voran aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Das Kilo kostet aktuell zwischen 2,50 und 5 Euro.

Bis zu drei Mal müssen die Saisonarbeitskräfte durchpflücken. Bis zu 25 Tonnen werden pro Hektar geerntet. In Neuanlagen stehen 1000 Bäume auf einem Hektar. Bis zum Vollertrag vergehen im Schnitt fünf Jahre. Das Sortiment wird von Sorten wie Tegera, Jojo, Doppelte Hauszwetsche, Fellenberg und Haganta bestimmt.

Anteil der Frühsorten geht zurück

Der Anteil der frühen Sorten, beispielsweise Tegera, sinkt allerdings. Im heißen Sommer, sprich im Juli, greifen die Verbraucher lieber zu den Kirschen. Auch Renekloden und Mirabellen werden verstärkt angebaut, so die Esteburg.

Übrigens: Alle Zwetschen sind Pflaumen, aber nicht alle Pflaumen sind Zwetschen. Beide gehören zu den Rosengewächsen. Doch ist die Zwetsche botanisch gesehen eine Unterart der Pflaume und mit ihrer länglich-ovalen Form etwas kleiner als die Pflaume.

Mehr Biodiversität: Weihnachtsbäume stehen zwischen den Pflaumenbäumen.

Mehr Biodiversität: Weihnachtsbäume stehen zwischen den Pflaumenbäumen. Foto: Vasel

Bio-Obstbauer Lefers hat versuchsweise Weihnachtsbäume zwischen den Pflaumen gepflanzt. Erste Ergebnisse: höhere Biodiversität, weniger Läuse.

Tipps für Verbraucher

  • Der weißliche Belag (Duftfilm) ist ein Indiz für Frische. Er bildet sich durch Kondenswasser noch am Baum und schützt die Zwetsche vor dem Austrocknen. Zwetschen haben ihre volle Reife und Süße entfaltet, wenn sie vom Stil her etwas schrumpfen.

  • Die Früchte sollten kühl, ungewaschen und in einem Plastikbeutel oder einem feuchten Tuch aufbewahrt werden, da sie Wasser im trockenen Kühlschrankklima verlieren können. Zum Einfrieren eignen sich vor allem späte Sorten: Früchte vorher entsteinen, im Gefrierbeutel verpacken und flach einlagern. Das verkürzt die Auftauzeit.

  • Pflaumen und Zwetschen enthalten Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Ballaststoffe. Damit sorgen sie für einen extra Schub Energie. Auch der Verdauung helfen die ballaststoffreichen Früchte auf die Sprünge. Dabei haben die Pflaumen nur wenige Kalorien und eignen sich deshalb für eine leichte, bewusste Ernährung.

Hoffest: Auf dem Obsthof Lefers in Jork wird am 7./8. September von 10 bis 18 Uhr die Haupternte eingeläutet. Es locken Fahrten mit dem Apfelexpress, Besucher können Äpfel pflücken. Außerdem gibt es Yoga im Obsthof und Stände mit Kunst- und Genusshandwerk. Der Sonntag wird um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst eingeläutet, um 13 Uhr ist der Altländer Shantychor zu Gast.

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