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T„Viele Leben in Gefahr“: Agathenburg will Trasse für Gasleitung verändern

Gasrohre auf dem Lagerplatz von Gasunie Deutschland in Brunsbüttel. Die neue Leitung verläuft von der Elbe durch den Landkreis Stade.

Gasrohre auf dem Lagerplatz von Gasunie Deutschland in Brunsbüttel. Die neue Leitung verläuft von der Elbe durch den Landkreis Stade. Foto: Marcus Brandt/dpa

Zur inländischen Gasversorgung sollen auf rund 85 Kilometern unterirdisch Stahlrohre zwischen dem südlichen Elbufer und Achim im Kreis Verden verlegt werden. Der Rat der Gemeinde Agathenburg will nun eine Planänderung - zur Gefahrenabwehr.

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Von Steffen Buchmann
Freitag, 05.01.2024, 05:50 Uhr

Agathenburg. Die neue Erdgasleitung ETL 182 der Gasunie Deutschland bereitet dem Rat der Gemeinde Agathenburg Sorgen. Das Gas soll durch unterirdisch verlegte Stahlrohrleitungen mit 1,40 Meter Durchmesser und bei 84 bar Druck Erdgas vom bestehenden Netzpunkt „Elbe Süd“ auf Höhe der Elbinsel Lühesand zur Verdichterstation in Achim im Landkreis Verden befördert werden. Bei der Ratssitzung am 13. Dezember 2023 ließ die Wählergemeinschaft Agathenburg (WGA) über einen Antrag abstimmen, um den geplanten Trassenverlauf möglichst weitläufig zu verändern. Denn die Fraktion sieht „viele Leben in Gefahr“.

„Ein Schadensfall an der Gasleitung ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen“, erklärte WGA-Fraktionsvorsitzender Thilo Jungnickel. Dem Antrag legte die Fraktion unter anderem einen 66-seitigen Forschungsbericht bei, wonach als Hauptunfallursache „die unbeabsichtigte äußere Wirkung durch Dritte z.B. durch Baggerarbeiten“ gilt.

Jungnickel sieht daher dringenden Handlungsbedarf. „Zur Gefahrenabwehr muss die Trasse möglichst weit weg von der Wohnbebauung in Agathenburg verlegt werden“, sagt er. Die verantwortlichen Projektleiter sehen jedoch laut Jungnickel aufgrund der modernen Anlage kein Gefahrenpotenzial für Schadensfälle. „Es gibt aber keine Null-Gefahr bei Gasleitungen“, sagt Jungnickel. Es müsse nur an einer Stelle Gas austreten und ein Zündfunke hinzukommen, „dann liegt halb Agathenburg in Schutt und Asche“.

Frist für Stellungnahme abgelaufen

Durch den einstimmig beschlossenen Antrag soll nun die Verwaltung bei den Projektverantwortlichen von Gasunie und dem Niedersächsischen Amt für Landesentwicklung Lüneburg (ArL Lüneburg) eine Verlegung der Trasse an die K30 in Richtung Dollern anregen. Thilo Jungnickel macht sich jedoch wenig Hoffnung. „Wir erkennen eine deutliche Abwehrhaltung beim Land Niedersachsen angesichts unserer Bedenken“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Auf TAGEBLATT-Anfrage teilte Christof Seeck vom ArL Lüneburg mit, dass Gemeinden und die Öffentlichkeit bis zum 3. November 2023 die Möglichkeit hatten, Stellungnahmen bei der Behörde einzureichen.

Zwei Alternativtrassenvorschläge stellte die WGA in ihrem Antrag im Agathenburger Rat vor, um bebaute Gemeindegebiete vor Schäden zu schützen.

Zwei Alternativtrassenvorschläge stellte die WGA in ihrem Antrag im Agathenburger Rat vor, um bebaute Gemeindegebiete vor Schäden zu schützen. Foto: Wählergemeinschaft Agathenburg

„Bis zum Stichtag lag uns keine Stellungnahme der Gemeinde Agathenburg vor“, so Seeck. Es sei zwar eine private Stellungnahme mit zwei Alternativtrassenverläufen für Agathenburg bei der Behörde eingegangen. Die Gasunie lehnte jedoch beide Vorschläge für Alternativtrassen schriftlich wegen „gewichtiger privater und öffentlicher Belange“ ab.

Der favorisierte Vorschlag in Richtung Dollern quere laut der Vorhabensträgerin mehrere Vorrang- und Vorbehaltsgebiete wie etwa das Wasserschutzgebiet Dollern „auf einer deutlich größeren Länge“. Außerdem orientiere sich der Vorschlag nicht an der Bündelung der bestehenden unterirdischen Rohrfernleitungen ETL 47 und ETL 125. „Die Trasse wird mit einem Schutzstreifen von beidseitig sechs Metern geplant“, sagt Christof Seeck vom ArL Lüneburg. „Somit sind die rechtlichen Vorgaben erfüllt und der menschlichen Gesundheit Genüge getan.“

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