TStärken und Schwächen der Urlaubsregion Altes Land aufgedeckt

Der Tourismusverband setzt auf das Wandern - mit dem Rad, zu Fuß und auf dem Wasser. Foto: Tourismusverband
Allwissende digitale Reiseassistenten, sanierte Radwege und mehr Angebote für Urlauber: Die Touristiker in der Urlaubsregion Altes Land am Elbstrom haben sich einiges vorgenommen.
Grünendeich. Die Urlaubsregion soll als Tourismus-Destination noch attraktiver werden. Deshalb hat sich der Tourismusverband Landkreis Stade erneut die BTE Tourismus- und Regionalberatung aus Hannover ins Boot geholt. Gemeinsam mit den Touristikern wollen Politik und Verwaltung das neun Jahre alte Tourismuskonzept „als Handlungsleitfaden“ in diesem Jahr nach einer Stärke-und-Schwächen-Analyse fortschreiben.
Die Voraussetzungen durch die Nähe zu Hamburg und zur Nordsee, aber auch durch die Anbindung an das Autobahn- und Bahnnetz sind gut. Knapp eine Million Menschen leben im Einzugsgebiet - und sind in weniger als 60 Minuten mit dem Pkw im Kreis Stade. Das Potenzial für Tagestourismus sei hoch.
Tourismus an der Niederelbe ist ein Wachstumsmarkt
Der Tourismus habe das Corona-Tief überwunden. Der Tourismus ist ein Wachstumsmarkt. 633.000 Übernachtungen in Betrieben mit mehr als 10 Betten gab es 2024, insgesamt gehen die Touristiker von einer Million aus. Urlauber bleiben im Schnitt 2,5 Tage. Es gibt regionale Unterschiede: In Nordkehdingen sind es 1,8 Tage, in Lühe 5,2 Tage (Feriendorf). Und: 58 Prozent der Gäste kommen zwischen Mai und September. Die Saison könnte verlängert werden.
Luft nach oben ist bei ausländischen Gästen. Ihr Anteil: 10 Prozent. Niederländer, Dänen, Schweden und Schweizer stellen die Top 4. „Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen - trotz vieler Krisen“, sagt die Geschäftsführerin des Tourismusverbands, Ines Utecht. Städte-, Natur- und Aktivtourismus mit Radfahren und Wandern liegen im Trend. Gäste suchen individuelle, aber auch interaktive Erlebnisse und regionale Authentizität. Die Urlaubsregion könne das bieten, sind die BTE-Berater überzeugt. Es gelte, Qualität und Wertschöpfung weiter zu steigern.
Nachholbedarf beim Wandern und barrierefreien Reisen
Die Zufriedenheit in Buchungsportalen „ist hoch“. Beim Beherbergungsangebot fehle allerdings das gehobene Segment. Hier gebe es lediglich das Elbstrand Resort mit Wellness auf Krautsand und das Navigare in Buxtehude. Abgesehen vom Baumhaushotel auf Krautsand fehlen laut BTE außergewöhnliche Angebote. Ferienwohnungen und -häuser haben einen Anteil von 77 Prozent.

Das Elbstrand Resort ist die Top-Adresse im Kreis Stade.
Positiv bewertet werden Radrouten und Elbe-Radwanderbus. Beim Wandern und barrierefreien Reisen gebe es Nachholbedarf, ebenso bei Tagesgastronomie auf dem Land und bei den Schlechtwetter-Alternativen. Das gelte - abgesehen von familienfreundlichen Museen wie Buxtehude Museum, Schwedenspeicher und Natureum - bei Angeboten für Familien. Vom Bau von Bike- und Skateparks und Spielplätzen profitiere auch der Tourismus. Weitere Schwächen seien die Unzuverlässigkeit des ÖPNV und der schlechte Zustand der Radwege. BTE mahnt die Sanierung an und plädiert für ein Radwegemanagement über Gemeindegrenzen hinweg. Dafür gebe es Fördermittel. Für einen Kümmerer ab 2026 wirbt auch Utecht.
Zwölf Themenrouten und sieben Fernradwege verlaufen durch den Kreis, mehr als 1000 Kilometer sind ausgeschildert. Doch die Urlaubsregion bestehe aus deutlich mehr als dem Alten Land und den Hansestädten Buxtehude und Stade. „Wir wollen Rundtouren etablieren“, sagt Utecht. Dafür soll ein Knotenpunktsystem geschaffen werden. Das ist bereits Standard in vielen Rad-Regionen - etwa im Münsterland. Die Idee: Radeln nach Zahlen.
Neues Baugebiet
T Wischhafen will verwilderten Hafen zum Touristenmagneten umbauen
Bestehende Routen lassen sich so miteinander verknüpfen. Das Knotenpunkt-Wegweisungssystem erleichtert laut ADFC die Orientierung für die Radfahrer erheblich. Ergänzt wird es mit Umgebungskarten - mit Hinweisen zu Sehenswürdigkeiten und Gastronomie. Diese Routen seien sowohl analog als auch digital mit dem Smartphone befahrbar. Rastplätze mit Trinkwasserauffüllstationen - gerade mit Blick auf klimawandelbedingte Extremwetter, von sengender Sonne bis zu Starkregen - gehören dazu.
Digitaler Reiseassistent mit KI-Hilfe
Auch das Wandern müsse durch ein kreisweites Wanderwegenetz etabliert werden. Positive Beispiele seien Horneburg und Buxtehude. Die „maritime DNA der Urlaubsregion“ soll durch Wasserwander-Angebote mit Kanu und Stand-up-Paddle und geführte Touren in den Nebenflüssen der Elbe gestärkt werden. Ein wichtiges Vorhaben sei - neben einem einheitlichen Buchungssystem - auch die Entwicklung eines digitalen Reiseassistenten mit KI-Hilfe.
Dieser soll Urlaubern alle Fragen beantworten - von der Unterkunft bis zu Gastro- und Ausflugstipps. Beispiel: Bei sengender Sonne gibt es beispielsweise Tipps, wo Gäste im Schatten durch die Wälder auf der Geest radeln oder wandern können. Investitionen in Infrastruktur würden sich lohnen. Urlaubsradler geben im Schnitt 116 Euro pro Tag aus, Tagesausflügler lassen 31 Euro in der Region.

Die Hamburg-Nähe und maritime Erlebnisse - wie eine Hafenrundfahrt mit der Hadag-Linie 62 - sind Pluspunkte der Urlaubsregion. Foto: Vasel
Damit nicht genug. Über das Förderprojekt Moorregionen wird es auch digitale Erlebnisinszenierungen geben. Mit dem Smartphone können Urlauber sich Geschichten erzählen lassen. Beispiele: Ein Kaufmann führt Gäste durch seine Hansestadt, ein Torfstecher erzählt die Geschichte des Moores an Erlebnisstationen (ab 2027).