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TUrlaub mit Ausblick: Ferienresidenz am Elbufer in Grünendeich eröffnet

Urlaub im Alten Land: Blick vom Hauptdeich über die Kreisstraße 39 auf die Ferienresidenz am Elbufer in Grünendeich. Links ist das Schilling‘sche Brack zu sehen, rechts ist ein Spielplatz entstanden.

Urlaub im Alten Land: Blick vom Hauptdeich über die Kreisstraße 39 auf die Ferienresidenz am Elbufer in Grünendeich. Links ist das Schilling‘sche Brack zu sehen, rechts ist ein Spielplatz entstanden. Foto: Vasel

Die Ferienresidenz am Elbufer in Grünendeich ist eröffnet. Es ist ein Standort mit Geschichte, bereits um 1900 strömten Urlauber an das Schilling‘sche Brack. Was erwartet sie heute?

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Von Björn Vasel
Samstag, 02.08.2025, 07:00 Uhr

Grünendeich. Im Sommer 2023 hatte das Bauunternehmen K.H. Bernhardt aus Wischhafen mit den Arbeiten für das Millionenprojekt begonnen, am 15. Juli 2025 hat Meike Thomas von der Ferienresidenz am Elbufer die ersten Gäste aus Nordrhein-Westfalen begrüßt. „Diese waren so begeistert, dass sie gleich ihren Urlaub für 2026 gebucht haben“, freut sie sich. Gemeinsam mit drei Kollegen betreut die Jorkerin die Ferienanlage am Schilling’schen Brack in Grünendeich unterhalb des Lühe-Anlegers.

Urlaub mit Blick auf Elbe und Altes Land

Die Anlage besteht aus vier Gebäuden mit 33 Ferienwohnungen. Einige können von Kapitalanlegern noch erworben werden. Die Wohnungen sind 43 bis 70 Quadratmeter groß und mit bis zu zwei Schlafzimmern auf bis zu vier Personen ausgelegt. 110 Euro bis 164 Euro kostet Urlauber die Unterkunft pro Nacht.

In der Nachbarschaft stehen alte Lotsenhäuser an der K39, das Gelände grenzt an Kirsch- und Apfelplantagen. Obstbau und Schifffahrt, diese Themen spiegeln sich in den Neubauten wider. Das sei den Geschäftsführern Timo Engelbrecht und Ulf Bernhardt wichtig gewesen.

Urlauber wie Meike Thomas können von der Ferienresidenz über die Elbe bis nach Hamburg schauen.

Urlauber wie Meike Thomas können von der Ferienresidenz über die Elbe bis nach Hamburg schauen. Foto: Vasel

Die Häuser heißen Apfelhof, Birnengold, Kirschblüte und Pflaumenbaum, es gibt - wie auf einem Kreuzfahrtschiff - verschiedene Decks. Nach und nach gehen sie in Betrieb. Von einigen Wohnungen können die Gäste über die Elbe bis nach Hamburg schauen, weit geht der Blick auch von den Balkonen über das Alte Land. „Die Urlauber wollen Schiffe sehen“, sagt die Altländerin.

Nachfolger des Hotel Cohrs

Mit der Ferienresidenz bleibt der Standort für den Tourismus erhalten, bis 2020 stand hier das Hotel Cohrs. Der Neubau ist allerdings deutlich komfortabler. Die Ferienanlage verfügt über eine großzügige Tiefgarage - für Pkw, Bullis und Fahrräder. E-Bikes und E-Autos können vor Ort aufgeladen werden. Ein Spielplatz rundet das Angebot ab, Gäste können gemeinsam grillen oder sich im Wintergarten treffen.

Haustechniker Gerald Rüffer bei den letzten Arbeiten in einer der 33 Ferienwohnungen.

Haustechniker Gerald Rüffer bei den letzten Arbeiten in einer der 33 Ferienwohnungen. Foto: Vasel

Die Investoren haben mehrere Zielgruppen im Auge - von Senioren bis zu Familien. „Wir können auch Gruppen unterbringen, die mit dem Bus anreisen. Das ist selten im Alten Land“, sagt Thomas. Die barrierefreie Anlage verfügt über drei rollstuhlgerechte Ferienwohnungen, die großen Häuser werden über Fahrstühle und Treppenhäuser sowie Laubengänge erschlossen. „Außerdem sind wir hundefreundlich“, betont Thomas.

Im Untergeschoss von Haus Kirschblüte gibt es einen Wellness- und Fitnessbereich mit Sauna. Mit einer Kollegin empfängt Thomas die Gäste in der Rezeption. Hier gibt es auch Tipps für Ausflüge. Sie will mit Tourist-Info, Genusshandwerkern und Obsthöfen zusammenarbeiten. Überall hängen in den Gebäuden kleine Tafeln im Bullaugenlook mit QR-Codes - mit Infos zur Kulturlandschaft und Tourismus-Tipps.

Erste Pläne scheiterten am Widerstand der Politik

Bereits 2020 hatte Bauunternehmer Ulf Bernhardt aus Wischhafen das marode Hotel Cohrs abgerissen. Ursprünglich wollte der Kehdinger in Grünendeich am Elbdeich eine - unter anderem vom Tourismusverband unterstützte - bis zu sechsgeschossige Ferienresidenz inklusive Hotel garni mit zwölf Hotelzimmern und 42 Appartements für Dauer- und Freizeitwohnen mit Wellness- und Fitnessbereich errichten. Des Weiteren sollte am Schilling’schen Brack ein mobiler Imbiss mit Terrasse entstehen - ähnlich wie am Strand auf Krautsand. Doch das Vorhaben scheiterte seinerzeit am Widerstand von Rat, Welterbeverein und Anwohnern, die Größe und eine zu moderne Gestaltung stießen auf Kritik.

Verworfen: Die geplante Hotel-/Ferienwohnanlage am Elbdeich in Grünendeich wurde nicht gebaut.

Verworfen: Die geplante Hotel-/Ferienwohnanlage am Elbdeich in Grünendeich wurde nicht gebaut. Foto: JL Ingenieure

Die Politiker stoppten im August 2020 den Bebauungsplan. Die Kehdinger stoppten das Vorhaben und überarbeiteten ihr Konzept. Für das neue Projekt war kein Bebauungsplan mehr notwendig. Die Grundlage war Paragraf 34 des Baugesetzbuches. In einer Innenbereichslage müssen sich Neubauten nach Art und Maß der baulichen Nutzung und der Bauweise in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen. Der Landkreis gab grünes Licht.

Blick auf ein Relikt der verheerenden Katharinenflut

Das Schilling’sche Brack ist bereits in der verheerenden Katharinenflut vom 25. November 1685 entstanden. Heute ist das unter Naturschutz stehende Schilling’sche Brack knapp 1700 Quadratmeter groß.

Luftaufnahme des Schilling'schen Bracks mit dem Hotel Cohrs vor 1962.

Luftaufnahme des Schilling'schen Bracks mit dem Hotel Cohrs vor 1962. Foto: Vasel

Der Vorgängerbau der neuen Ferienresidenz war in der Kaiserzeit errichtet worden. Zu Tausenden fielen seinerzeit vor allem die Hamburger unter anderem mit den Hadag-Dampfern in das Alte Land ein. Die Ausflügler gingen am Fähranleger Lühe II an Land und liefen einige Meter über den Deich zum Gasthof Zur Elbschlucht der Familie Schilling. Es gab einen Sommergarten und eine Doppelkegelbahn, hinzu kamen eine Pension und ein Obstversand.

Blick auf die Gaststätte Zur Elbschlucht im Jahr 1908 in Grünendeich. Ab 1961 wurde das Haus von Familie Cohrs betrieben.

Blick auf die Gaststätte Zur Elbschlucht im Jahr 1908 in Grünendeich. Ab 1961 wurde das Haus von Familie Cohrs betrieben. Foto: Samtgemeinde-Archiv

Im Jahr 1961 übernahm die Familie Cohrs das Haus und baute es zum Hotel um - ergänzt um ein Restaurant mit Gartenwirtschaft. Nach der Sturmflut 1962 wurde der Hauptdeich elbwärts verlegt und begradigt. Vor dem Verkauf war Cohrs ein Hotel garni mit zehn Doppelzimmern für Monteure.

Der Bürgermeister der Gemeinde Grünendeich, Nikolai Müller (CDU), war bei dem Streit vor fünf Jahren noch nicht im Rat aktiv. Er findet den Neubau sehr ansprechend. Müller hofft nun, dass das Projekt „den Tourismus im Alten Land stärkt“.

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