T Agathenburger feiern sich und ihre 825-jährige Geschichte im und um das Schloss

Banner machen an der B 73 auf die Feierlichkeiten auf Schloss Agathenburg aufmerksam. Foto: Vasel
Die Agathenburger feiern den 825. Geburtstag ihres Dorfes und Schlosses mit einem Fest. Die Geschichte ist eng verbunden mit den Namen Lyt und Königsmarck. 1199 und 1655 hatte das Volk in ihren Residenzen nichts zu suchen. Doch diese Zeit ist vorbei.
Agathenburg. Die Agathenburger feiern den 825. Geburtstag ihres Dorfes mit einem großen Fest - in und um ihr Schloss. Ins Licht der Geschichte trat das Dorf am 8. Juni 1199. In einer Urkunde von Erzbischof Hartwig II. wird erstmals der Name Lieth - so hieß das Dorf bis 1655 - erwähnt. In der Urkunde selbst spielt der Ort keine wichtige Rolle. Hartwig II. befreite die Bauern, die auf den Ländereien des Nonnenklosters Zeven lebten, von einem strengen formalistischen Gerichtsverfahren („Vare“). Interessant sind vor allem die Zeugen der Beurkundung, wie der Abt von Harsefeld und, an achter Stelle, der Ministeriale Heinricus de Lyt. Sein Familien- ist ein Herkunftsname. Der Ministeriale stammte aus Lith, im Mitteldeutschen steht das Wort für Abhang. Es beschreibt die Geestkante.
Der Wohnsitz der Lyts/Lieths wird im Bereich des heutigen Schlosses gelegen haben. Auch in Dollern und in Deinste hatten sie Besitz. Die Familie spielte bei der Gründung von Horneburg im Jahr 1255 keine bedeutende Rolle, sie gehörten nicht mehr zur den Burgmännern der Horneburg. Die vermögende, bedeutende Knappenfamilie stellte im 14. Jahrhundert die Burgmannen von Bremervörde - einer neuen Residenz der Erzbischöfe von Bremen. Sie verfügten außerdem über Ländereien im Alten Land. Ob der Hof Lieth ihnen weiterhin gehörte, ist eine offene Frage der Geschichte. Fakt ist: ab 1524 gehörten Hof und Land dem Benediktinerkloster St. Marien mit Sitz in Stade. Um 1530 waren die Lieths der drittreichste Clan im Erzstift Bremen. Mit 80 Vollhöfen waren ihr Grundbesitz „größer als derjenige der Stader Klöster“, betont der frühere Stadtarchivar Jürgen Bohmbach. Um 1600 prägte die Heide die Landschaft, knapp 800 Schafe hielten die Bauern seinerzeit. Es gab sechs größere Höfe.
Agathenburg ist ein Liebesbeweis
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das an der Heerstraße liegende Dorf verwüstet, die Bevölkerung ging stark zurück. Im Jahr 1645 säkularisierten die Schweden das St.-Marien-Kloster. Königin Christina belehnte den früheren Stader Bürgermeister und schwedischen Kammerrat Nicolaus von Höpcken am 7. Februar 1649 mit dem Gut, das er durch ein Vorwerk ausbaute. Doch bereits im März verkaufte er es für 2500 Reichstaler an den Landrentmeister Christian Wyneken. 1650 befreite die Königin „Lieth“ von der Schatzpflicht. Es wurde Adelsgut. Dieses erwarb der im Dreißigjährigen Krieg steinreich gewordene Feldherr und schwedische Generalgouverneur der Herzogtümer Bremen und Verden, Graf Hans Christoph von Königsmarck (1600 bis 1663), am 23. Februar 1652. Er legte den Grundstein für sein barockes Schloss aus Backstein. Lieth erhielt nach Fertigstellung des Schlosses im Jahr 1655 nach der Ehefrau von Hans Christoph von Königsmarck, Agathe von Lehsten, den heutigen Namen Agathenburg.

Blick auf das Schloss Agathenburg und den Pferdestall. Foto: Vasel
Seine Enkelin Aurora - Geliebte von Augusts des Starken und später Pröpstin des Stiftes Quedlinburg - gehörte zu den späteren Bewohnern. Der französische Philosoph Voltaire sprach von ihr als „die berühmteste Frau zweier Jahrhunderte“ - neben der russischen Zarin Katharina II. Als der Familie das Geld ausging, verkaufte diese den Besitz im Jahr 1740 für 45.000 Taler an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Vom prächtigen Renaissance-Garten nach dem Vorbild von Château Chenonceaux in Frankreich und der Festung Bremervörde blieb nichts. Der Park wurde 1920 im Geist der Reformzeit als Landschaftspark neu konzipiert.

Eingang vom Bahnhof in den Schlosspark. Foto: Vasel
Seit 1986 gehört Agathenburg, benannt nach der Frau des Erbauers, dem Kreis. Seit 1991 ist es öffentlich zugänglich. Auch das Schlossmuseum ist sehenswert, seit August 2023 gibt es ein Hinweisschild an der A 26 für Kulturtouristen.
Buntes Programm rund um das Schloss
Deshalb gebe es am 8. Juni gleich zwei gute Gründe, ein Fest zu feiern: Das 825-jährige Jubiläum sowie das Kleine Schlossfest. Ab 14 Uhr startet das Fest in und auf dem Schlossgelände in Agathenburg. Eröffnet wird das Fest ab 14.30 Uhr von Landrat Kai Seefried (CDU) sowie Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel (parteilos) und Agathenburgs Bürgermeister Stefan Heins (CDU). Direkt im Anschluss gibt es Tanzaufführungen; Weitere Angebote: Kindertheater, Zauberei und Wasserspiele. Um 16.30 Uhr führt die Kuratorin Claudia Rasztar durch die Ausstellung Luftschlösser.
Ab 18 Uhr geht es mit dem Kleinen Schlossfest weiter. Kulturstiftung Schloss Agathenburg und Backofenverein sind mit von der Partie, die Feuerwehr grillt. Untermalt wird der Abend vom Jazz-Duo. Unterstützt wird die Feier von Raisa und den Stadtwerken Stade. Der Eintritt ist kostenlos. „Dieser Tag ist ein besonderer für Agathenburg“, so Heins. „Wir blicken auf das Bestehen unseres Dorfes zurück, das seit Errichten des Schlosses eng mit ihm verbunden ist. Deshalb liegt es nur nah, dass wir gemeinsam feiern.“ Er hofft auf viele Besucher an diesem Tag.