TNach Streit mit Anwohner: Sportplatz-Ärger in Steinkirchen geht vor Gericht

Verbot für den Vereinssport? Noch rollt der Ball auf dem Fußballplatz am Schulzentrum in Steinkirchen/Grünendeich. Foto: Vasel
Im August startet die Kreisliga. Ob die Fußballer der SG Lühe den Schulsportplatz in Steinkirchen nutzen können, steht in den Sternen. Der Nachbarschaftsstreit beschäftigt jetzt das Gericht.
Steinkirchen. Der Platz am Mühlenweg in Steinkirchen war am 10. Oktober 1989 vom Landkreis Stade lediglich als Schulsportanlage genehmigt worden. Trotzdem nutzen unter anderem die Spieler der Spielgemeinschaft Lühe den Platz - für Training und Punktspiele.
In den vergangenen Monaten eskalierte der Streit. Nachbar Johannes Cordes wollte den Lärm nicht mehr hinnehmen. Der Landkreis Stade forderte die Samtgemeinde Lühe schließlich Ende 2023 auf, den Vereinssport auf der Anlage über eine Nutzungsänderung zu legalisieren.
Gelder für Gutachten gesichert
Die Leiterin des Kreis-Bauordnungsamtes, Annette Krispin, stellte eine Genehmigung in Aussicht, die Behörde duldete die rechtswidrige Nutzung durch Vereine wie die SG Lühe.
Über einen Nachtragshaushalt sicherte der Samtgemeinderat Lühe im Juni dieses Jahres die Gelder für die Gutachten. 20.000 Euro stellte die Politik ein. Anfang Juni setzte die Kommunalaufsicht ihren Stempel unter den Haushalt.
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Doch die Kommune vergab keinen Auftrag für ein Lärm- und Lichtgutachten, ein Antrag auf Nutzungsänderung konnte deshalb in Stade noch nicht gestellt werden.
Nachbar schaltet Verwaltungsgericht ein
Zwischenzeitlich zog Obstbauer Cordes vor das Verwaltungsgericht Stade, er fühlte sich durch die Feiern im und vor dem Vereinshaus und das Verhalten der Fans und Sportler - unter anderem Bandengetrommel und Alkoholkonsum - gestört.

Die Bande sorgt(e) für Ärger, Fans nutz(t)en diese zum Trommeln. Im Hintergrund das Vereinsheim, Nachbarn stören sich am Betrieb. Foto: Vasel
Sein Ziel: Erlass einer einstweiligen Anordnung. Die von ihm beauftragte Hamburger Kanzlei Rechtsanwälte Günther will erreichen, dass das Gericht den Landkreis Stade zum Handeln zwingt.
Das Kreis-Bauordnungsamt soll - bis zu einer Entscheidung im Hauptverfahren - die Samtgemeinde Lühe verpflichten, dass die Sportanlage „ausschließlich für den Schulsport oder schulische Veranstaltungen genutzt wird“.
Sind Alkohol, Bratwurst und Musik bald verboten?
Des Weiteren will der Nachbar - mit Verweis auf die Lärmimmissionen - erreichen, dass die SG Lühe die Nutzung des Vereinsheimes einschränkt.
Grillen, Alkoholausschank, laute Musik sollen untersagt werden, eine Höchstgrenze für Personen und Veranstaltungen festgelegt werden. Letztlich dürfe es lediglich eine „gesetzlich zulässige“ Nutzung geben.
Steinkirchen: Sportverbot auf Anlage?
Formell ist der Landkreis Stade der Antragsgegner, letztlich sitzen auch SG Lühe und Samtgemeinde Lühe mit am Tisch. Die Kreisverwaltung hat dem Verwaltungsgericht beziehungsweise den Altländern mittlerweile mitgeteilt, dass sie sich ein „bauordnungsrechtliches Einschreiten vorbehält“.
Das heißt im Klartext. Der Kreis Stade droht den Vereinssport auf der Anlage zu verbieten. „Uns liegt noch immer kein Antrag vor“, kritisiert Kreis-Sprecher Daniel Beneke die Politik und die Verwaltung der Samtgemeinde Lühe.
Die Nutzung für den Vereinssport muss ergänzt werden. Der alte Bauantrag von 1988 deckte lediglich die „Herstellung eines Spiel- und Sportplatzes mit Ballfanganlage und Flutlichtanlage“ für Schulsport ab, das kleine Vereinsheim wurde 2003 genehmigt.
Kreis wartet Entscheidung des Gerichts ab
Damit stehe im Raum, dass das Bauordnungsamt den „nicht genehmigten Betrieb untersagen wird“. Dass der Stempel noch nicht unter die Anordnung gesetzt wurde, habe lediglich einen Grund. Der Kreis Stade wolle einer Entscheidung des Gerichts nicht vorgreifen, so Beneke.
"Wir müssen draußen bleiben!!!", könnte es bald für die Kicker der SG Lühe heißen. Bislang steht das Schild am Vereinsheim lediglich für die Schuhe der Vereinssportler. Foto: Vasel
Bei Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke (parteilos) schrillen die Alarmglocken. „Ich will ein Verbot verhindern, ich stehe zu meinem Wort“, sagt Gerke. Die Altländer seien aufgrund der Duldung davon ausgegangen, dass die Aufträge erst nach der Sommerpause vergeben werden müssten.
Sondersitzung der Politik im Rathaus
Kurzfristig wurde deshalb der nicht öffentlich tagende Samtgemeindeausschuss für vergangenen Montag einberufen - mitten in der Sommerpause. Das Gremium habe die Aufträge für ein Lärm- und Lichtgutachten abgesegnet.
Der Beschluss soll einstimmig gefallen sein. Ohne Gutachten kann die Kommune keinen Antrag auf Nutzungsänderung in Stade stellen.
Wann das Urteil in Stade fallen soll
Klar ist allerdings bereits heute, dass die Kommune den Vereinssport in Steinkirchen nicht mehr vor der Gerichtsentscheidung legalisieren kann. Gutachten-Erstellung und Genehmigungsverfahren werden mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Die Kammer werde frühestens Ende August entscheiden, so der Vizepräsident und Sprecher des Verwaltungsgerichtes Stade, Richard Wermes, am Mittwoch gegenüber dem TAGEBLATT.
Während alle warten, feiert SG Lühe sportliche Erfolge
Letztlich könnten unter anderem ein neuer Ballfangzaun und/oder eine Flutlichtanlage notwendig werden - immer vorausgesetzt, Gericht und Kreis schieben dem Vereinssport keinen Riegel vor.
Unterdessen lädt Bürgermeister Gerke für Freitag, 19. Juli, 19 Uhr, zur Aufstiegsparty für die SG Lühe vor dem Rathaus ein.
Herren und Damen stiegen auf, die I. Herren spielen künftig in der Kreisliga. Gerke: „Wir wollen die sportlichen Erfolge feiern - und deutlich machen, dass der Verein, insbesondere auch wegen der Jugendarbeit, unverzichtbar ist.“