TRost-Kur: Lühe-Anleger verliert Wahrzeichen

Mit Hilfe eines Schwerlastkrans wird das Tor zum Landkreis Stade am Lühe-Anleger in Grünendeich demontiert. Foto: Vasel
Um Punkt 11.32 Uhr erhob sich das Tor zum Alten Land in die Lüfte - sicher am Haken eines Kranes. Das steckt hinter der Aktion an der Landungsbrücke im Alten Land.
Grünendeich. Zu den Zuschauern bei der Aktion gehörte auch Sylke Oehr vom Wellenreiter-Imbiss. Mehrere Rentner verfolgten die Arbeiten - wie in einem Autokino - aus ihrem warmen Pkw. Sie freue sich, dass die Samtgemeinde Lühe die Sanierung endlich in Angriff genommen habe. In ihrem Imbiss sei sie fast täglich von Ausflüglern und Touristen auf den rostigen Anleger angesprochen worden.
Frühmorgens hatten die Arbeiter vom Krandienst Hüffermann und die Demontage-Spezialisten von Altrad aus Stade losgelegt. Eigentlich sind sie Experten für Industrieanlagen, eine Landungsbrücke mit Tor gehöre nicht zum Alltagsgeschäft. Mit Hilfe eines Krans wurde das Tor durch Stahlketten gesichert. Mit Flex und Säge trennten sie die vier großen Stahlträger des Tors mit der markanten Botschaft „Freu‘ Dich, Du bist im Landkreis Stade“ von ihren Verankerungen.

Ein Arbeiter flext am Lühe-Anleger den Stahlträger des Tors an der Landungsbrücke durch. Foto: Vasel
Landungsbrücke wird sandgestrahlt und neu lackiert
Die Stromkabel zum Ponton waren bereits in der vergangenen Woche gekappt worden. Um 11.32 Uhr konnte Paul Rifert vom Krandienst seinem Kollegen ein Zeichen zum Anheben der drei Tonnen schweren Stahlkonstruktion geben. Innerhalb weniger Minuten stand das Tor auf dem Parkplatz. Die Altrad-Mitarbeiter zerlegten es vor Ort, wenig später folgte die Landungsbrücke.
Diese wird jetzt bei Xervon Oberflächentechnik sandgestrahlt und in maritimem Leucht-Weiß neu lackiert. Die Rost-Kur wird laut Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke mehr als 50.000 Euro kosten. 63 Prozent der Kosten für die Schleif- und Malerarbeiten werden vom Land Niedersachsen gefördert. Die frisch lackierte Landungsbrücke soll inklusive Tor vor Montag, 11. Dezember, wieder stehen. Zum Wochenstart soll die Lühe-Schulau-Fähre wieder nach Fahrplan verkehren.
Lühe-Anleger wird komplett umgestaltet werden müssen
Der Lühe-Anleger ist mit seiner Dampferbrücke seit dem 19. Jahrhundert das Tor zum Alten Land. Der Park- und der Buden-Platz wurden 1964/1968 nach der Sturmflut von 1962 aufgespült. Die Sanierung ist lediglich ein Teil der Schönheitskur, gemeinsam mit der Gemeinde Grünendeich haben die Imbissbetreiber den Platz in diesem Jahr schicker gemacht. Langfristig wird der Lühe-Anleger komplett umgestaltet werden müssen. Das Problem: Wenn der grüne Deich um rund 1,50 Meter erhöht wird, muss er um mehr als zehn Meter verbreitert werden - mindestens. Nur ein schmaler Streifen bliebe übrig. Deshalb schwebt den Altländern eine Promenade mit den Buden als Deich vor.

Es ist geschafft: Das Tor steht auf dem Parkplatz des Lühe-Anlegers an der Elbe. Foto: Vasel
Dieser Wunsch kam bei einer Ratssitzung am Lühe-Anleger im Mai dieses Jahres auf. Noch arbeitet der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz als Planungspartner des Deichverbandes der I. Meile Altenlandes am Konzept. Grünendeichs Vize-Bürgermeisterin Ulrike Mohr (Grüne) schlug vor, sich „für eine Promenade“ aus Beton und Stein wie zwischen Landungsbrücken und Speicherstadt in Hamburg starkzumachen. Das Problem: Der Deichabschnitt liegt an einem Prallhang, die Elbe hat sich vor dem Lühe-Anleger tief in den Untergrund gegraben - verstärkt durch die Elbvertiefung. Die Altländer wollen prüfen, ob sie vom Bau des voraussichtlich 20 Millionen Euro teuren Sperrwerks profitieren könnten. Vielleicht könnte eine Schutzmauer hier Platz schaffen - für einen neuen Budenplatz.