TSilvesterfeuerwerk in Samtgemeinde Lühe grundsätzlich verboten

Bürgermeister Timo Gerke und Dorfsheriff Torben Kubik weisen auf das Silvesterfeuerwerksverbot in der Samtgemeinde Lühe hin. Foto: Vasel
Es bleibt nicht nur beim Appell der Bürgermeister des Alten Landes: Bei Verstößen drohen hohe Strafen. Auch in Jork gelten folgende Verbote.
Altes Land. Die Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe und der Gemeinde Jork, Timo Gerke und Matthias Riel, weisen ihre Bevölkerung mit Blick auf Silvester auf die erhöhte Brandgefahr für die historischen, das Alte Land prägenden Reet- und Fachwerkhäuser sowie die Kirchen mit ihren bedeutenden Orgeln hin.
„Wir sollten die berechtigten Sorgen der Eigentümerinnen und Eigentümer ernst nehmen“, so die Bürgermeister. Vielen Altländern sei unter anderem noch das Großfeuer von 2008 in Erinnerung. Damals brannte in Neuenkirchen ein Reetdachhaus von 1720 ab, nachdem eine Silvesterrakete im Reet steckengeblieben war.
Samtgemeinde Lühe will Abbrennverbot durchsetzen
Gerke weist vor diesem Hintergrund auf das bereits seit 2017/2018 bestehende Abbrennverbot für Feuerwerkskörper in der gesamten Samtgemeinde Lühe am 31. Dezember 2024 und am 1. Januar 2025 hin. Es gelte, das Eigentum und das Kulturerbe zu schützen. Auch die ehrenamtlichen Feuerwehrleute sollten möglichst ohne Einsätze ins neue Jahr starten.
„Ich weiß, dass das Verbot immer wieder zu kontroversen Diskussionen führt“, sagt Gerke. Im vergangenen Jahr waren zwei Plakate gestohlen worden. Der Täter war mit Hilfe einer Überwachungskamera überführt worden. Das Verbot sei unumgänglich. Der Blick in die Vergangenheit zeige, dass viele Bürger die vom Kreis Stade erlassene Allgemeinverfügung zum Verbot des Abbrennens von pyrotechnischen Gegenständen der Kategorie F2 - so heißt das Silvesterfeuerwerk im Amtsdeutsch - missachtet haben.
Der festgesetzte Sicherheitsabstand zu brandempfindlichen Gebäuden wie beispielsweise Reetdach-, Holz- und Fachwerkhäusern, Kirchen und Tankstellen sowie Altenheimen von 200 Metern war wiederholt missachtet worden.
Landrat Kai Seefried (CDU) hat die Verfügung am 20. Dezember erneut erlassen - kreisweit.
Die Samtgemeinde Lühe setzt weiter auf das grundsätzliche, flächendeckende Verbot. „Im Interesse aller Eigentümer möchte ich alle Bürger bitten, dieses Abbrennverbot einzuhalten, um mögliche Schäden und den damit verbundenen Schadenersatzansprüchen aus dem Weg zu gehen“, sagt Gerke.
Hohe Geldbußen bis zu 50.000 Euro drohen
Vorsätzliche oder fahrlässige Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße bis zu 50.000 Euro geahndet. Das gilt bei beiden Verordnungen. „Wir werden in diesem Jahr erneut kontrollieren“, sagt Gerke. Er wird persönlich im Einsatz sein. Das Ordnungsamt werde, notfalls auch mit der Unterstützung der Polizei, gegen illegale Feuerwerker vorgehen. Es werde nicht bei freundlichen Ermahnungen bleiben. Bürger können und sollen Verstöße auch nachträglich im Rathaus melden: unter 04142/8990 oder per E-Mail an info@luehe-online.de.
An mehreren Standorten in der Samtgemeinde Lühe wurden auch in diesem Jahr wieder Banner aufgestellt, mit denen auf das Raketenverbot hingewiesen wird. Dort steht der Appell: „Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Nachbarn. Es könnte auch Ihr Haus sein.“
Riel appelliert an seine Mitbürger, die Allgemeinverfügung des Landkreises Stade zu beachten. Diese kommt im Grunde einem fast flächendeckenden Verbot in den Dörfern gleich, lediglich einige öffentlich zugängliche Orte an der Elbe, in den Obstplantagen und an der A26 sind mehr als 200 Meter von brandempfindlichen Gebäuden entfernt. Riel setzt auf die Vernunft und Einsicht: „Bitte respektieren Sie die Sicherheit Ihrer Mitmenschen und deren Eigentum.“
In Niedersachsen und Bremen
Böller-Verbote zu Silvester weitgehend unverändert
Feuerwerk trotz höherer Preise „beliebt wie nie“
Trotz gedämpfter Konjunktur rechnet Deutschlands größte Feuerwerksfirma Weco damit, dass die Menschen in diesem Jahr mehr Geld für Raketen, Böller und andere Pyrotechnik ausgeben. „Die Menge, die im Einzelhandel bereitliegt, ist schätzungsweise ein Fünftel größer als im Vorjahr“, sagt der Vertriebsleiter von Weco, Oliver Gerstmeier und bezieht sich dabei auf eigene Volumina und Branchenzahlen. In den vergangenen zwei Jahren sei Feuerwerk im Handel nahezu ausverkauft gewesen, daher habe man das Angebot nun deutlich aufgestockt. „Feuerwerk ist so beliebt wie noch nie.“
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) schätzt das Angebotsplus auf etwa 15 Prozent. Der Umsatz mit Silvesterfeuerwerk lag den Angaben zufolge Ende 2023 bei rund 180 Millionen Euro. Weco hat nach eigener Darstellung einen Feuerwerk-Marktanteil von circa zwei Dritteln in Deutschland. Den Großteil seiner Produkte importiert Weco aus China sowie im kleinen Umfang aus Staaten wie Tschechien, wo Wunderkerzen hergestellt werden, und aus der Schweiz, woher „Vulkane“ kommen.
20 Prozent stellt die Firma an ihren beiden Standorten in Eitorf bei Köln und in Kiel selbst her - damit ist Weco mit seinen insgesamt 280 Beschäftigten der letzte große Pyrotechnik-Hersteller in Deutschland. Zu den Wettbewerbern gehören die Feuerwerkhändler Nico aus Berlin, Comet aus Bremerhaven; in Freiberg (Sachsen) gibt es mit der FKF GmbH noch einen kleinen Produzenten.
Silvester
Weniger Plastik bei Feuerwerks-Produkten
Im Feuerwerksgeschäft stellen die Firmen dem Handel eine Menge bereit, die an den letzten drei Verkaufstagen des Jahres veräußert werden darf. Was dann nicht verkauft ist, geht zurück an die Feuerwerksfirmen.
Zuletzt gab es kaum noch Retouren
Ob die zusätzliche Pyrotechnik-Menge in den Supermärkten, Discountern und anderen Verkaufspunkten tatsächlich gut verkauft wird, ist noch unklar. In den Jahren vor Corona lag die Retourenquote bei einem Fünftel - so viel mussten die Feuerwerksfirmen also wieder zurücknehmen. Nach den Coronajahren, in denen Feuerwerk Silvester 2020 und 2021 verboten war, sei die Retourenquote aber fast bei null gewesen, so Gerstmeier. „In vielen Geschäften war die Ware schon am ersten Verkaufstag ausverkauft.“
Der Weco-Vertriebsleiter schränkt allerdings ein, dass die Verkaufsprognose in diesem Jahr schwierig sei, schließlich trübten die allgemeine Konjunkturschwäche und die Sorgen um Arbeitsplätze die Stimmung bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Preise für das Feuerwerk sind nach Angaben von Gerstmeier gestiegen, da die Frachtraten für die Importe aus China teuer geworden seien.
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten habe er aber keine Bedenken für das Geschäft seiner Firma, denn mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte lasse sich die Faustregel ableiten: „Umso knapper die Kassen sind, desto mehr Feuerwerk wird gekauft - viele Menschen finden das sehr wichtig, um mit dem alten Jahr gut abzuschließen und das neue Jahr gut zu beginnen.“
Kritik an Böllerei
Umweltschützer sehen Feuerwerk kritisch, weil dadurch Feinstaub freigesetzt wird und Müll entsteht. Weco hat nach eigenen Angaben weitgehend von Kunststoff auf Papier und Pappe umgestellt, um den Plastikabfall zu minimieren. Tierschützer wiederum warnen vor den Folgen des Krachs und der Feuerwerkslichter für Vögel und Wildtiere, die dadurch aufgescheucht werden und sich verletzen oder deren Winterschlaf gestört wird.