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Schloss Agathenburg

TProbieren ausdrücklich erlaubt: Agathenburg bekommt einen Naschgarten

Der Anfang ist getan: Bald dürfen sich Passanten im Naschgarten neben dem Schloss Agathenburg bedienen.

Der Anfang ist getan: Bald dürfen sich Passanten im Naschgarten neben dem Schloss Agathenburg bedienen. Foto: Buchmann

„Bitte nicht berühren“: Pflanzen in Schlossgärten anzufassen ist ein Tabu. Das Schloss Agathenburg bricht dieses jetzt mit einem neuen Projekt. Was Besucher im Naschgarten erwartet.

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Von Steffen Buchmann
Mittwoch, 12.11.2025, 10:50 Uhr

Agathenburg. Das Schloss Agathenburg bekommt Zuwachs - in Form von Erdbeeren, Äpfeln und Küchenkräutern. Unweit des historischen Pferdestalls neben dem Gärtnerhaus ist ein kleiner Bauerngarten aus dem Boden gewachsen. Dort sollen zukünftig Obst, Gemüse und Blumen sprießen. Der Garten hat jedoch einen besonderen Clou: Mundraub ist hier ausdrücklich erlaubt.

Ein Überblick über den neu angelegten Bauerngarten.

Ein Überblick über den neu angelegten Bauerngarten. Foto: Buchmann

Für Ruth Meyer, Vorstand der Kulturstiftung Schloss Agathenburg, erfüllt sich mit dem Bauerngarten ein lang gehegter Traum. „Ich hatte die Idee bereits 2021 bei meiner Bewerbung mitgebracht“, verrät Meyer. Seitdem haben sie und ihr Team an der Projektidee weiter gefeilt, konnten sie jedoch bisher nicht selbst umsetzen.

Ein Naschgarten mit Erdbeeren, Kirschen und Johannisbeeren

Denn um die ungenutzte Wiese umzugestalten, kalkulierte die Stiftung mit Kosten in Höhe von rund 25.000 Euro. Im Herbst 2024 stellte die Stiftung einen Antrag auf Leader-Fördermittel bei der Lokalen Aktionsgruppe Altes Land und Geestrand (LAG). Das Ergebnis: 16.250 Euro aus dem Leader-Topf sagte die LAG für den Bauerngarten zu.

Gemeinsam mit einer Gartenberaterin skizzierte Ruth Meyer den ersten Entwurf für die 120 Quadratmeter große Wiese. Ein schmaler Schotterweg teilt den Bauerngarten in vier Pflanzinseln. Dort finden beispielsweise Blühwiesen, Sträucher mit Johannis- und Stachelbeeren sowie Rosmarin oder Salbei einen Platz.

Doch nur zum Anschauen sind diese nicht gedacht: „Wir wollen die Menschen einladen, sich beim Spaziergehen durch unseren Bauerngarten zu probieren“, sagt Meyer. Daher auch der augenzwinkernde Beiname „Naschgarten“.

Ein Zitat an die landwirtschaftliche Schlossgeschichte

Mit dem Bauerngarten bringt die Kulturstiftung ein Stück Geschichte zurück ans 1655 errichtete Renaissance-Schloss. Pläne der umfangreichen Gartenanlagen zeigen, dass in den Agathenburger Gärten neben Zierpflanzen auch Nutzgewächse wie etwa Obstbäume angepflanzt wurden. Die Anlagen landwirtschaftlich zu nutzen und etwa kleine Küchengärten mit Kohl und Rüben zu bestellen, war für Gutsgärten im 16. und 17. Jahrhundert durchaus üblich.

Für Stiftungsvorstand Ruth Meyer ist der Bauerngarten ein lang gehegtes Traumprojekt.

Für Stiftungsvorstand Ruth Meyer ist der Bauerngarten ein lang gehegtes Traumprojekt. Foto: Buchmann

Den neu errichteten Bauerngarten versteht Ruth Meyer „als Zitat an die landwirtschaftliche Geschichte des Schlosses“. Ein konkretes Vorbild hatten die Planer jedoch nicht vor Augen. „Wir haben die Möglichkeit, diese ‚Spielwiese‘ frei weiterzuentwickeln“, sagt Meyer.

Kulturstiftung setzt auf Vernunft der Besucher

Der Bauerngarten nahm zwischen September und Ende Oktober recht zügig Form an. Zwei neue Kompostbehälter sowie Tanks für Regenwasser sollen die Erde künftig mit notwendigem Mutterboden und Nässe versorgen. Besonders froh zeigt sich Ruth Meyer über vier Hochbeete, gebaut aus roten Ziegelsteinen der Drochterser Ziegelei Rusch.

Die Hochbeete aus Ziegelsteinen sollen künftig ebenfalls erblühen.

Die Hochbeete aus Ziegelsteinen sollen künftig ebenfalls erblühen. Foto: Buchmann

Auch für die ersten Obstbaum-Setzlinge bekam das Schloss Unterstützung aus dem Umland. Die Feuerwehr Agathenburg steuerte im Rahmen der Baumpflanz-Challenge zwei Apfelbäume bei. Zwei weitere Obstbäume spendete der Lions Club Stade Aurora von Königsmarck.

Der Bauerngarten soll im Gegensatz zum Barockgarten frei und wild wachsen dürfen. „Die Blühwiesen und Kräuter werden sich ihren Raum erobern“, sagt Meyer, die bei dem kleinen Garten auch selbst mit Hand anlegen will.

Wie die gesamte Schlossanlage soll auch der Bauerngarten ganzjährig für Besucher offen sein. Verhaltensregeln wie im Museum soll es vorerst nicht geben. Bei dem neuen Naschgarten setzt Ruth Meyer auf die Vernunft der Besucher: „Wir hoffen, dass das Angebot nicht ausgenutzt wird.“

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