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Kundgebung

TAirbus: 160 Beschäftigten in Stade droht Arbeitsplatzverlust

120 Beschäftigte von Airbus Aerostructures demonstrieren in Stade um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

120 Beschäftigte von Airbus Aerostructures demonstrieren in Stade um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Foto: IG Metall

Beschäftigte von Airbus in Stade fürchten um ihre Jobs. Grund: Die Bundesregierung beschafft vermehrt Flugzeuge und Hubschrauber für die Bundeswehr aus den USA. Betriebsrat und Gewerkschaft schlagen Alarm.

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Von Alexandra Bisping
Freitag, 10.11.2023, 14:03 Uhr

Stade. Unter dem Motto „Für unsere Sicherheit“ demonstrierten rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Airbus-Werk gegen eine vermeintlich einseitige Einkaufspolitik der Bundesregierung. Tamer Yüksel, Vorsitzender des Betriebsrats von Airbus Aerostructures in Stade, sagt: „Die Bundesregierung hat ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Modernisierung der Bundeswehr aufgelegt. Doch bei uns in Stade kommt davon wenig an.“

Es gebe hervorragend qualifizierte Kolleginnen und Kollegen und jede Möglichkeit, einen wichtigen Beitrag zur notwendigen Modernisierung der militärischen Luftfahrtindustrie zu leisten. „Wir erwarten, dass das Steuergeld, das jetzt dafür ausgegeben wird, Arbeitsplätze auch bei uns sichert“, sagt Yüksel.

Verlust tausender Arbeitsplätze droht

Zur Kundgebung aufgerufen hatte die IG Metall Hamburg. Dazu Geschäftsführerin Ina Morgenroth: „Der Einkauf bei US-Konzernen ohne jegliche Verpflichtung, signifikante Anteile der Produktion, der Wartung und der Technologie nach Deutschland zu transferieren, bedeutet für die militärische Luftfahrtindustrie in Deutschland einen Schlag ins Gesicht.“ Mittelfristig verursache die Regierung damit den Verlust tausender hochqualifizierter Arbeitsplätze in Deutschland. „Auf dem Spiel steht zudem die Entwicklung neuer Luftfahrttechnologien und die industrielle Systemfähigkeit im Flugzeugbau insgesamt.“

Seit rund 30 Jahren produziert das Stader Airbuswerk für die militärische Luftfahrtindustrie. Für den Airbus A400M Flügel und Seitenleitwerk, für den Eurofighter die Rumpfschale. „Diese Arbeitspakete wären dann 2027/28 weg“, sagt Yüksel auf TAGEBLATT-Nachfrage. Betroffen wären davon 160 Beschäftigte.

Bundesregierung ignoriere Interessen

Die Kundgebung in Stade war Teil einer bundesweiten Aktionswoche. Die Gewerkschaft IG Metall hatte dazu aufgerufen. Sie kritisiert, dass die Bundesregierung bei der Ausrüstung der Luftwaffe vermehrt auf Systeme US-amerikanischer Produktion setze, beispielsweise auf F35-Kampfjets von Lockheed Martin oder den schweren Transporthubschrauber Chinook von Boeing. Das Interesse, die Systeme nach Kauf eigenständig weiterzuentwickeln oder warten zu können, werde dabei nicht gewahrt. Die Bundesregierung ignoriere damit die berechtigten Interessen der hiesigen Beschäftigten und Unternehmen, so die IG Metall.

Weiter verweist die Gewerkschaft auf die übliche Praxis anderer Staaten, die Großbeschaffungen regelmäßig an Verpflichtungen zu knüpfen, um Produktion und damit Arbeitsplätze im eigenen Land abzusichern. Dies sei dringend notwendig, denn in Deutschland stehe beispielsweise die Produktion des Hubschraubers Tiger vor dem Aus. Auch die Weiterentwicklung des Eurofighters sei ungeklärt. Bei Wartung und Weiterentwicklung von US-Systemen gebe es für die hiesigen Betriebe ebenfalls keine klare Perspektive.

Nach Überzeugung der IG Metall gefährdet die Bundesregierung mit dieser Einkaufspolitik ohne Not die Zukunftsfähigkeit der deutschen Luftfahrtindustrie und erhöht die Abhängigkeit von den USA. Dies sei auch unter sicherheitspolitischen Gesichtspunkten fragwürdig: Im Zweifelsfall seien US-Konzerne verpflichtet, zuerst US-Streitkräfte mit Ersatzteilen zu versorgen.

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