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Ticketverordnung

TWeiter Park-Ärger am Lühe-Anleger: Was Motorradfahrer und Budenbesitzer sagen

Melanie und Matthias Grotzke düsen mit ihren Harleys gerne zum Lühe-Anleger.

Melanie und Matthias Grotzke düsen mit ihren Harleys gerne zum Lühe-Anleger. Foto: Felsch

Sonne, Wasser und gute Laune: Dafür steht der Lühe-Anleger in der warmen Jahreszeit. Doch wirklich gut ist die Stimmung nicht, wenn es um das Thema Parkgebühren für Biker geht. Was die Motorradfahrer und Budenbesitzer dazu sagen.

Von Franziska Felsch Mittwoch, 10.04.2024, 07:14 Uhr

Altes Land. Die Parkgebühren für motorisierte Zweiräder sorgen für viele Diskussionen am Lühe-Anleger. Eigentlich müssen Biker schon seit 25 Jahren ein Ticket ziehen, es hält sich nur kaum einer dran.

Im Mai 2023 hatte Nele Dehmel, Ordnungsamtsleiterin der Samtgemeinde Lühe, angekündigt, dass die Verkehrsüberwacher in Zukunft durchgreifen würden. Wer die Gebühr nicht entrichte, müsse mit einem Verwarngeld in Höhe von 20 Euro rechnen. Achselzucken, als die Biker hören, die Parkautomaten seien schon umgerüstet. 600 Euro hat sich die Gemeinde Grünendeich das kosten lassen. Ob es was bringt?

Die gelbe Taste für Motorräder hatte am vergangenen Sonnabend wohl niemand gedrückt. So wie Rolf Marquard, der sich wundert: „Wo soll ich das Ticket befestigen? Wenn das vom Wind wegfliegt und die Kontrolle kommt, muss ich trotzdem Strafe zahlen.“ Dann müssten auch die Halter von Fahrrädern und E-Rollern zur Kasse gebeten werden, findet der Hamburger.

Kommt jetzt die Vignette für das Parken am Lühe-Anleger?

Die Gemeinde hat die Gebühren in dieser Saison - nach Kritik - gesenkt. 50 Cent kostet eine halbe Stunde, also die Stunde einen Euro. Darauf macht der Bürgermeister von Grünendeich, Nikolai Müller (CDU), aufmerksam. „Mit dem Geld erhalten wir die Anlage. Wer keine Münzen dabei hat, kann per App löhnen“, sagt Müller und bittet um Verständnis.

Einerseits verstehe er die Kritik, weil viele Biker glaubten, die Gebühren seien neu, was sie ja nicht sind. Andererseits müssten ja auch Autofahrer und Wohnmobilisten zahlen. Im Gemeinderat denke man derzeit über eine Vignette nach. „Wir sind für Vorschläge offen und hoffen, dass wir da Ruhe reinkriegen“, so Müller.

Kristin Schwarz und Dirk Schweer genießen das schöne Wetter am Elbstrand.

Kristin Schwarz und Dirk Schweer genießen das schöne Wetter am Elbstrand. Foto: Felsch

„Wenn sie nicht umschwenken, bleiben viele von uns weg“

„Einen Euro als Pauschale würde ich akzeptieren. Wenn man weiß, wofür es gebraucht wird, ist es okay“, sagt Kristin Schwarz von den Medical knights. Die Gruppe aus dem Cuxland liebt den LA, so ist der Spitzname des Lühe-Anlegers.

Weil er quasi um die Ecke liegt und ihnen das Speisen- und Getränkeangebot zusagt. Schwarz ist heute gemeinsam mit dem Präsidenten der Gruppe, Dirk Schweer, unterwegs. Der sagt: „Wenn sie nicht umschwenken, bleiben viele von uns weg.“

Das bestätigt Matthias Grotzke vom Harsefelder Harley Club. „Geht gar nicht“, findet seine Frau Melanie. „Das schadet auch den Imbissbuden, die zahlen ja schon eine Menge an Pacht. Und wenn Hunderte von Bikern woanders hinfahren, fehlen denen die Gäste.“

Fischbuden-Besitzer ist verärgert

Genau das befürchtet Jan Bruns. „Ostern war Schietwetter und daher hatten wir kaum Einnahmen. Heute strömen die Leute, weil die Sonne scheint, aber es wäre blöd für die Gastronomie, wenn wir die Motorradfahrer verlieren“, ärgert sich der Besitzer einer der Fischbuden.

Seine Kollegin Loretta Schulz hat von dem Problem gehört und hofft, dass es keine Auswirkungen haben wird. „Unser Geschäft ist total wetterabhängig. Also freuen wir uns über jeden, der hier was verzehrt, egal ob er mit dem Auto, zu Fuß, per Rad oder Motorrad anreist.“

Wellenreiter-Wirtin Sylke Öhr freut sich, dass ihre Gäste endlich das schöne Wetter auf dem Anleger genießen können.

Wellenreiter-Wirtin Sylke Öhr freut sich, dass ihre Gäste endlich das schöne Wetter auf dem Anleger genießen können. Foto: Felsch

Alle Hände voll zu tun hat auch Sylke Öhr. Die Wirtin des Wellenreiters muss den Ansturm gerade allein wuppen. Aber das schafft die gelernte Konditorin mit links. Und mit Charme. In aller Ruhe erklärt sie österreichischen Touristen die Altländer Spezialitäten, während sie nebenbei Cocktails mixt.

Warum diese Radler die verstärkten Kontrollen gerechtfertigt finden

Marlies Arp, Karin Trusewitz und Theis von Pein genießen nach ihrer Radtour den gekühlten Weißwein, den ihnen Sylke Öhr kredenzt. „Damit feiern wir den Saisonbeginn“, erzählt Karin Trusewitz. „Es ist immer wieder herrlich, Schiffe gucken, klönen und Bekannte treffen - dafür ist das hier der ideale Platz.“

Die verschärfte Kontrolle für die schweren Maschinen finden die drei gerechtfertigt. „Die Anlage muss ja instand gehalten werden, daher ist gegen einen kleinen Obolus nichts einzuwenden.“

„Schwieriges Thema“, findet Sylke Öhr. „Die Wohnmobilisten und die Autofahrer können sich Essen und Trinken mitnehmen, die Motorradfahrer nicht. Sie müssen quasi was an den Imbissbuden kaufen und sind so gesehen benachteiligt“, argumentiert sie.

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