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Blaulicht

Sturmflut überrascht Autofahrer am Lühe-Anleger – Wohnmobil unter Wasser

Der Lühe-Anleger in Grünendeich wurde überflutet. Ein Wohnmobil steht unter Wasser.

Der Lühe-Anleger wurde überflutet. Die Feuerwehr Grünendeich sicherte das dort abgestellte Wohnmobil mit Seilen. Foto: Feuerwehr Samtgemeinde Lühe

Die erste Sturmflut des Herbstes erreicht am Sonnabend auch den Lühe-Anleger. Parkplatz und Wohnmobilstellplatz werden überschwemmt - sehr zum Pech mehrerer Autofahrer, die ihre Fahrzeuge trotz Sturmwarnung dort abgestellt hatten.

Sonntag, 15.10.2023, 14:58 Uhr

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Grünendeich. Ein Skandinavientief hat am Wochenende für stürmisches und kühles Wetter in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein gesorgt. Eine Nordwestströmung brachte Schauer und Gewitter, teilweise mit Graupel, wie Meteorologin Mareike Pohling vom Deutschen Wetterdienst am Sonntag sagte. An der Nordseeküste und an der Elbe gab es die erste Sturmflut der Saison.

Eine Sturmflut mit einem Wasserstand von 1,5 Meter über dem mittleren Tidenhochwasser setzte am Sonnabendnachmittag den Parkplatz Wohnmobilstellplatz am Lüheanleger unter Wasser. Trotz Sturmflutwarnung hatten mehrere Autofahrer zuvor ihre Fahrzeuge dort abgestellt. Die Feuerwehr Grünendeich musste ausrücken, um die Fahrzeuge zu sichern.

Wohnwagen wird mit Seilen vor Sturmflut gesichert

Gegen 15.15 Uhr alarmierten Passanten die Feuerwehr Grünendeich: Auf dem Stellplatz stand ein Wohnmobil bereits bis zu den Rädern unter Wasser. Der Halter, ein Tourist aus Nordrhein-Westfalen, war auf einer Fahrradtour und laut Matthias Brand, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Samtgemeinde Lühe, für die Feuerwehrleute nicht erreichbar.

Da die hydraulischen Stützen des Reisemogils ausgeklappt waren, konnte es nicht abgeschleppt werden - eine andere Lösung musste her. Kurzerhand sicherten die mit Wathosen ausgerüsteten Feuerwehrleute das Wohnmobil mit Leinen gegen ein mögliches Abtreiben. Kurz vor dem Abrücken der Feuerwehr kehrte der Tourist von seiner Radtour zurück. Nachdem die Ebbe eingesetzt hatte, verließ er mit dem Wohnmobil aus eigener Kraft den Lüheanleger.

Am Lühe-Anleger tritt die Elbe über das Ufer. Ein blauer Renault wird von Feuerwehrleuten auf Rollen gestellt.

Ein Renault stand am Lühe-Anleger im hochwassergefährdeten Bereich. Das Auto wird von Feuerwehrleuten mit Rollen weggeschleppt. Foto: Feuerwehr Samtgemeinde Lühe

Schaulustige halten sich nicht ans Durchfahrtsverbot am Lühe-Anleger

Ein Renault aus dem Landkreis Rotenbug war ebenfalls im hochwassergefährdeten Bereich des Parkplatzes abgestellt worden. Die Feuerwehrleute schleppten den Wagen mit Rollen weg.

Viele Schaulustige waren an den Lühe-Anleger gekommen, um die Sturmflut und den Feuerwehreinsatz vor Ort zu verfolgen. „Leider musste jedoch festgestellt werden, dass sich sehr viele Autofahrer nicht an das von der Samtgemeinde Lühe bereits am Freitagmittag aufgestellte Durchfahrt-verboten-Schild an der Deichdurchfahrt gehalten haben“, berichtet Brand. Im Anschluss an den Einsatz verschlossen die Feuerwehrleute das Deichtor zum Lühe-Anleger verschlossen, sodass keine Fahrzeuge mehr durchfahren können.

Die Feuerwehr empfiehlt außerdem auch die Installation der WarnApp NINA des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). „Hier kann u.a. auch standortgenau auf Warnung, wie z.B. eine Sturmflut, hingewiesen werden“, sagt der Feuerwehrsprecher.

Ein Feuerwehrfahrzeug steht am überfluteten Lühe-Anleger.

Die Feuerwehr Grünendeich musste mehrere am Lühe-Anleger abgestellte Fahrzeuge vor den Wassermassen retten. Foto: Feuerwehr Samtgemeinde Lühe

Elbfähre setzt wegen Sturmflut Fahrten aus

In der vergangenen Nacht (Freitag auf Sonnabend) gab es einen Sturmeinsatz in der Samtgemeinde Apensen. Ein Baum war auf die Straße gekippt, die Feuerwehr Beckdorf rückte aus. Der Baum wurde zersägt und die Straße wurde wieder freigegeben.

Wegen der Sturmflut musste auch die Elbfähre von Wischhafen nach Glückstadt bis zum frühen Abend (17.30 Uhr) die Fahrten aussetzen.

Erste Sturmflut an der Nordsee – Sturm beschädigt Dorf bei Lübeck

In Hamburg wurde am Samstagnachmittag der Fischmarkt überspült. Nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) stieg das Wasser der Elbe gegen 17.30 Uhr auf 1,82 Meter über das mittlere Hochwasser. Am frühen Sonntagmorgen blieb der Scheitelpunkt in St. Pauli unter der Sturmflutmarke von 1,50 Meter.

In der Nacht zum Samstag war eine Kaltfront mit Gewittern und zum Teil kräftigen Böen durch Schleswig-Holstein gezogen. In Cashagen (Ostholstein) bei Lübeck richtete ein Sturm schwere Schäden an. Mehrere Dächer wurden abgedeckt und Bäume umgerissen, wie ein Sprecher der Rettungsleitstelle in Bad Oldesloe sagte. Ein Baum sei auf das Feuerwehrgerätehaus der 300-Einwohner-Gemeinde gestürzt, hieß es. Auch auf der Dorfallee lagen Bäume. Nur wenige Meter von der rund 800 Meter langen Schneise entfernt seien keine Schäden zu sehen, sagte der Sprecher. Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Hamburger Feuerwehr zählte in der Nacht zum Sonntag rund 30 wetterbedingte Einsätze. Auch im Raum Kiel stürzten mehrere Bäume um, wie ein Polizeisprecher sagte.

Im Norden bleibt es kalt

In Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und weiteren Bundesländern begannen am Wochenende die Herbstferien. Wer seinen Urlaub im Norden verbringen will, sollte an wärmere Kleidung denken. Zwar erwartet der Deutsche Wetterdienst in den nächsten Tagen eine leichte Stabilisierung, dank einer Hochdruckzone, die sich von Großbritannien ausbreitet. Doch die Temperaturen erreichen nur maximal zwölf Grad. Im Herzogtum Lauenburg könne es in der Nacht zum Dienstag erstmals in diesem Herbst leichten Frost geben, sagte Pohling. Es werde wechselnd bewölkt sein, an der Küste und im Binnenland könne es Schauer geben. Der Wind wehe schwach bis mäßig.

Nach der Wasserstandsvorhersage des BSH sind vorerst keine weiteren Sturmfluten zu erwarten. Erst am Freitag hatte in Hamburg die diesjährige Deichverteidigungsübung stattgefunden. Die Deiche, Hochwasserschutzwände, Flutschutztore, Sperrwerke, Schleusen und Schöpfwerke befinden sich laut Senat in einem sicheren Zustand. Seit der Sturmflutkatastrophe von 1962 wurden die Deiche immer wieder erhöht. Am bundesweiten Warntag am 14. September, einen Tag vor Beginn der Sturmflutsaison (15. September bis 31. März), waren die Sirenen getestet worden. (set/dpa/tip)

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