TWie die Altländer Bürger ihre Baukultur sichern wollen

Bürger wünschen sich bessere Wege auf den Deichen in ihrer Dorfregion Jork. Foto: Vasel
Volles Haus beim Auftakt der Dorfregion Jork: Viele Bürger hoffen auf Fördermittel für ihre Denkmäler. Doch auch Forderungen wurden laut - wie nach einem Dorfgemeinschaftshaus an der Este. So geht es weiter.
Jork. Die Dorfregion Jork sei unter anderem mit ihrer Förderkulisse eine „große Chance“ für die fünf Ortsteile Estebrügge, Königreich, Moorende, Hove und Borstel sowie den Ortskern von Jork - für das dörfliche Miteinander und die Infrastruktur.

Das Forum der Oberschule war bei der Dorfregion-Auftaktveranstaltung gut gefüllt. Foto: Vasel
Das hat Bürgermeister Matthias Riel (parteilos) am Sonnabend bei der Auftaktveranstaltung im gut gefüllten Forum des Schulzentrums Jork unterstrichen.
Altländer können sich Fördermittel in Millionen-Höhe sichern
Die Projektleiterin Kyra Boxberger vom Architektur- und Ingenieurbüro Sweco verwies auf vergleichbare Dorfregionen im Land Niedersachsen. Diese hätten sich innerhalb von sieben Jahren bis zu acht Millionen Euro an Fördermitteln gesichert.

Angepinnt: Offzieller Plan der Dorfregion Jork bei der Auftaktveranstaltung im Schulzentrum Jork. Foto: Vasel
Kommunen wie Jork könnten - je nach Steuerkraft - mit Zuschüssen von 45 bis 65 Prozent rechnen, Privatleute mit 35 Prozent. Hinzu kommt ein Bonus für die Teilnahme am laufenden Leader-Projekt von bis zu 10 Prozent. Landesweit werden bis 2027 rund 220 Millionen Euro auch aus der EU-Kasse verteilt. Laut der Förderrichtlinie sind Zuschüsse von bis zu 500.000 Euro möglich.
Zuschüsse für Baukultur und Dorfgemeinschaftsanlagen
Was heißt das? Die Gemeinde Jork könnte dörfliche Plätze, Wege und Straßen neu gestalten, um unter anderem die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und Treffpunkte zu schaffen. Schließlich ist die Stärkung der Dorfgemeinschaft ein Ziel des Programms. Außerdem sollen dörfliche Regionen als attraktive Lebens-, Arbeits-, Natur- und Erholungsräume gesichert und entwickelt werden. Dazu gehört auch der Erhalt örtlicher, identitätsstiftender Baukultur und der Grundversorgung.

Mehr als 100 Bürger wie Steffen Gill beteiligten sich an der Auftaktveranstaltung der Dorfregion Jork im Schulzentrum Jork. Foto: Vasel
Privatleute könnten Mittel für die Umnutzung und die Erhaltung ortsbildprägender oder landschaftstypischer Bausubstanz beantragen. Obstbauern könnten in ihren Fachhallenhäusern oder Scheunen ein Hofcafé oder -laden einrichten, Immobilieneigentümer ihr Reetdachdach neu decken lassen. Förderfähig ist auch die Revitalisierung ungenutzter, leerstehender Immobilien oder die Schaffung eines Dorfgemeinschaftshauses oder eines Dorfladens.
Im Schulzentrum gab es viele neue Ideen. Inge Swinnen wünscht sich ein Amphitheater wie in ihrer Heimat Belgien - als Spielplatz und Treffpunkt für die Kinder und Jugendlichen, aber auch als Ort für Musik und Theater.
Dorfentwicklungsplan soll im Sommer 2025 vorliegen
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal muss, unterstützt vom Büro Sweco, ein Dorfentwicklungsplan erstellt werden, aktuell gibt es einige 100 Ideen. Kosten: 90.000 Euro. Der Rat der Gemeinde Jork will diesen Plan mit Steckbriefen einzelner Projekte vor den Sommerferien absegnen. Damit könnten Anträge erstmals zum 30. September 2025 gestellt werden.
Engagierte Bürger sollen sich weiter einbringen
Ohne die Bürger geht es nicht. Diese sollen sich nicht nur als Ideengeber einbringen, sondern sich auch an Entscheidungen beteiligen. Es werden Ortsgruppen und Arbeitskreise gebildet, eine Strategiegruppe mit Bürgermeister, Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) und Vertretern aus den Ortsteilen bildet das Bindeglied. Ortsbereisungen sind vom 23. bis 25. September jeweils von 15 bis 19 Uhr geplant. Ein Themenworkshop zu Aspekten wie Ortsbild und Soziales folgt am 23. November. Im Februar soll das Leitbild, im Mai der Entwurf des Dorfentwicklungsplans stehen.

Auftaktveranstaltung der Dorfregion Jork im Schulzentrum Jork. Foto: Vasel
Auch eine Online-Schülerbefragung wird es geben. Um die Eltern zu erreichen, wird in den Kitas morgens ein Kinderwagencafé geben, um ihre Wünsche, Idden und Forderungen abzufragen.
Ehrenamtliche Dorfmoderatoren aus den Ortschaften sollen als Kümmerer und Kommunikatoren agieren. Interessenten können sich im Rathaus melden. Sie werden vorher geschult. Kontakt: Regionalmanagerin Sylvia Müller unter regionalmanagement@jork.de oder 04162/9147-77.
Mini-Budget für erste Vorhaben
Damit die Altländer bereits in den nächsten Wochen und Monaten von dem Projekt Dorfregion Jork profitieren und den Prozess in den Dörfern sichtbar machen können, fließen 30.000 Euro für Kleinstvorhaben zur Stärkungs des Dorflebens, etwa für Pflanzaktionen.

Ideensammlung für die Kleinstvorhaben in der Dorfregion Jork. Foto: Vasel
Lediglich dafür gibt es ein festes Budget. Über alle anderen Anträge entscheidet das ArL einzelnd. Bürger wünschten sich am Sonnabend unter anderem Bänke, Bepflanzung, Fahrradreparaturstationen, Eingangstore an den Ortseinfahrten und Malaktionen an Verteilerkästen.
Viele Bürger forderten auch bessere Fuß- und Fahrradwege, gerade an der Este sei der Deichweg für Kinder sicherer als die Straße. Denn in Moorende und Hove fehlen sichere Fußwege, so Kathrin Hauschildt.
Weitere Großprojekte im Gespräch
Doch auch weitere Großprojekte sind im Gespräch. Hausbesitzer wollen ihre Reetdachhäuser decken lassen, planen neue Nutzung ihrer alten Bauernhäuser.

Ein Projekt für die Dorfregion Jork? Blick auf das Feuerwehrgerätehaus in Estebrügge. Foto: Vasel

Tischlerei Ecks - ein potenzielles Dorfgemeinschaftshaus? Das ist ein Thema unter engagierten Bürgern der Dorfregion Jork. Foto: Vasel
Und an der Este wird der Wunsch nach einem Dorfgemeinschafts- und Kulturhaus laut, etwa im alten Feuerwehrgerätehaus Estebrügge nach der Einweihung des Neubaus in Königreich im Jahr 2026 oder in der Tischlerei Ecks, die aktuell vom Künstlerkollektiv IG Flunst bespielt wird.

Die Attraktivierung des historischen Borsteler Hafens mit der Tjalk Annemarie wird eine Projekt der Dorfregion Jork. Foto: Vasel
Gesetzt ist der Borsteler Hafen. Der historische Hafen soll barrierefrei werden, Veranstaltungs- und Parkflächen sollen geschaffen werden. Im Gespräch ist auch, einen Weg zur Borsteler Binnenelbe zu schaffen. Die Idee: Natur und maritime Geschichte erleben.

Neue Ideen für die Dorfregion beim Workshop. Foto: Vasel