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Lebensgarten

TSeniorenheim Bergfried in Guderhandviertel schafft neue Abteilung für Demenzkranke

Blick auf den Lebensgarten im Seniorenheim Bergfried in Guderhandviertel: Vom neu gestalteten Garten aus ist das Farbkonzept der Räume zu erkennen.

Blick auf den Lebensgarten im Seniorenheim Bergfried in Guderhandviertel: Vom neu gestalteten Garten aus ist das Farbkonzept der Räume zu erkennen. Foto: Battmer

Menschen mit Demenz benötigen besondere Pflege, mehr noch als andere Senioren in Pflegeheimen. In Guderhandviertel gibt es jetzt eine Abteilung, die auf die Bedürfnisse dieser Menschen eingeht.

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Von Mario Battmer
Mittwoch, 03.04.2024, 12:58 Uhr

Guderhandviertel. Seit etwa einem Jahr arbeiten die Verantwortlichen um Projektleiterin Beke Brandt, Heimleiterin Anke Lenz, Geschäftsführerin Dr. Bettina Müller und Architekt Claus Jürgen Vogt am Lebensgarten. In einem zuletzt leerstehenden Flügel des Pflegeheims Bergfried in Guderhandviertel sind in den vergangenen Monaten zwölf Plätze für Menschen mit Demenz entstanden, die deren besonderen Bedürfnissen gerecht werden sollen.

Die Gesellschaft altert und damit gehen auch mehr Demenzerkrankungen einher. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung.

Die Köpfe hinter dem Lebensgarten: Geschäftsführerin Dr. Bettina Müller, Projektleiterin Beke Brandt, Heimleiterin Anke Lenz und Architekt Claus Jürgen Vogt (von links).

Die Köpfe hinter dem Lebensgarten: Geschäftsführerin Dr. Bettina Müller, Projektleiterin Beke Brandt, Heimleiterin Anke Lenz und Architekt Claus Jürgen Vogt (von links). Foto: Battmer

Bewohner können sich im Lebensgarten auf 1100 Quadratmetern frei bewegen

Menschen mit Demenz weisen mitunter eine sogenannte Hinlauftendenz auf - sie laufen scheinbar ziellos umher. „Sie suchen etwas anderes, etwas von früher, je nach Phase“, erklärt Anke Lenz.

Sich in diesen Momenten frei bewegen zu können, schaffe Ruhe, erklärt Dr. Bettina Müller, Geschäftsführerin der Altenpflege Landkreis Stade gGmbH. Darum könnten sich die Bewohner im Lebensgarten „ohne Grenzen“ bewegen - ob draußen im 600 Quadratmeter großen Garten oder innerhalb des neuen Flügels mit insgesamt 500 Quadratmetern.

Besonders: Die Bewohner können rund um die Uhr nach draußen. Nachts wird der Garten durch indirektes Licht erhellt.

Biografische Arbeit ist im Umgang mit Dementzkranken wichtig. Die meisten Bewohner kommen aus dem Alten Land - sie sollen viele Dinge wiedererkennen, so wie diesen reetgedeckten Pavillon.

Biografische Arbeit ist im Umgang mit Dementzkranken wichtig. Die meisten Bewohner kommen aus dem Alten Land - sie sollen viele Dinge wiedererkennen, so wie diesen reetgedeckten Pavillon. Foto: Battmer

Einige Türen sind nicht als solche zu erkennen, wie im Gemeinschaftsraum, wo ein großes Bild des Jorker Rathauses an der Wand prangt. Hinter dem Wandbild steckt nicht nur eine Tür, sondern auch ein Konzept für die biografische Arbeit mit den Bewohnern.

Viele stammen aus dem Alten Land. Dinge wie das Wandbild oder auch Wegweiser im Garten, Ortsschilder, ein reetgedeckter Pavillon und ein Oldtimer-Trecker Baujahr 1956 sollen das widerspiegeln und in den Bewohnern Erinnerungen auslösen.

Warum es für die Senioren überall Fingerfood gibt

Der Bewegungsdrang erfordert, dass die Bewohner im Lebensgarten mehr Kalorien benötigen als andere. Überall wird Fingerfood angeboten, kündigt Beke Brandt an. „Das wird ein ununterbrochenes Büfett“, scherzt sie.

Solche Freiheiten sind ein weiterer Baustein im Konzept des Lebensgartens. „Sie können aufstehen, wann sie wollen, frühstücken wann sie wollen, schlafen wann sie wollen - und wo sie wollen. Im Lebensgarten sollen die Bewohner so sein, wie sie sind“, so das Konzept.

Bereits im Herbst hatten die Arbeiten am Außengelände begonnen, im Inneren wurden die elf früheren Doppelzimmer renoviert. Entstanden sind zehn 25 Quadratmeter große Einzelzimmer und ein Doppelzimmer (36 Quadratmeter). Jedes Zimmer hat ein eigenes Farbkonzept, damit die Bewohner ihr Zimmer erkennen. Das ist an den Türen und auch von draußen im Garten zu sehen.

Das sind die Voraussetzungen

Wer in den Lebensgarten zieht, soll länger bleiben. Denn die Bewohner sind zwar dement, aber körperlich eher fit. Auch deshalb können sie eigene Möbel mitbringen: Sie sollen sich wohlfühlen, gleichzeitig stimulieren eigene Möbelstücke womöglich die Erinnerungen der Bewohner. Wer möchte, bekommt vom Pflegeheim auch alles gestellt.

Es haben sich schon einige Anwärter auf die Plätze im Lebensgarten beworben. Die Verantwortlichen prüfen jetzt, ob sie für die Plätze infrage kommen. Voraussetzung: Die Personen sind an Demenz erkrankt und noch so mobil, dass sie die Vorteile und Freiheiten der Einrichtung nutzen können.

Die offizielle Einweihung des Lebensgartens steigt am Mittwoch, 3. April. Am Samstag, 6. April, 14 bis 17 Uhr, findet ein Tag der offenen Tür mit Job-Speeddating statt.

Arbeiten auf der Zielgeraden: Ein Landschaftsgärtner verlegt am Barfußpfad Rollrasen.

Arbeiten auf der Zielgeraden: Ein Landschaftsgärtner verlegt am Barfußpfad Rollrasen. Foto: Battmer

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