T100 Jahre Schützenverein Dollern: Zweimal stand er vor dem Aus

Dollerner Schützen und Bürger feiern gemeinsam 1977 in der Mehrzweckhalle. Foto: Hagenah/Döpke
Die Geschichte der Dollerner Schützen ist geprägt von Höhen und Tiefen. Doch kleinzukriegen waren sie nie. Ein Blick auf 100 Jahre Vereinstradition.
Dollern. Der Schützenverein ist seit 100 Jahren ein fester Bestandteil des dörflichen Lebens in Dollern - und hält durch seine Mitglieder die Tradition am Leben. „Der Schützensport gehört zum deutschen Brauchtum“, sagt der 1. Vereinsvorsitzende Andre Brunckhorst.
In einem Jahrhundert Vereinsgeschichte haben die Dollerner Schützen Höhen und Tiefen durchlebt, ihre Zukunft stand mehr als einmal auf der Kippe. Doch die Dollerner haben durchgehalten und feiern ihren Schützenverein am kommenden Wochenende mit einem Jubiläumsfest.
Der erste Schießstand in der Kiesgrube
Ursprünglich ging der Dollerner Schützenverein aus dem Kriegerverein Horneburg hervor, dessen Mitglieder sich im Februar 1925 in der Gastwirtschaft Wilhelm Meyer trafen. Dort gründeten sie die „Ortsgruppe Dollern, Abteilung Schießsport“. Den ersten Schießstand bauten die Gründer eigenhändig aus Holz in der damaligen Kiesgrube zwischen Altländer Straße und Mühlenweg.

Die aktuellen Würdenträger des Dollerner Schützenvereins (von links): Hans-Dieter Schröder, Erika Schacht, Nancy und Andre Brunckhorst, Sven Wobbe und Rudolf Kircher. Foto: Schützenverein Dollern
Zwei bis drei Jahre später gründeten die Dollerner dann einen echten Schützenverein, zum Schießstand in der Kiesgrube kam mit der Zeit auch ein kleines Schützenhaus hinzu. Dieser alte Verein feierte sein letztes Schützenfest 1940. Denn durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und das anschließende Vereinsverbot durch die Alliierten musste sich der Schützenverein auflösen. Erst 1950 riefen der damalige Schützenkönig Ernst Wiehe und die verbliebenen Kameraden den Verein wieder ins Leben.
In den 80er Jahren droht erneut das Vereinsaus
Doch in den 1980er Jahren standen die Dollerner Schützen erneut vor der Auflösung. Hintergrund ist das groß angelegte Projekt, eine neue Schießsportanlage mitsamt einer Mehrzweckhalle zu bauen. Vorherige Schützenfeste feierten die Dollerner im jährlichen Wechsel in den Gaststätten der Familien Spielmans und Hauschildt.

Feierliche Weihe einer neuen Schützenfahne auf dem Schießplatzgelände am Issendorfer Weg. Foto: Hagenah/Döpke
1974 fand erstmals das Dollerner Schützenfest als letztes im Landkreis statt, nämlich am zweiten Septemberwochenende - diese Tradition gilt nach wie vor. Doch das Bauprojekt brachte den Verein in finanzielle Schieflage, im März 1982 eröffnete das Amtsgericht Buxtehude das Konkursverfahren.
Mangels Konkursmasse stellte das Amtsgericht im Oktober 1984 das Verfahren ein und löschte den Verein aus dem Vereinsregister. Direkt danach gründete sich der Verein neu, um das Vereinsleben weiterzuführen - bis heute.
Ehrenamtliches Engagement bringt Spaß
In dieser turbulenten Zeit stieß Jürgen Lemmel zu den Dollerner Schützen, angeregt durch das mittlerweile älteste Vereinsmitglied Herbert Meyn. „Ich wusste, ich will irgendwo in einen Verein eintreten - entweder Feuerwehr oder Schützen“, erinnert sich Lemmel. Seit 1993 ist der 79-Jährige im Dollerner Vorstand aktiv, engagierte sich auch langjährig im Jugendbereich.
Besonders gerne erinnert er sich an die Deutschen Meisterschaften 2017 in der Westfalenhalle in Hannover, an denen er mit seiner Lebensgefährtin teilgenommen hat. „100 Leute standen nebeneinander und haben gleichzeitig geschossen, dazwischen saßen überall Zuschauer mit Campingstühlen“, erinnert sich Lemmel.

Alle Dollerner Schützenkönige und Schützenköniginnen seit 1925 sind in Glasscheiben im Schützenheim graviert. Foto: Buchmann
Andre Brunckhorst ist erst seit 2017 bei den Dollerner Schützen aktiv, schaffte es 2018 direkt zum Vogelkönig. „Jedes Mal, wenn ich dran war, ist ein Teil nach dem anderen weggeflogen, das war unglaublich“, erinnert er sich.
Seit drei Jahren ist er im Vereinsvorstand aktiv. Der 44-jährige Mechaniker arbeitet bei Airbus, im Schützenverein findet er einen Ausgleich zur Arbeit. Sport mache sein Knie nicht mit, deshalb sei der Schützenverein genau richtig. Das Engagement für den Verein bringe ihm Spaß, auch wenn die Dollerner zuletzt mit Mitgliederschwund und finanziellen Problemen zu kämpfen hatten.
Dollerner Vereinsheim gerettet
Ihr Vereinsheim konnten die Schützen im September 2024 retten, indem die Gemeinde Dollern es mitsamt den notwendigen Sanierungen übernahm und dem Verein ein dauerhaftes Nutzungsrecht einräumte. Die Mitgliederzahl sei inzwischen wieder auf über 70 Personen angestiegen, sagt Brunckhorst. Trotz hohen Altersdurchschnitts und Problemen, Menschen für Vereinsämter zu finden, wollen die Dollerner am Ball bleiben.

Die älteste Fahne Dollerns ist die Schützenfahne. Foto: Buchmann
Einen zentralen Platz im Vereinsheim nimmt die Fahne aus der Gründungszeit ein. „Zwischenzeitlich hing sie mal im Rathaus“, sagt Jürgen Lemmel. Doch trotz Wasserflecken und verblichener Farbe wirkt der schwere Fahnenstoff immer noch stabil. Sie ist die älteste Flagge in Dollern, weiß Lemmel - und soll es noch möglichst lange bleiben.
Das Programm zum Schützenfest
Das Jubiläumsfest des Schützenvereins Dollern findet vom 12. bis 14. September statt. Freitag beginnt ein Laternen- und Fackelumzug für alle ab 18.30 Uhr im Veerenkamp bei Mohr, den Sonnabend eröffnet der Kinderumzug ab 13 Uhr mit anschließendem Kinderschützenfest auf dem Festplatz. Highlight ist der Auftritt der Torpids am Sonnabend ab 20 Uhr in der Sporthalle. Am Sonntag folgen der Festumzug um 9 Uhr sowie die Proklamation ab 17 Uhr. Karten für das Torpid-Konzert gibt es für 18 Euro im Vorverkauf bei Edeka Drewes in Dollern und Horneburg.
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